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Löwe gut - alles gut

Löwe gut - alles gut

Titel: Löwe gut - alles gut
Autoren: Max Kruse
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Kiste eine grüne und der am Mast eine gelbe. Und nach diesen Binden nannten sie sich auch: Roter, Grüner und Gelber.
    Der Gelbe klopfte gerade seine Pfeife an der Stiefelsohle aus, spuckte über Bord und bemerkte: »Steife See heute, was?« Dabei schaute er zufällig in die Höhe — erblickte den Teppich mit seiner sonderbaren Besatzung und rief: »Pech und Schwefel! Omas Bilderbuch ist lebendig geworden!«
    So etwas hatten auch die beiden anderen noch nicht gesehen. Vor Erstaunen klappten ihre Kiefer herab.
    »Paß auf, Opa, daß wir dich nicht mit dem Mast aufspießen!« brüllte der Rote schließlich. Es sah ja auch wirklich gefährlich aus, wie der Teppich im Wind den schwankenden Masten auszuweichen versuchte. Man kann sich leicht ausmalen, wie er dabei hin und her schaukelte. Das Kamel schloß jedesmal entsetzt die Augen, wenn sie einer Spitze oder einem Tau zu nahe kamen.

Abgeblitzt

    Der Sultan kniete sich nieder, stützte sich mit der einen Hand ab und hielt mit der anderen den Turban fest. Er schrie so laut er konnte: »Hört mal gut zu, ihr Seeräuber, ich bin der Sultan von Sultanien und werde dafür sorgen, daß ihr das Seerauben aufgebt. Laßt es sein, hört ihr! Wenn ihr es freiwillig tut, bürge ich dafür, daß ihr nur milde bestraft werdet. Tüchtige Seeleute scheint ihr ja zu sein. — Ja, was ich noch sagen wollte: Wenn ihr aber weitermacht wie bisher, dann werden ich und mein Freund Löwe...«
    »Und ich, der Ka«, krähte es mutig.
    »…dann werden wir euch das Handwerk legen und dafür sorgen, daß ihr das ganze Leben hinter Schloß und Riegel kommt!«
    Die Seeräuber, die übrigens wirklich winzig klein zu sein schienen — wenn der Teppich genau über ihnen stand, verschwanden sie fast ganz unter ihren breiten Hutkrempen—, die Seeräuber waren also erst so verblüfft, daß sie nach Luft schnappen mußten.
    Dann aber sah es so aus, als hätten sie soeben den lustigsten Witz gehört. Sie lachten und grölten vor Vergnügen. Sie riefen durcheinander: »Opa Sultan will uns besiegen — haha! — mit seinem Kamel — haha! — und einem ausgestopften Spielzeuglöwen von seinem Sofa — juhu! — und einem Papagei!«
    »Ich bin ein Kakadu!« krähte Ka empört.
    »Ein Kakadu!« rief der Gelbe. »Es wird ja immer schöner. Habt ihr das gehört? Wo hast du denn deinen Teddybär und dein Hottepferd, Opa Sultan? Bist du vom Zirkus oder vom Jahrmarkt? Bist du ein Feuerfresser, daß du dich an die Teufel der Weltmeere heranwagst?«
    Des Sultans Wangen färbten sich zornrot. Und Löwe ließ ein gefährliches Knurren hören, das aber leider vom Heulen des Windes übertönt wurde. Die Teufel der Weltmeere aber zogen eine Segeltuchplane von einem Gegenstand ab, der sich als eine Bordkanone erwies. Dabei lachten sie immer weiter und riefen abwechselnd: »Du Großmaul, du... Wenn wir wollen, bist du bald Sultan gewesen! Höchste Zeit, daß du verschwindest, mitsamt deinem Tierpark!«
    Kaum hatten sie das Kanonenrohr freigelegt, richteten sie seine Mündung auch schon auf den Teppich, und bums-krach! zischte die erste Kugel haarscharf an ihm vorbei.

    Drei Fransen wurden abgefetzt, sie taumelten im Wind davon. Entsetzt wieherte das Kamel und auch der Sultan wurde blaß. Wenn der nächste Schuß einen von ihnen traf oder ein Loch in den Teppich riß, dann waren sie verloren. Es roch nach Pulverdampf! Und schon luden die Teufel der Weltmeere ihre Kanone wieder.
    Da gab es nur eines: Sofort den Rückflug antreten! Fluchtartig! Mochte es auch unrühmlich sein. Das Unrühmliche ist oft das Klügere!
    Wie eine Schaukel, die in den Himmel steigt, schwang sich der Teppich empor. Keine Sekunde zu früh. Nur um Zentimeter verfehlte die Kugel den Teppich. Nachdem sie einen weiten Bogen beschrieben hatte, klatschte sie irgendwo ins Meer.
    »Hoffentlich hat sie keinen Fisch auf die Schnauze getroffen!« sagte Ka. Er hatte sich am wenigsten aufgeregt, denn er war klein und daher schwer zu treffen, und außerdem konnte er sich notfalls fliegend retten.
    Die Teufel der Weltmeere streckten ihnen die Zunge raus, machten lange Nasen und schnitten die frechsten Fratzen. Diese bösen Zwerge! Eigentlich benahmen sie sich eher wie unartige Kinder als wie Seeräuber.
    Aber die roten Segel wurden nun rasch kleiner, denn der Sultan hatte es plötzlich sehr eilig, nach Hause zu kommen. Wütend verschränkte er die Arme vor der Brust und starrte vor sich hin, während graue Wolkenfetzen an ihnen vorbeigetrieben wurden. »Das mußte
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