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London Road - Geheime Leidenschaft

London Road - Geheime Leidenschaft

Titel: London Road - Geheime Leidenschaft
Autoren: Samantha Young
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der Kernspintomographie bekommen. Natürlich waren sie ohne Befund, aber durch die Untersuchung ist bei ihr die ganze Geschichte wieder hochgekommen.«
    Vor etwas mehr als einem Jahr waren Ellie mehrere gutartige Tumore aus dem Gehirn entfernt worden, die bei ihr Kopfschmerzen und Schwindelanfälle ausgelöst hatten. Damals hatte ich Ellie noch nicht besonders gut gekannt, aber Joss hatte während dieser Zeit vorübergehend bei mir gewohnt, und von ihr wusste ich, dass es für alle Beteiligten eine sehr schwere Zeit gewesen war.
    »Ich werde sie bald mal wieder besuchen«, versprach ich, während ich mich gleichzeitig fragte, woher ich die Zeit dafür nehmen sollte. Ich hatte zwei Jobs, musste mich um meine Mutter und um Cole kümmern und Malcolm zu diversen Veranstaltungen begleiten. Mein Leben war ziemlich hektisch.
    Joss nickte. Auf ihrer Stirn hatte sich eine steile Falte gebildet. Sie machte sich mehr Sorgen um Ellie als irgendjemand sonst. Okay, mit einer Ausnahme vielleicht , dachte ich und schielte zu Braden, der besorgt die Brauen zusammenkniff.
    Braden war der überfürsorglichste Bruder, den man sich vorstellen konnte, aber da ich mich mit dem Thema Überfürsorglichkeit gegenüber jüngeren Geschwistern ziemlich gut auskannte, hatte ich nicht das Recht, über ihn zu urteilen.
    Ich versuchte die beiden von ihren düsteren Gedanken abzulenken und erzählte ein paar Anekdoten über meinen durch und durch beschissenen Tag im Büro. Dienstags, donnerstags und freitags stand ich abends im Club 39 hinter der Theke. Montags, dienstags und mittwochs arbeitete ich darüber hinaus noch als persönliche Assistentin für Thomas Meikle, einen Steuerberater in der Firma Meikle & Young’s Finanzdienstleistungen . Eigentlich war »persönliche Assistentin« bloß ein hochgestochener Ausdruck für »Mädchen für alles«. Mr Meikle war ein richtiges Arschloch von einem Chef, dessen völlig unvorhersehbare Launen bei mir ein emotionales Schleudertrauma hervorriefen. An manchen Tagen hatte ich Glück, und wir kamen einigermaßen miteinander aus. An anderen, so wie heute, warf er mir vor, ich sei »dumm wie Brot« und zu nichts zu gebrauchen. Wie es aussah, hatte ich in Sachen Nutzlosigkeit heute einen neuen Rekord aufgestellt: In Mr Meikles Kaffee war nicht genug Zucker gewesen, die Frau aus der Bäckerei hatte meine Bitte ignoriert und die Tomaten nicht von seinem Sandwich entfernt, und ich hatte es versäumt, einen Brief einzuwerfen, den Mr Meikle mir gar nicht gegeben hatte. Gott sei Dank war morgen mein freier Tag, und ich hatte Ruhe vor meinem Chef und seinen verbalen Attacken.
    Braden versuchte zum wiederholten Mal, mich zu überreden, bei Meikle zu kündigen und stattdessen halbtags in seiner Immobilienagentur anzufangen. Ich weigerte mich jedoch strikt, mir von ihm helfen zu lassen, genau wie ich in der Vergangenheit Dutzende Hilfsangebote von Joss ausgeschlagen hatte. Ich wusste ihre Großzügigkeit zu schätzen, war jedoch fest entschlossen, es alleine zu schaffen. Wenn man sich bei so etwas auf Freunde verließ, war die Enttäuschung vorprogrammiert. Und ich wollte nicht von Joss und Braden enttäuscht werden.
    Offenbar wollte sich Braden heute Abend nicht so einfach von mir abwimmeln lassen und zählte mir sämtliche Vorteile auf, die ein Job in seiner Firma mit sich brächte. Während er noch sprach, stellten sich mir urplötzlich die Nackenhaare auf, und mein Körper versteifte sich. Bradens Stimme wurde leiser, als ich den Kopf abwandte, um herauszufinden, was dieses seltsame Gefühl ausgelöst haben könnte. Ich sah mich suchend im Raum um, und dann stockte mir kurz der Atem, als mein Blick auf einen Typen fiel, der mich unverwandt anstarrte. Unsere Blicke trafen sich, und aus irgendeinem bizarren Grund spürte ich seine Gegenwart fast körperlich, als wäre ich allein dadurch, dass wir uns gegenseitig wahrgenommen hatten, an meinem Platz festgenagelt. Mein Herzschlag beschleunigte sich, und ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen.
    Er stand relativ weit entfernt, deshalb konnte ich nicht sehen, welche Farbe seine Augen hatten, aber sie blickten nachdenklich und forschend. Er hatte die Stirn gerunzelt, als würde ihn diese seltsame Energie zwischen uns genauso sehr verwirren wie mich. Warum war er mir aufgefallen? Er war nicht der Typ Mann, zu dem ich mich normalerweise hingezogen fühlte. Okay, er sah ziemlich gut aus. Strubbelige dunkelblonde Haare und ein sexy Stoppelbart. Groß, wenn auch nicht ganz
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