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Loriot - Biographie

Loriot - Biographie

Titel: Loriot - Biographie
Autoren: Dieter Lobenbrett
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seinen rasenden Aufstieg, dem Machtrausch, sah sich als Bewahrer von Bismarcks Erbe. Seine »Politik der freien Hand« führte zum Irrlichtern zwischen Russland und England, was schließlich dazu beitrug, dass das Deutsche Reich immer mehr isoliert wurde, denn entgegen der vorherrschenden Ansicht näherten sich die beiden Großmächte einander doch an. Und so ging England nach der Zusammenarbeit mit Frankreich 1907 auch noch eine Entente mit Russland ein. Russland und Frankreich hatten ja bereits 1904 einen Bund, die »Entente Cordiale«, geschlossen.
    So kam es letztlich zur bedingungslosen Bindung des Deutschen Reiches an Österreich-Ungarn, in deren Zusammenhang Bernhard von Bülow ein weiteres, noch heute oftmals benutztes geflügeltes Wort prägte: die »Nibelungentreue«. Seinen Nachfolgern hinterließ er indes ein kaum zu bewältigendes Erbe.
    Auch innenpolitisch war von Bülow bei allem diplomatischen Geschick und Talent recht glücklos. Er wurde in eine unappetitliche Affäre und homosexuelle Kreise rund um Wilhelm II. hineingezogen, später galt die damit zusammenhängende »Harden-Eulenburg-Affäre« als der größte Skandal des deutschen Kaiserreichs überhaupt. Politisch von größerer Tragweite aber war die »Daily-Telegraph-Affäre«. Die britische Zeitung veröffentlichte am 28. Oktober 1908 einige Gespräche zwischen Kaiser Wilhelm II. und Oberst Stuart Wortley, die dieser zu einem Interview zusammengefasst hatte. Darin äußerte der oftmals diplomatisch ungeschickte Kaiser Sympathie für England, was sowohl im Reich als auch in Frankreich und anderen Staaten große Empörung auslöste. Nun hatte die Zeitung das Interview ganz korrekt an Wilhelm II. geschickt, der das Autorisieren seiner Regierung überließ. Es wäre also die Aufgabe von Reichskanzler Bernhard von Bülow gewesen, das Schlimmste zu verhindern. Der Entwurf war ihm auch zugeleitet worden, aber der im Urlaub auf Norderney weilende Kanzler sagte hernach, er habe es nicht gelesen. Ob das die Wahrheit ist oder von Bülow schlicht die Tragweite der Äußerungen nicht erkannte, ist bis heute nicht geklärt. So gab ein kleiner Beamter den Text schließlich frei. Der Skandal nahm seinen Lauf und gerade auch im Deutschen Reich waren selbst konservative Kreise empört. Die Abdankung des Kaisers wurde gefordert.
    Am 14. Juli 1909 trat Bernhard von Bülow schließlich zurück. Der Grundstein für die beiden furchtbaren Kriege, die noch folgen sollten, war aber gelegt worden. In seiner Amtszeit.

    Der Dirigent:
Hans von Bülow
(1830–1894)
    Hans Guido Freiherr von Bülow wurde am 8. Januar 1830 in Dresden geboren. Die Tragik seines Lebens war nicht allein, dass er von seiner Frau verlassen wurde, sondern dass diese Tatsache ihn später berühmter machte als sein Schaffen. Dabei war er ein großartiger Musiker. Er erhielt Klavierunterricht bei Franz Liszt und wurde von Richard Wagner zum Dirigenten ausgebildet. Allerdings lag in diesen großen Lehrern auch schon die Saat des Verhängnisses. Denn 1857 heiratete Hans von Bülow Cosima Liszt, die Tochter seines Klavierlehrers. Zwölf Jahre später trennte sich das Paar, denn Cosima hatte sich für Richard Wagner entschieden, mit dem sie seit sechs Jahren ein Verhältnis hatte. Und den sie schließlich auch heiratete. Sie wurde die Frau an Wagners Seite und Mitorganisatorin der Bayreuther Festspiele, deren Leitung sie nach dem Tod des großen Komponisten übernahm. Diese Liebesverwicklungen blieben schließlich im öffentlichen Wissen hängen, gerade weil der letztlich berühmteste von Bülow, Vicco eben, eine uneingeschränkte Leidenschaft für Wagner entwickelte.
    Ungeachtet dessen war Hans von Bülow ein Dirigent und Pianist von Weltrang. 1864 war er (auf Vermittlung von Wagner) Hofkapellmeister in München geworden und dirigierte die Uraufführungen von dessen Opern Tristan und Isolde (1865) und Die Meistersinger (1868). Während der Proben für Tristan und Isolde brachte Cosima eine Tochter zur Welt. Hans von Bülow ließ sie Isolde nennen, nicht ahnend, dass es das Kind Richard Wagners war. Auch ohne einschlägige Medien wurde schon Mitte des 19. Jahrhunderts das Thema auf dem Boulevard diskutiert und fast jeder wusste Bescheid. Es wurde in allen Bevölkerungsschichten reichlich gespottet. Dennoch versuchte der arglose Hans von Bülow noch immer alles, die vermeintliche Ehre seiner Frau zu retten. Er forderte sogar einen Journalisten zum Duell. Selbst Bayerns König Ludwig II. gab eine von Cosima
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