Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lord Camerons Versuchung

Lord Camerons Versuchung

Titel: Lord Camerons Versuchung
Autoren: Jennifer Ashley
Vom Netzwerk:
Mal?«

2
    Sechs Jahre zuvor
    Nun, das ist ja mal eine verdammte Überraschung.
    Sechs Jahre zuvor, fast auf den Tag genau, hatte Cameron MacKenzie in ebendiesem Schlafzimmer gestanden und eine wunderschöne Fremde dabei ertappt, wie sie sich an der Schublade seines Nachttisches zu schaffen machte.
    Die Lady trug Blau – ein schimmerndes tiefblaues Kleid, das ihre Schultern freiließ und über einer maßvollen Tournüre eng ihre Taille umschloss. Rosafarbene Rosen schmückten ihr goldblondes Haar und die Schleppe des Kleides. Sie hatte wohlweislich die Schuhe ausgezogen – bei ihrem heimlichen Treiben –, sodass ihre schmalen Füße zu sehen waren, die in weißen Seidenstrümpfen steckten.
    Sie hatte ihn nicht gehört. Cameron lehnte sich gegen den Türrahmen und genoss es, sie zu beobachten, während sie nichts ahnend weiter seinen Nachttisch durchsuchte.
    Betrunken, gelangweilt und außerstande, sie auch nur eine Minute länger zu ertragen, hatte Cameron Harts ermüdende Gästeschar verlassen. Jetzt bahnte sich Interesse einen Weg durch seine Langeweile. Er konnte sich nicht erinnern, wer die junge Frau war – er wusste, er war ihr vorgestellt worden, aber Harts Gäste verschwammen für ihn schon seit Langem zu einer unbestimmbaren Masse fader Menschen.
    Diese Lady hob sich jedoch von dieser Masse ab und wurde mit jeder Sekunde interessanter für ihn.
    Cameron betrat lautlos das Zimmer, und die Dumpfheit, die ihn erfüllte, wenn er nicht bei seinen Pferden oder bei Daniel war, wich von ihm. Er stellte sich hinter die blau gekleidete Lady und fasste sie um die satinverpackte Taille.
    Es war, als würde er ein Kätzchen mit seinen Händen fangen – der erschrockene Aufschrei, das schnelle Herzklopfen, der heftige Atem. Sie schaute sich um und verwirrte sein Herz mit einem Paar großer grauer Augen.
    »Mylord. Ich war … nun … ich wollte gerade …«
    »Nach etwas suchen«, ergänzte er. Die Rosen in ihrem Haar waren echt, ihr Duft wurde von der Wärme ihrer Haut verstärkt. Eine schlichte Silberkette mit Anhänger schmückte ihren Hals.
    »Ja, nach einem Stift und Papier«, beendete sie.
    Sie war eine miserable Lügnerin. Aber sie fühlte sich weich an und roch gut, und Cameron war betrunken genug, sich nicht darum zu scheren, dass sie log. »Um mir einen Brief zu schreiben?«
    »Ja. Natürlich.«
    »Sagen Sie mir, was in diesem Brief gestanden hätte.«
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    Ihr Stammeln war reizend. Und dass sie ein Abenteuer wollte, war mehr als offensichtlich. Cameron legte seine Hand fester um ihre Taille und zog sie sanft an sich. Ihre kleine Tournüre presste sich gegen seine Lende, doch das Drahtgestell hinderte ihn, das bei ihr zu spüren, was er spüren wollte.
    Als sie wieder zu ihm hochsah, zerbrach etwas in ihm. Ihr Duft, der sich mit dem der Rosen vermischte, das Gefühl, sie in seinem Arm zu halten, das Kitzeln ihrer Haare an seinem Kinn – das alles erweckte in ihm Gefühle zum Leben, die er schon vor langer Zeit gestorben glaubte.
    Er brauchte diese Frau, er wollte sie. Er würde in ihr ertrinken, würde sie vor Lust seufzen machen und mit ihr für eine kleine Weile der Gegenwart entfliehen.
    Cameron drückte einen Kuss auf ihre Schulter und schmeckte ihre Haut. Salzig und süß und der Hauch eines fremdartigen Duftes. Es war nicht genug – er wollte mehr.
    Cameron küsste Frauen nicht oft auf den Mund. Solche Küsse weckten Erwartungen, die Hoffnung auf eine Romanze, und Cameron wollte keine Romanze mit diesen Ladys.
    Aber er wollte wissen, wie diese junge Frau schmeckte, die solch eine Unschuld ausstrahlte. Ein Name tauchte in seinem Bewusstsein auf – Mrs … Douglas? Cameron erinnerte sich vage an ihren Ehemann, der an der Treppe neben ihr gestanden hatte; ein Mann, der deutlich zu alt für sie war. Sie musste eine Vernunftehe mit ihm eingegangen sein. Vermutlich hatte der Mann sie seit Jahren nicht angerührt.
    Cameron würde sie berühren und schmecken und sie dann befriedigt und glücklich zu ihrem untauglichen Ehemann zurückschicken. Dann würde zumindest einer der Abende dieser verdammten gesellschaftlichen Verpflichtungen nicht vergeudet gewesen sein.
    Er beugte sich vor und strich mit den Lippen sanft über ihren Mund. Mrs Douglas zuckte überrascht zusammen, stieß ihn aber nicht weg. Cameron schmeichelte ihren Lippen, bis sie sich ihm öffneten, und vertiefte den Kuss.
    Ein angenehmes Feuer durchströmte ihn, als Mrs Douglas ihre Zunge in seinen Mund tauchte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher