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Lovers (German Edition)

Lovers (German Edition)

Titel: Lovers (German Edition)
Autoren: Eden Bradley
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und draußen atmete ich tief die kühle und herrliche Seeluft ein.
    Hübsch.
    Ich sehe eine Reihe Eukalyptusbäume, die neben dem Bahnhof stehen, und atme erneut tief durch. Ihr würziger, frischer Geruch dringt tief in meine Lungen. In der Ferne sehe ich vor dem knallblauen Himmel die Silhouette einer Hügelkette, und das wild wachsende Gras ist mit winzigen Wildblumen übersät, die gelb und violett leuchten. Ich spüre, wie viel Platz um mich ist.
    Vielleicht bin ich deshalb hergekommen. Vielleicht wird alles gutgehen.
    Ich lächle, denn der Gedanke gefällt mir.
    “Bettina? Bist du das?”
    Viviane Shaw winkt mir vom anderen Ende des Bahnsteigs zu. Es ist unmöglich, sie nicht zu erkennen. Ihre tiefe heisere Stimme, die schlanke große Gestalt und vor allem die blauschwarzen Haare sind unverkennbar. Sie ist meine engste Freundin aus der Onlineschreibgruppe, in der wir uns kennengelernt haben. Viviane war in den frühen Achtzigern Sängerin bei einer berühmten Punkband, und selbst mit sechsundvierzig Jahren trägt sie noch Jeans und T-Shirt und dazu so viel Silberschmuck, dass es perfekt zu ihr passt. Ihr Lächeln ist warm, und als ich zu ihr rübergehe, zieht sie mich an sich. Ihre Umarmung ist fest und duftet nach Flieder.
    “Tut mir leid, der Zug hatte Verspätung.” Ich mache einen Schritt nach hinten und löse mich aus ihrer Umarmung. Obwohl es mir gefiel, hat mich die Nähe auch beunruhigt.
    “Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Schätzchen. Ist ja nicht deine Schuld. Ich hatte dadurch eine tolle Entschuldigung, in der Stadt abzuhängen und einzukaufen.” Viviane macht einen Schritt nach hinten und mustert mich. “Du bist sogar noch hübscher als auf deinen Fotos, Tina. Wow, ist das zu glauben? Wir reden jetzt seit zwei Jahren online. Ich habe das Gefühl, dich richtig gut zu kennen . Es ist immer so verrückt, oder? Wenn man Leute trifft, die man bisher nur aus dem Netz kannte, meine ich. Ich werde mich nie dran gewöhnen, egal, wie lange ich nun schon die Gastgeberin für die jährlichen Autorentreffen bin.”
    “Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Für mich ist es das erste Mal, dass ich jemanden aus unserer Onlinegruppe kennenlerne. Oder überhaupt jemanden aus dem Netz.”
    “Dann wird es wirklich höchste Zeit, oder?” Viviane lächelt mich an, und ich bin nicht mehr ganz so verunsichert. Sie ist einfach hinreißend. Hohe, geschwungene Wangenknochen und riesige, hellbraune Augen, die sich an den Außenseiten leicht heben. Auf mich wirkt sie wie ein exotisches Geschöpf. Farbenfroh und lebhaft und so viel jünger als ich, obwohl sie achtzehn Jahre älter ist als ich. “Du musst müde sein. Hast du Hunger? Wir können auf dem Heimweg einen Zwischenstopp einlegen.”
    “Nein, vielen Dank. Ich habe im Zug gegessen.”
    “Wie war die Reise?”
    “Vor allem lang. Und wunderschön, wenn es hell genug war, um etwas zu sehen. Und ich liebe die Bewegungen eines Zugs. Es war beruhigend. Hypnotisierend. Es hat sich wie ein Abenteuer angefühlt.”
    Sie lächelt mich an. “Ich glaube, du hast ein Abenteuer gebraucht. Zumindest ein kleines.”
    “Da hast du recht. Vielleicht ergibt sich hier ja was. Zumindest ein kleines.” Ich erwidere das Lächeln, und das letzte bisschen Nervosität verschwindet allein durch diese kleine Unterhaltung. “Ah, ich glaube, da ist mein Gepäck.”
    Wir holen meine zwei kleinen schwarzen Reisetaschen, und Viviane führt mich über den Parkplatz zu einem silbernen, staubbedeckten SUV. Eine große schwarze Nase drückt sich von innen gegen die Heckscheibe.
    “Ich habe Sid mitgebracht”, sagt Viviane. “Ich hoffe, das macht dir nichts aus.”
    “Ich mag Hunde. Ich habe mir immer einen gewünscht, aber wenn man in der Stadt in einer Wohnung lebt, ist das nicht unbedingt das Beste für einen Hund.” Sid hat einen riesigen, kantigen Schädel und durch die langen Lefzen so ein breites Hundegrinsen, dass er aussieht, als wäre er permanent glücklich. Er prustet und schnaubt, als Viviane die Heckklappe öffnet. “Mag er Fremde?”
    “Aber ja, er liebt jeden. Er sieht nur so böse aus. Ich nenne ihn Sid Vicious, wenn du verstehst. Bleib, Sid. Braver Junge.”
    Viviane hält die Bulldogge mit dem kräftigen Brustkorb an dem breiten Stachelhalsband fest, und ich verstaue meine Taschen im Kofferraum beim Hund. Ich streichle Sids Kopf, und sein Schwanzstummel wedelt sofort mit hundert Stundenkilometern los. Dann gehe ich zur Beifahrerseite und steige ein. Viviane
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