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Löwe gut - alles gut

Löwe gut - alles gut

Titel: Löwe gut - alles gut
Autoren: Max Kruse
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Aufregung, in der die Passagiere und die Besatzung nur an die Rettung ihres Lebens denken, berauben die Teufel der Weltmeere das sinkende Schiff, ohne sich um die Schiffbrüchigen zu kümmern.«
    »Oh, aber nicht mehr lange!« brüllte Löwe. Er richtete sich stolz auf und schüttelte seine mächtige Mähne.
    Schon wollte das Kamel voller Bewunderung »Gut gebrüllt, Löwe« rufen, da fiel ihm gerade noch rechtzeitig ein, daß es keinen anderen Wunsch hatte, als friedlich daheim in Sultanien vor sich hin zu leben und die frisch gewachsenen Grasspitzen im Park zu genießen. Es schwieg also, voller Sorge, was der Sultan beschließen würde.

Folgenschwere Entschlüsse

    Und der Sultan hatte seinen Entschluß bald gefaßt. »Wenn es mir auch schwerfällt — bei meinem Turban! Wie gerne hätte ich es mir auf meiner Ottomane gemütlich gemacht und die Wasserpfeife geraucht. Aber es soll nicht sein. Ja, es hilft nichts, wir müssen diesen Teufeln der Weltmeere das Seeräuber-Handwerk legen, ihnen die Suppe versalzen, das Teufelsfell über die Ohren ziehen! Morgen früh nehmen wir die Verfolgung auf!«
    Entsetzt schwieg das Kamel. Und für alle anderen waren des Sultans Worte ein Zeichen, nun besser schlafen zu gehen. Denn sie würden bald alle Kräfte brauchen.
    Für alle anderen, denn das Kamel tat kein Auge zu! Es blickte die ganze Nacht abwechselnd in den klaren Sternenhimmel oder in die Glut des langsam verlöschenden Lagerfeuers. Immer mehr schienen ihm dessen winzige Flammen aus der Hölle direkt emporzuzüngeln.
    Und als der Morgen graute, und ein kühler Wind die anderen Schläfer weckte, hatte es sich zu einer Entscheidung durchgerungen: »O Sultan, Erhabener!« murmelte es verlegen: »Ehe du dich mit Löwe in neue Gefahren stürzt, bitte ich dich, mich nach Sultanien zu bringen. Meine Nerven sind nicht mehr die besten. Ich wäre euch nur eine Last, keine Hilfe...«
    »Wie? Du läßt uns im Stich?« Der Sultan war verblüfft. »Es ist besser so, auch für euch! Was nützt euch ein altes, krankes, schlotterndes...«
    »... Angstkamel!« fiel ihm Löwe ins Wort.
    Beleidigt klappte das Kamel die Schnauze zu.
    Der Sultan nahm es in Schutz. »Aber du bist so weise!« murmelte er. Es war ihm nicht angenehm, ohne das Kamel in den Kampf zu ziehen. Er war so sehr an es gewöhnt — sogar an seine schlechte Laune.
    Ka hatte die Nacht in einer Palme verbracht. Aufmerksam verfolgte er von dort oben die Unterhaltung. Unruhig verlagerte er sein Körpergewicht von einem Krallfuß auf den anderen und krähte: »He! Ich begleite euch! Was sagt ihr dazu? Ein kleiner Vogel, der herumfliegen und sich gut verstecken kann, der ist hilfreich! Viel hilfreicher als das große Kamel, das nicht fliegen kann — und schwimmen kann es bestimmt auch nicht!«
    »Woher willst du denn das wissen?« begehrte das Kamel nun auf, dem es doch mißfiel, wie ein nutzloser Sack beiseite geschoben zu werden. Es wollte zwar nach Sultanien, aber es wünschte trotzdem, daß dies den anderen sehr leid täte!
    Nun, es mochte sein, wie es wollte. Löwe fand Kas Vorschlag gut. Tatsächlich war es bestimmt sehr nützlich, einen Vogel zum Bundesgenossen zu haben. Vor allem als Kundschafter sind Vögel unübertrefflich!
    Und so war der Sultan schließlich auch einverstanden. Auf diese Weise brauchte er sich ja auch noch nicht sofort in das Getümmel zu stürzen. Wenigstens eine Nacht konnte er in Sultanien verbringen und Wasserpfeife rauchen, wenn er das Kamel dort absetzte. Vielleicht war das Schicksal ihm gnädig, und die Seeräuber wurden ausgerechnet in diesen Stunden von irgend jemand anderem gefangen?
    Solche Glücksfälle sind allerdings selten.

Ein Abschiedsgedicht

    Löwe war voller Kampfesmut. Deshalb fiel der Abschied von Nenekiki, Nenemama und Nenepapa nur kurz aus. Ka hatte kaum Zeit, feierlich zu versprechen, auch bestimmt schon bald zurückzukehren, denn Nenekiki fand es traurig, von ihm verlassen zu werden.
    »Ich weiß gar nicht, was ich ohne dich machen soll!« seufzte sie. »Mit dir kann ich mich so schön unterhalten. Nenemama und Nenepapa müssen ja immer irgend etwas arbeiten, Fische fangen, Datteln pflücken! Besonders seit du zu dichten angefangen hast, ist es so lustig!«
    Kas winzige Augen funkelten vor Stolz. Er machte Nenekiki rasch noch ein Abschiedsgedicht:

    »Der Ka, der reist nun übers Meer,
    und Nenekiki weint — gar nicht!«

    »Komisch«, murmelte er verblüfft, »als ich es mir eben ausdachte, reimte es sich noch.«
    Er
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