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London 1666

London 1666

Titel: London 1666
Autoren: Vampira VA
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unterhalten wir uns nachts, wenn ich an die Tür deiner Kammer klopfe .«
    Verlegen senkte sie den Blick.
    Ein scheues Reh.
    Das selbst nicht wußte, was es wirklich war.
    *
    er quetscht sich durch das kellerloch. ihm ist schlecht. als er den kopf zu weit nach unten beugt, erbricht er sich. er weiß sofort, daß die kotze anders ist als sonst. aber er weiß nicht, warum. die dunkelheit saugt ihn in sich ein wie ein warmer schoß. (von dem er weiter träumen muß.)
    ich hätt' sie umlegen sollen, denkt er. alle beide. verrecken sollen sie ... (wie ich?)
    er atmet schwer. er hat schmerzen. vielleicht auch fieber. glüht seine haut wirklich, oder ist es plötzlich warm geworden? (im oktober, du arschloch?)
    er fängt an, sich aus den lumpen zu schälen, bis er nackt ist. splitternackt, er hat einen aufgeblähten bauch, aber seine rippen könnte er zählen - wenn er es wollte, er will nicht. er will... was ist das?
    hat er sich gestoßen? die geschwulst ist neu, und während er sie berührt, scheint sie zu wachsen, größer zu werden, die haut zu spannen .
    es ist nicht die einzige. er entdeckt noch mehr. sie sind überall. beulen. keine geschwüre, sondern .
    nein! schreit er. NEIN! dann lahmt seine zunge und schwillt an, gebiert eine beule, größer als die anderen. einen knebel, der den ganzen mund ausfüllt und ihm die kiefer auseinandersprengt, als hätte jemand eine ochsenblase hineingestopft und voll mit luft gepumpt .
    er kommt auf die beine. viel weiter kommt er nicht. auf seinen augen wachsen punkte, werden taubeneigroß und quellen aus den höhlen.
    er ist blind, bevor er erstickt; stumm gemacht ward er schon vorher. es ist ein qualvoller tod, wie vom teufel selbst erfunden. ein sinnloser tod. oder
    einfach nur die rache, an die er nie gedacht .
    *
    Montag, 27. August 1666, 3 Uhr morgens
    Ruby wachte auf, nachdem sie ihrem Gefühl nach gerade erst eingeschlafen war. Sie hatte lange wach gelegen, zunächst kein Auge zutun können, obwohl das heiße Bad in der Zinkwanne sie ermattet und schläfrig gemacht hatte.
    Aber die Unruhe hatte sich als stärker erwiesen. Ihr Herz flatterte wie ein in einen Käfig gesperrter Vogel.
    Der noble Herr ging ihr nicht mehr aus dem Sinn. Vor allem aber sein Angebot, das eine Falle war .
    Das Geräusch, von dem sie geweckt worden war, wiederholte sich. Es klang wie eine in den Angeln knarrende Tür, und es gab nur eine Tür in diesem Zimmer!
    Ruby wagte nicht, sich zu rühren. Sie horchte angestrengt, den Kopf über der verlausten Decke. Sie war schon ein paarmal gebissen worden, noch während sie wachgelegen hatte, und hoffte nur, daß ihr Gesicht verschont blieb, denn nach Tagesanbruch würde sie ein gutes Bild abgeben müssen .
    Daran dachte sie jetzt nicht mehr.
    Es mochte noch so absurd sein, aber sie stellte sich vor, der Kerl aus dem Keller hätte sie aufgespürt und würde nun bei ihr einbrechen, um - »Schläfst du schon?«
    Ruby zuckte zusammen. Ihr Herz setzte einen Takt aus, dann wußte sie, wer in dem stockdunklen Zimmer stand. Sie hatte einen Riegel vorgeschoben, ehe sie sich niederlegte, denn das ganze Haus war eine schlimme Absteige, in der es der wohl größte Fehler gewesen wäre, auch nur einer Menschenseele zu trauen - aber dieser Riegel schien kein Hindernis gewesen zu sein.
    »Was - wollt Ihr?«
    Stille.
    Keine Schritte, kein hörbarer Atem, kein Knarren mehr.
    Dann, als sich die Spannung in ihr fast zu einem Schrei gesammelt hatte, flüsterte es so nah an ihrem Ohr, daß sie eine Gänsehaut be-kam: »Dich, schöne Blume ... dich ... Ich gestehe, ich konnte es nicht mehr erwarten .«
    Eine Hand nestelte an der Decke. Sie ließ nicht los.
    »Das Bett ist verlaust«, sagte sie, aber Hoffnung, daß ihn dies jetzt noch abschrecken konnte, hatte sie nicht.
    »Oh«, flüsterte er nur.
    Wieder war es eine Weile fast totenstill. Dann spürte sie seine Hand an seinem Arm. Behutsam, aber doch mit Nachdruck zog er sie unter der Decke hervor, aus dem Bett heraus. »Dann sollten wir den Flöhen nicht wehtun. Wir können ...«, eine zweite Hand fand ihre Brüste und spielte begehrlich damit, ». es uns auch im Stehen Wohlergehen lassen.«
    Sie wußte, daß sie sich entscheiden mußte - hier, auf der Stelle.
    Und sie traf ihre Wahl.
    Ihr Widerstand erlosch. Die juckenden, entzündeten Bißstellen der Flöhe mißachtend, schmiegte sie sich an Pepys' fülligen, aber nicht unansehnlichen Körper, der sie, wenn er aufrecht stand, fast um Haupteslänge überragte.
    Auch wenn
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