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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster
Autoren: Karin Wahlberg
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in den Fenstern der Mietshäuser. Blaues Geflimmer von Fernsehern. Das Schulgelände gegenüber ruhte in dem schmutzig gelben Schein der Lampe über dem Haupteingang und d5r Schulhoflaternen.
    Sie hatte sich immer vorgestellt, dass sie einmal viele Kinder haben würde. Seit sie sich erinnern konnte, hatte sie sich immer eine ganze Schar gewünscht. Sie war jetzt bald vierzig und hatte noch kein einziges. Unausweichlich drängten sich ihr diese Gedanken auf. Nach Kindern bekamen ihre Freundinnen nun Enkelkinder.
     
    Veronika Lundborg hielt Claes die Tür auf. Er trug die schlafende Klara die Treppe hinauf und legte die Tochter behutsam in ihr Bett, in dem sie dann doch nicht die ganze Nacht liegen würde.
    Claes ging wieder ins Erdgeschoss, hängte seine Jacke auf und lenkte seine Schritte in die Küche, weil er sich dort am liebsten aufhielt. Die Küche war das Herz des Hauses. Also machte er Licht, nur um es gleich darauf wieder auszuschalten, da er zweifelsohne kein weiteres Bier benötigte.
    Veronika nahm das Telefon vom Ladegerät im Wohnzimmer und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Sie wählte die Nummer der Notaufnahme. Nach fünfmaligem Klingeln kam eine Krankenschwester an den Apparat. Es war Pernilla. Veronika fragte, ob sich der Bereitschaftsarzt schon hingelegt habe, was ihrer Vermutung nach eigentlich noch nicht der Fall sein durfte. Pernilla bestätigte dies. Veronika bat, ihn sprechen zu dürfen. Nachdem sie einige Male durchgestellt worden war, hatte sie Daniel endlich am Apparat.
    »Alles ruhig?«
    »Nicht ganz. Aber ich habe den größten Teil des Freitagstrubels abgearbeitet, na du weißt schon. Schlägereien im Suff und andere schöne Dinge. Aber keine größeren Sachen.«
    »Ausgezeichnet! Ich bin jetzt zu Hause. Du erreichst mich auf dem Festnetz, falls was sein sollte. Und natürlich auf dem Handy.«
    Das Mobiltelefon legte sie neben ihr Bett. Am nächsten Morgen um neun Uhr musste sie wieder zur Morgenvisite erscheinen. Falls sie nicht schon vorher herbeizitiert wurde.
     
    Der Abend bei Harriet Rot war schnell vergangen. Normalerweise brachen sie gegen halb elf auf. Freitags war die Arbeitswoche deutlich in den Gliedern zu spüren. Die Abende zu Hause waren mit zunehmendem Alter immer wichtiger geworden. Nichts war wie früher. Und das war eigentlich auch gut so.
    Charlotte schob den Ärmel ihres Anoraks zurück und schaute im Licht einer Straßenlaterne auf ihre Uhr. Zwanzig vor zwölf.
    Ob Harald wohl schon zu Hause war?
    Sie hatte ihre Tränen getrocknet und versuchte, nicht mehr verweint auszusehen, wenn sie ins Haus trat. Ihr Kopf war schwer vom Wein, aber am nächsten Morgen konnte sie ausschlafen. Vielleicht wollte Harald auf den Golfplatz? Das war lange her. Sie hatte ihm damit in den Ohren gelegen, er müsse sich mehr bewegen. Dürfe nicht immer so viel arbeiten, sondern müsse auch mal ausspannen und an sein Herz denken. Aber in letzter Zeit hatte er fast ganz aufgehört. Sie war nicht seine Mutter. Er tat sowieso, was ihm passte. Es war wohl eher ein Zeichen der Fürsorglichkeit. Damit er begriff, dass sie sich wirklich um ihn sorgte, dass Zuneigung sie verband. Einzig dank ihrer kleinen Liebesscharmützel trieben sie nicht nur nebeneinander her wie zwei Schiffe in der Nacht.
    Es machte ihr auch nichts aus, allein im Morgenmantel mit der Zeitung und einem starken Kaffee zu Hause zu sitzen, während er seine Kontakte auf dem Fairway pflegte, die für ihn früher zumindest wichtig gewesen waren oder für seine Firma, was im Prinzip das Gleiche war. Die Firma und Harald waren eins, was sie momentan sehr freute.
    Sie hatte also doch Recht gehabt! Sie lächelte schwach. Ihr Vater hatte sich seinem Schwiegersohn gegenüber anfangs ausgesprochen reserviert verhalten und ihn nur unter Vorbehalten und sozusagen aus reiner Gefälligkeit in die Firma aufgenommen. Harald hatte sich mühsam hocharbeiten müssen. Daher war es eine Ironie des Schicksals, wie sich schließlich alles entwickelt hatte. Durch Harald war der Betrieb wirklich in Schwung gekommen. Zwar dank einer aufwärts strebenden Konjunktur, aber dennoch. Das hatten ihre Eltern leider nicht mehr erleben können.
    Sie näherte sich dem großen Westfriedhof, der aus der Ferne ebenso schwarz wirkte wie der Himmel.
    Harriet hatte ihnen Hühnerfilet und lauwarmen Kartoffelsalat serviert. Die Nachspeise, ein köstlicher Apfelkuchen mit Feigen, war ein ganz besonderer Höhepunkt gewesen. Sie würde um das Rezept bitten. Feigen passen
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