Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster
Autoren: Karin Wahlberg
Vom Netzwerk:
der Mund offen stehen. Claesson hatte den Eindruck, als entsetze es ihn, dass das undankbare Ding ihn so weit unter Wert veräußert hatte.
    »Sie kennen Sara-Ida Ström. Sie war Ihre Geliebte. Sie haben Ihrer Frau zusammen eine tödliche Dosis Insulin verabreicht. Sie wussten, dass Ihre Frau Sie verlassen würde, weil sie einen Mann kennengelernt hatte. Sie wussten auch genau, was im Testament stand. Sie haben Sara-Ida benutzt, da es Jörn Johansson nicht gelungen war, Ihre Frau zu erschießen. Ich will, dass Sie mir selbst erzählen, wie sich das zugetragen hat.«
    »Was soll ich Ihnen erzählen?«
    »Wie Sie ihr die tödliche Injektion verabreicht haben.«
    »Keine Ahnung! Das sage ich doch die ganze Zeit!«
    Claesson ärgerte sich, dass ihnen die Spritze nicht vorlag. Sie hatten nur die Ampullen mit Sara-Ida Ströms Fingerabdrücken und immerhin auch einen halben von Harald Eriksson. Er würde sicherlich weiterhin behaupten, dass dieser Fingerabdruck entstanden war, als er in der Wohnung seiner Mutter Medikamente sortiert hatte. Denkbar war auch, dass sich auf der Spritze überhaupt keine Fingerabdrücke befanden. Schließlich war er vermutlich klug genug gewesen, Handschuhe zu tragen.
    Mit einem Mal sah Claesson ein, dass sie vermutlich nie erfahren würden, wer die tödliche Spritze gegeben hatte. Aussage würde gegen Aussage stehen.
    Die einzige glaubwürdige Zeugin, Charlotte Eriksson, lebte nicht mehr. Welch schreckliche letzte Minuten sie verbracht haben musste! Entweder Harald oder Sara-Ida hatten vermutlich auch die Klingel vom Bett genommen, während sie dagelegen und mit dem Tod gerungen hatte. Beide stritten jedoch ab, die Klingel auch nur berührt zu haben. Sara-Ida bestritt auch, sie wieder auf ihr Bett gelegt zu haben, als Charlotte Eriksson schließlich tot gewesen war.
     
    Claesson warf einen raschen Blick auf die Schlagzeile: »Das Geständnis der Krankenschwester«.
    Die Ärmste, dachte er und schob seinen Einkaufswagen vor die Fleischtheke. Die Zeitungen hatten ein treffendes Foto von ihr aufgetrieben. Als »wunderschöne Mörderin« wurde sie bezeichnet. Auch von »Giftmörderin« war in einer Zeitung die Rede gewesen. Sie war berühmt geworden, nicht nur in Oskarshamn, sondern auch in ganz Schweden, aber sicher nicht auf die Art, wie sie sich das einst erträumt hatte.
    Man muss nett zu seinen Angehörigen sein, dachte er, als er vor den Würsten, Schinken, Pasteten und Fleischstücken unterschiedlichster Art stand.
    Er griff sich eine Gourmetzeitung aus einem Gestell neben der Theke und blätterte, während er darauf wartete, an die Reihe zu kommen. Er suchte nach etwas Besonderem und stieß auf eine Burgunderpfanne. Bestimmt lecker, kräftig im Geschmack und nahrhaft.
    Er bat um Rindergulasch und ein Stück Speck. Dann holte er Champignons, Frühlingszwiebeln und Rinderbouillon, falls es zu Hause keine mehr gab. Möhren hatten sie noch, da war er sich sicher, und einen kräftigen Rotwein für ihn selbst. Veronika trank Wasser.
    Nachdem er bezahlt hatte, setzte er seinen Fahrradhelm wieder auf und trat in die Pedale.
    Vor dem Haus stieß er auf Gruntzén. Sein Nachbar hielt seine beiden Söhne an der Hand. Ungewöhnlich, dachte Claesson, da er die Kinder sonst immer nur zusammen mit der zierlichen und ständig lächelnden Mutter sah, die aus Thailand stammte oder von den Philippinen. Eigentlich hätte er schon längst einmal fragen sollen, wo sie genau herstammte. Aber zwei süße Kinder hatten sie. Nun erfuhr er, dass die Frau im Krankenhaus lag, und blockte sofort innerlich ab. Er wollte nichts wissen, nicht noch mehr Elend, jetzt wo sich allmählich seine Laune besserte.
    Die vielen Verhöre der letzten Zeit hatten in ihm eine große Müdigkeit ausgelöst. Allzu lange hatte er sich in Räumen aufgehalten, in denen dunkle Gefühle vibriert hatten, die er nicht vollkommen hatte abwehren können.
    Jetzt befand er sich auf bestem Wege in eine andere Phase. Er hatte noch recht viel Schreibtischarbeit zu bewältigen, aber das war etwas ganz anderes. So allmählich würde er das, was als vorsätzlicher Mord an Charlotte Eriksson rubriziert worden war, hinter sich lassen und als sorgender Ehemann und Papa wiederauferstehen.
    »Aber das mit meiner Frau ist nicht so schlimm«, meinte Gruntzén. »Eine Kontrolluntersuchung, weil sie Hepatitis hatte.«
    Gelbsucht.
    Claesson bekam einen Schock, als er daran dachte, wie oft Klara mit den Nachbarssöhnen gespielt hatte.
    »Sie hatte es schon als Kind.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher