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Love at Second Sight - Liebe auf den zweiten Blick

Love at Second Sight - Liebe auf den zweiten Blick

Titel: Love at Second Sight - Liebe auf den zweiten Blick
Autoren: Herbert Friedmann
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und möchte mich unbedingt besuchen. Ich muss fünfmal nachfragen, ehe ich sie verstehe, denn ihre Worte werden von ihrem Geschluchze verschluckt.
    “I’m at home”, sage ich.
    “Thanks. I’ll be there in ten minutes. You don’t mind me coming?”
    “Not at all!”
    Ich brühe eine Kanne Vanilletee, fülle eine Schüssel mit Schokokeksen und lege eine Familienpackung Papiertaschentücher bereit. Danach greift Ellen-Jo zuerst und schnäuzt sich kräftig die Nase. Sie wirkt zerbrechlich wie dünnes Glas. So durch den Wind habe ich sie noch niemals erlebt.
    Ich gieße uns beiden Tee ein. Wir kauern uns im Schneidersitz auf mein Bett.
    “Do you want to listen to some music?”, frage ich. “If you want classical music, I’ll have to look among my dad’s CDs.”
    “Classical music? What gives you that idea?”
    “I heard something like that on the phone.”
    Sie verzieht das Gesicht. “Oh, right. For days I’ve had to listen to Mozart’s → clarinet concerto. My mum plays it all day long.”
    “Why?”
    “Peter”, stößt Ellen-Jo hervor und bricht wieder in Tränen aus. Ich nehme sie in die Arme und streichle ihr den Rücken.
    “Peter and Mum aren’t together any more”, erzählt Ellen-Jo, als sie sich beruhigt hat. “The bastard packed his bags and left three days ago. He did it secretly. Later he sent a text message to Mum saying: Sorry, but my feelings aren’t strong enough for a closer → relationship . He’s such a → coward !”
    “Yes, that was really → pathetic ”, unterstütze ich sie.
    “Mum’s really → suffering . She stays in her bedroom all day listening to Mozart. She drinks → sparkling wine and eats sweets and I don’t know what to do. I just can’t reach her. I already → tried to talk to Peter, but his mobile is → switched off and the answering machine is on at his house. Men are pigs.”
    Ellen-Jo knabbert an einem Keks. Die Tränen sind versiegt. Sie schenkt mir ein schiefes Lächeln und sagt: “It’s good to have you. I was beginning to think that we weren’t friends any more and that thought just → pushed me over the edge .”
    “Oh, Ellen-Jo, I’m so sorry. I don’t know what made me be so rude”, antworte ich. “I wouldn’t know what to do if you weren’t my friend.”
    “Really?”
    Im nächsten Moment müssen wir losprusten. Wir gickeln und gackeln wie in alten Zeiten. Ich fühle mich Ellen-Jo sehr verbunden und habe eine Idee: “Why don’t you → stay the night ? Or even for the rest of the holidays?”
    “Thanks, it’s sweet of you. But I shouldn’t leave Mum alone now. She might have a complete → breakdown. ”
    “But this isn’t the first time in her life that she’s → been lovesick ”, versuche ich Ellen-Jo zu beruhigen. “I’m sure she’ll feel better in a few days, and then she’ll go and fish for a new man on the Internet.”
    Ich lache, ein bisschen zu laut, aber Ellen-Jo soll merken, dass ich es witzig gemeint habe.
    “Maybe”, brummt sie.
    “Now that you’re here ...”, sage ich und reiche ihr die Knabberschüssel. Sie schüttelt den Kopf. “… Mike has written to me.”
    Meine Mitteilung löst bei Ellen-Jo keine Begeisterung aus. Sie gähnt und hält nicht einmal die Hand vor den Mund.
    “Mike. He works for the Electric Boys”, helfe ich ihr auf die Sprünge. “Mike from London ...”
    “And what does he say?”, fragt sie und gähnt noch einmal.
    “He’s sent us two tickets for the concert in Frankfurt. We’ll get them tomorrow or the day after tomorrow. Aren’t you excited?”
    Ellen-Jo zieht die Mundwinkel bis zu den Ohren. Was soll das denn jetzt? Mir muss sie nichts vorspielen. Gleich ist sie wieder bei ihrer Mum und deren Ex-Lover. Endlich kapiere ich, dass es gar nicht wichtig ist, ob und was ich dazu sage. Es geht ihr nur darum, alles ausbreiten zu können. Ich gucke sehr ernst und gnadenlos interessiert, seufze ab und zu und wiege meinen Kopf gedankenschwer.
    Zwei Teelichter sind schon abgebrannt. Ellen-Jo ist immer noch am Reden. Inzwischen ist sie bei ihrem Vater angelangt, einem Jazzmusiker, von dem es sogar Schallplatten gibt. Ellen-Jo hat mir mal eine vorgespielt.
    “He gave me a red → tricycle ”, sagt Ellen-Jo. “With red wheels and a red basket. I wasn’t even two years old at the time.”
    Ich staune, dass sie sich daran noch erinnern kann. Oder hat ihre Mutter es ihr erzählt? Ellen-Jos Papa kam bei einem Verkehrsunfall ums Leben, als sie drei Jahre alt war.
    Ellen-Jo
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