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Lord Schmetterhemd im wilden Westen

Lord Schmetterhemd im wilden Westen

Titel: Lord Schmetterhemd im wilden Westen
Autoren: Max Kruse
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Nordafrika, hat sie selbst irgendwo erstanden. Es
wußte wohl niemand etwas damit anzufangen, aber ich dachte mir: das ist etwas
für meinen Freund Lord Shnatterman. Glaube, daß ich mich nicht irre.«
    Er
machte mich neugierig. Ich schaute mich um, vermochte aber zwischen all dem
Gerümpel, zwischen ausgestopften Auerhähnen, Füchsen und Krokodilen, zwischen
den Schlangen in Spiritusgläsern nichts zu finden, was mein Interesse erregte.
Sehr flüchtig fiel mein Blick auf einen präparierten Hund, der stocksteif im
Halbdunkel einer Ecke stand, mich aus Glasaugen starr anblickte und die Zähne
fletschte. Dieses Tier meinte ich noch nicht gesehen zu haben. Aber seinetwegen
hätte mich Samuel Pinch wohl kaum hergebeten.
    Ich
irrte mich nicht. Mein alter Freund flüsterte: »Sie raten es nie, Mylord. Zumal
es nicht nur eine Überraschung ist — es sind zwei .« Mr. Pinch griff hinter sich ins Regal, fischte eine Ledermappe heraus und
öffnete sie.
    Ich
muß gestehen, daß ich zunächst ein wenig enttäuscht war. Ich hatte einen
kostbaren Gegenstand für meine indianische Sammlung erwartet, vielleicht einen
Mantel aus Biberfell, eine Tonschüssel oder — noch unbescheidener — einen
Indianersattel, ein Zaumzeug, eine Flöte oder Trommel.
    Samuel
Pinch jedoch reichte mir ein vergilbtes Pergament.
    Ich
entfaltete das Blatt. Bald sah ich, daß es eine Landkarte sein sollte, wenn
auch eine sehr primitive. Täuschte ich mich nicht, waren die Linien mit
Büffelblut eingeritzt. Die Karte mochte viel erlebt haben, die Ränder waren
eingerissen und braun geworden. Wenn man sich in die Bildzeichen
hineinvertiefte, glaubte man, Flüsse und Hügelzüge zu erkennen. »Nun ?« fragte Samuel Pinch.
    »Wertlos
oder wertvoll —«, murmelte ich. »Wer vermag das jetzt schon zu sagen. Es stehen
hier viele Zeichen, die mir unklar sind, und Sätze, deren Sinn ich nicht deuten
kann .«
    »Ich
sage Ihnen, Mylord, diese Karte weist Ihnen den Weg zu einem Schatz .«
    »Oder
auch nicht. Wie kommen Sie zu dieser Vermutung — ?«
    »Es
ist die Wegskizze zu einem Versteck. Sehen Sie hier den braun-rot vermerkten
Zusammenfluß zweier Flüsse. Diese punktierte Linie zeigt den Weg zu dem
Schatzgewölbe, das sich — wie ich aus diesem Bildzeichen entnehme — in einem
Gebäude zu befinden scheint !«

     
    Ich
begann Feuer zu fangen. »Ja, das sieht aus wie der Turm eines Pueblos !«
    »Ein
Pueblo? Sie meinen ein Dorf? Wohnen die Indianer nicht nur in Zelten ?«
    »Keineswegs,
es gab hochkultivierte Ureinwohner, die in sogenannten Pueblos wohnten; deren
Lehmhäuser bestanden aus fünf oder sechs übereinandergesetzten, sich nach oben
verjüngenden Stockwerken. Man konnte sie nur über Leitern erreichen, und daher
stellten sie fast uneinnehmbare Festungen dar .«
    »Hochinteressant.
Sehr wahrscheinlich, daß so ein Pueblo auch das sicherste Versteck für einen
Schatz ist.«
    »Sie
mögen recht haben, Mr. Pinch: Sehen Sie hier den Halbmond. Er ist das Symbol,
welches vielfach für »Schatz« verwendet wurde. Was aber mag der große
Büffelkopf bedeuten — oder ist es eine Büffelmaske? Eine Indianermaske...
sollte sie... sollte sie etwa für Großer Büffel stehen, Häuptling Großer Büffel ?« Unwillkürlich war ich aufgesprungen. »Sie müssen wissen,
Mr. Pinch, daß Häuptling Großer Büffel eine
sagenhafte, ehrfurchtgebietende Gestalt aus der indianischen Geschichte ist.
Und immer wieder wird von seinem überwältigenden Schatz erzählt, den er mit
sich in die ewigen Jagdgründe genommen hat. Ist diese Karte echt und keine
Fälschung, dann habe ich vielleicht den Schlüssel in der Hand, dieses Geheimnis
zu lüften...«
    »Und
selbst ein sehr reicher Mann zu werden !« ergänzte
Samuel Pinch. Aber ich achtete nicht darauf. Geld hat mir immer wenig bedeutet.
Das Pueblo zu finden, es zu fotografieren, einen Schleier von der Vergangenheit
seiner längst verstorbenen Bewohner zu ziehen, das allein schien mir jeder Mühe
wert.
    »Was
kostet die Karte«, fragte ich.
    »Nichts«,
antwortete Samuel Pinch zu meiner Überraschung. »Nichts, und gleichzeitig sehr
viel. Schauen Sie, ich habe dem Matrosen wenig bezahlt, er wußte mit dem Papier
nichts anzufangen. Auch der Schatz interessiert mich nicht sonderlich. — Nein,
etwas anderes würde mein Herz viel mehr erquicken. Ich bin einsam. Aber ich
hatte eine Enkelin. Wenn sie noch lebte...«
    Ich
blickte das alte, zerfurchte Gesicht aufmerksam an. Worauf wollte Mr. Pinch
hinaus?
    »Ja,
eine Enkelin«,
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