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Löwe gut - alles gut

Löwe gut - alles gut

Titel: Löwe gut - alles gut
Autoren: Max Kruse
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ja schlecht ausgehen!« jammerte das Kamel. »Ich habe dich gewarnt, aber leider hörst du ja nie auf mich, du erhabener Sultan!«
    »Opa! Schießbudenfigur! Feuerfresser!« Der Sultan käute böse die Beleidigungen wieder, die ihm die Seeräuber zugerufen hatten.
    »Ärgere dich doch nicht! Sie werden bald um Gnade flehen!« tröstete ihn Löwe.
    »Ganz meine Meinung«, krähte Ka. »Löwe gut — alles gut!«
    Wenn man Ka so ansah, konnte man meinen, er befände sich auf einer Vergnügungsreise. Und genauso fühlte sich der treue Vogel. Je weiter sie nach Süden kamen, desto mehr verzogen sich nun auch die Wolken, der Wind legte sich, und der Himmel zeigte ein heiteres Blau.
    Ka freute sich auf das farbenprächtige Land Sultanien, mit seinen würfelförmigen weißen Häusern, den grünen Kuppeln seiner Moscheen und ihren Minaretten, die dort das gleiche sind wie bei uns Kirchen und ihre Türme.
    Löwe hatte sich niedergelegt. Auch er vergaß den überstandenen Schrecken rasch. Manchmal glaubte er schon einen Hauch der betörenden Düfte Sultaniens zu riechen, die eigenartige Mischung aus Mandelblüten, Orangen und Pfefferminze, vermengt mit gesottenem Öl und Knoblauch — die Wohlgerüche Sultaniens eben!

Das Kamel hat einen Plan

    Bald tauchte der dunkelgrüne Streifen Land am Horizont auf, bald lag die weiße Stadt unter ihnen.
    Der Sultan landete auf der Terrasse des Palastes, von der aus er vor so langer Zeit abgeflogen war. Die Bediensteten und Minister, der Haushofmeister und der Koch empfingen ihn mit vielen Bücklingen und voller Freude.
    Die Kunde von seiner Heimkehr verbreitete sich rasch in Sultanien, aber betrübt waren die Sultanier in ihren weißen und braunen Kapuzenmänteln (die dort Burnusse genannt werden), daß ihr guter Landesvater sie schon morgen wieder verlassen mußte und sie ihn nicht mit Umzügen und fröhlichen Festen feiern konnten.
    Der Sultan bedauerte dies selbst wahrscheinlich am allermeisten. Er eilte in sein Schlafgemach, streckte sich auf der Ottomane aus und steckte die Wasserpfeife an. Er nahm eines der beiden Mundstücke zwischen die roten Lippen und saugte voll Genuß. Das andere Mundstück bot er dem Kamel an, daß ihm früher ab und zu beim Rauchen Gesellschaft geleistet hatte.
    Aber heute schüttelte es nur den Kopf. Der Schreck saß ihm noch in allen Gliedern — und nicht zuletzt im Magen! Sogar die blausamtenen, silberbestickten Pantoffeln mochte es noch nicht anziehen. Es war ihm eben noch gar nicht pantoffelig zumute — worunter es eine friedliche, gemütliche Stimmung verstand.
    Löwe und Ka schnappten noch ein wenig frische Luft im Park des Palastes. Das Kamel war also mit dem Sultan allein. Eine seltene Gelegenheit, die es auszunutzen galt. Es grübelte nämlich darüber nach, wie es den Sultan von seinem Vorhaben, die Teufel der Weltmeere zu fangen, abhalten könnte. Es wußte wohl, daß es sinnlos war, ihn einfach darum zu bitten.
    Aber es hatte da einen Gedanken. Und ganz nebenbei, als sei ihm dies gerade eben in den Sinn gekommen, murmelte es: »Der fliegende Teppich ist übrigens ziemlich dreckig!«
    »So«, sagte der Sultan überrascht. »Das ist mir noch gar nicht aufgefallen!«
    »Aber mir. Er ist dreckig und verstaubt! Und — ich schäme mich, es zu sagen — es liegt sogar etwas Kamelmist darauf.«
    »So so! — Nun ja!«
    »Nicht: nun ja! So kann ich dich nicht reisen lassen! Der Teppich muß gereinigt werden!«
    »Noch heute abend?«
    »Warum nicht? Ich lasse ihn gleich in den Wirtschaftshof schaffen und gründlich ausklopfen!«
    »Wenn du meinst!« Der Sultan paffte. Er war froh, seinem Kamel diesen Gefallen tun zu können. Den Teppich klopfen lassen — warum nicht? Was war dabei?
    Das Kamel dachte sich freilich, es wollte den Teppich erst klopfen und dann heimlich zusammenrollen und einmotten lassen. Im tiefsten Keller sollte er verschwinden. Oh, dafür wollte es schon sorgen. Und war der Teppich erst einmal weg, nun, dann mußte der Sultan wohl hierbleiben, wenigstens ein bis zwei Tage, oder bis er wiedergefunden worden war. Und das konnte, nein, das sollte lange dauern! Bis dahin hatten die Teufel der Weltmeere schon lange graue Bärte, saßen in irgendeinem Gefängnis, und niemand erinnerte sich mehr an sie! Das Kamel eilte, alles Notwendige anzuordnen.

Teppichklopfen

    Der Teppich lag noch immer auf der Terrasse. Man war ja schon oft sehr nachlässig mit ihm umgegangen.
    Das Kamel betrachtete ihn gedankenvoll. War es nicht seltsam, daß so
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