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London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

Titel: London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out
Autoren: Oliver Harris
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sagte sie. »Und ich kann mich an dich erinnern, als du noch ganz klein warst.« Sie berührte sein Gesicht, als suchte sie nach einem Weg zurück in die Vergangenheit. Ihre Hände rochen nach Haarspray. »Nicholas«, sagte sie kichernd. Ihre Augen schauten ins Leere. Er fragte sich, ob sie mit seinem Vater geschlafen hatte; fragte sich, wer das nicht getan hatte.
    »Haben Sie mit meinem alten Herrn geschlafen?«, fragte er. »Sandra? Hören Sie mich?«
    Das Taxi zahlte er aus Sandra Northwoods Geldbeutel. Sie stand neben ihm. So wohnt er also, unser Chief Superinten dent, dachte Belsey und betrachtete den niedrigen frei stehenden Neubau, dessen Grundstück mit Sträuchern einge fasst war. Wo war er, der Chief? Es brannte kein Licht. Belsey stützte Sandra, als sie hineingingen. Das Haus war leer. Belsey ging mit, weil er neugierig auf das Haus des Chiefs war. Die Möbel sahen sehr neu aus. Manche steckten unter Plastiküberzügen. Sandra schenkte ihnen Wein aus einer offenen Flasche ein, die auf dem Sideboard stand.
    »Mein Mann sagt, du bist einer der Besten.«
    »Danke.«
    »Attraktiv. Wie dein Vater.«
    Sie schlief auf dem Sofa ein. Belsey ging nach oben. Er schaute in die Schränke im Bad, fand in einer Kommode im Schlafzimmer Northwoods Freimaurerinsignien und legte sie an: Schurz, Handschuhe, Halsband. Er war grandios besoffen. Er legte die Insignien wieder ab. Aus einer von Northwoods Jacken stahl er zwanzig Pfund, ging ins Bad, pisste und machte sich aus dem Staub.

5
    Du musst unbedingt mit Gower reden , hatte Oakley gesagt. Gower schien der gleichen Meinung zu sein, denn als Belsey zurück ins Revier gekommen war, hatte man ihn gleich zu ihm geschickt. Sie saßen in Gowers Büro. Die Tür war geschlossen. Belsey hatte das Gefühl, als schauten sie sich schon ewig an.
    »Wie war die Feier gestern Abend?«, begann Gower schließlich.
    »Angemessen.«
    »Sie wissen ja, dass ich früher mit ihm zusammengearbeitet habe. Er war ein guter Hundeführer. Ein guter Polizist.«
    »Ja.«
    Gower hatte einen silbernen Schnurrbart und trug blasse Leinenanzüge. Er war ein solider Detective, mehr ein Manager als ein Maestro. Er musterte Belseys lädiertes Gesicht. Ist in letzter Zeit nicht besonders gut für mich gelaufen , hätte Belsey sagen sollen. Das wäre zweckmäßig gewesen. Aber es war nicht die Wahrheit, und er hatte beschlossen, auf Ehrlichkeit zu setzen. Er wollte sagen: Ist in letzter Zeit ziemlich gut für mich gelaufen , das war näher an der Wahrheit und klang immer gefährlicher.
    »Wissen Sie irgendetwas über einen verschwundenen Streifenwagen vom Revier Kentish Town?«
    »Er stand am Heath.«
    »Warum?«
    »Keine Ahnung«, sagte Belsey. »Aber ich glaube, dass ich dafür verantwortlich bin. Ich möchte meine Versetzung zu einem Revier außerhalb Londons beantragen.«
    Gower schaute auf die Schreibtischplatte, als wäre er derjenige, der in Schwierigkeiten steckte. Was vielleicht sogar stimmte. Belsey tat es leid, dass ein so engagierter Beamter in seinen Schlamassel hineingezogen wurde.
    »Sie sind unser bester Detective«, sagte der Chief ruhig.
    »Ich möchte aus London versetzt werden«, sagte Belsey. »So weit weg wie möglich.«
    Gower schaute ihn an. Belsey fühlte sich stark und gelassen. Im Regal des Inspectors standen Bücher über Strafrecht neben gebundenen Zeitschriften über Vogelbeobachtung. Belsey las die Titel auf den Buchrücken. Er betrachtete die Familienfotos, von denen einige dem Besucher zugewandt waren, als sollten sie diesem sagen: Das ist es, wofür wir kämpfen. Vor zwanzig Jahren war Tim Gower als Lance Corporal Gower auf den Straßen Nordirlands Streife gegangen. Bei einem Weihnachtsumtrunk hatte Belsey einmal versucht, mehr über diese Zeit zu erfahren, aber Gower hatte sich gesträubt. »Das ist alles lange her.« Belsey respektierte Gower, aber er hatte das Gefühl, dass er nicht der richtige Mann war, um diese spezielle Situation in den Griff zu bekommen.
    Gower wandte den Blick von Belsey ab, schaute zum Fenster und dann wieder zu Belsey.
    »Was ist mit Ihnen los?«
    »Ich glaube, dass ich gerade eine religiöse Erfahrung durchmache.«
    Der Inspector nickte langsam. »Mir macht Sorgen, dass Ihnen das alles egal zu sein scheint.«
    »Meine religiöse Erfahrung?«
    »Ob Sie Ihren Job behalten.«
    »Das würde ich gern.«
    »Vielleicht sollten Sie mehr auf sich achtgeben.«
    »Ich bin stolz darauf, ein Polizist zu sein«, sagte Belsey. Aber es klang übereifrig. Er wollte
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