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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare
Autoren: Anne-Marie Käfer
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Mindestens! Vielleicht aber auch drei … oder vier? Je nachdem, wie herzzerreißend sein Jammern ausfallen würde, werde ich dann überlegen, es mir noch einmal zu überlegen. Schließlich bin ich erwachsen, man muss auch verzeihen können.
    Hillary Clinton trennte sich auch nicht, nachdem good old Monica einen deftigen Blowjob aufs Parkett gelegt hatte. Bill präsentierte seiner Hilli bestimmt eine einleuchtende Erklärung, die sich so angehört haben könnte:
    ›Hillibaby, es ist nicht so, wie du denkst! Bei mir war die Luft raus, Monica hat lediglich etwas nachgeblasen.‹
    Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn Roger keine Ausreden hätte, um mich zurückzuerobern.
    Dankbar stelle ich fest, dass die Piefke wohl eine längere Besprechung mit dem Chef hat. Was die immer so lange zu bequatschen haben? Vor meinem inneren Auge laufen Bilder ab, die ich eigentlich nicht sehen möchte, doch ich kann nicht wegschauen. Gundula sitzt auf Nikolaus Schoß, ihr adrett frisierter Kopf ruht an seiner Schulter.
    Ich schüttele mich kurz, die Bilder verschwinden jedoch nicht. Hoffentlich habe ich jetzt keinen ›Augenwurm‹. Ich neige nämlich zu ›Ohrwürmern‹. Es kommt schon mal vor, dass mich z. B. eine Biene namens ›Maja‹ tagelang verfolgt oder Oli P.s Flugzeuge in meinen Ohren kreisen. Ich fahre meinen PC hoch. Während er leise surrt, krame ich in sämtlichen Schreibtischschubladen nach Süßigkeiten, finde jedoch nur zwei vergammelte Äpfel, deren faule Stellen mich anklagend anschielen, weil ich sie vergessen habe.
    »Hier.« Bruni schiebt mir zwei Riegel ›Merci‹ über den Schreibtisch.
    »Merci«, sage ich und verstehe nicht, warum Bruni das komisch findet. Sie lacht.
    »Und denk bloß dran, wenn Roger anruft, ich bin nicht da«, wiederhole ich schmatzend meine Bitte.
    Erleichtert stelle ich fest, dass meine Kopfschmerzen wie weggebla…, sorry, verschwunden sind. Statt die E-Mail-Eingänge zu prüfen, spiele ich mit dem Papier des Schokoriegels und starre auf mein, noch immer ausgeschaltetes, Handy. Ich gebe mir einen Ruck und tippe die PIN 5555 ein. Da ich mir Zahlenfolgen schlecht merken kann, habe ich lange an einer Zahlenkette getüftelt, die ich auch in aufgeregtem Zustand nicht vergessen werde. Sollte ich z. B. in einem abstürzenden Flugzeug sitzen und mich von meiner Familie verabschieden wollen, muss ich nur an fünf Finger meiner rechten Hand, fünf Finger an meiner linken und die fünf Zehen an meinem rechten und linken Fuß denken. Ich bin stolz auf mich, denn auf den Grundgedanken dieser naiven Zahlenkombination kämen selbst professionelle Hacker nicht.
    Nach einem hellen Signalton und Herzlich willkommen bei O2 , verlässt mich der Mut. Ich bitte Bruni, in das Menü zu schauen.
    »Also, die Anruferliste ist leer. Aber hier, drei SMS im Posteingang.« Ein Schokoriegel verschwindet in ihrem Mund.
    Meine Handflächen werden feucht, in meinem Darm grummelt es bedenklich. Kein Anruf? Nicht mal der Hauch eines Anrufes? Und nur drei SMS ? Gut, dass die Sonnenbrille meinen enttäuschten Blick nicht preisgibt. Ich neige ja nicht zu Übertreibungen, aber ich habe mit wenigstens 78 Anrufversuchen und ebenso vielen SMS gerechnet. Bruni liest vor.
     
    Hallo Schatz, ich muss dir etwas Fürchterliches beichten. Es tut mir schrecklich leid, und ich weiß, dass ich den Schaden nicht mehr gutmachen kann.
    Ich frohlocke innerlich und genieße jedes Wort. Das geschieht ihm recht, dem Dödel. Ich höre aus jeder Silbe, wie sehr er leidet. Mit einem Finger streiche ich lässig über eine Augenbraue. Bruni fährt fort.
     
    Die Flecken im Schritt deines weißen Seidenslips habe selbst ich nicht rausbekommen. Und das soll was heißen. Ich warf ihn in die Kochwäsche, jetzt ist er hinüber. Aber so versaut kannst du ihn eh nicht mehr anziehen. Kind, wenn ich dir einen Tipp geben darf? So von Frau zu Frau? Trage einige Tage vor den Tagen Slipeinlagen. Kuss Mama
    In meinem Hals wächst ein Kloß. Bruni sieht mich fragend an.
    »Soll ich die Nächsten auch noch …?«
    Ich nicke permanent mit dem Kopf, wie ein Wackeldackel auf der Heckablage eines alten VW-Käfer.
     
    Schatz, im Aldi kosten die Einlagen nur 1,09 €. Ist doch günstiger als neue Unterhosen zu kaufen, nicht wahr? Noch mal Kuss
    Die Stimme meiner Freundin zittert verdächtig, ich merke, dass sie einen Lachanfall unterdrückt. Sie prustet laut los, als sie die Kurzmitteilung Nummer drei vorliest.
     
    Kind, Papa meinte gerade, du solltest dir
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