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Lösegeld Für Einen Toten

Lösegeld Für Einen Toten

Titel: Lösegeld Für Einen Toten
Autoren: Ellis Peters
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Waliser zurück, aber Ihr wißt ja, wie die sind - sie zogen sich gerade weit genug zurück, um sich ohne Verluste neu sammeln zu können, und dann waren sie wieder da, auf jeden unserer Männer kam ein Bogenschütze, und sie konnten nach Belieben ihre Ziele auswählen. Als die flämischen Soldaten schließlich davonliefen, rannten ihre Hauptleute hinterher - William von Ypres und Ten Eyck und alle anderen.
    Stephen blieb unberitten bei uns, und seine dezimierte Schar, beritten und zu Fuß, schloß sich uns an. Der Feind überrollte uns einfach, und schließlich verlor ich Gilbert aus den Augen.
    Kein Wunder, denn es war ein schlimmes Durcheinander, und niemand konnte weiter als bis zur Spitze seines Schwertes oder Dolches sehen, je nachdem, womit er seinen Kopf zu schützen suchte. Stephen hatte noch sein Schwert. Cadfael, ich schwöre Euch, Ihr habt noch nie einen Mann in der Schlacht so wild gesehen, denn wild wird Stephen, wenn sein freundliches Wesen einmal aufgestachelt ist. Es war eher die Belagerung einer Burg als die Überwindung eines einzigen Mannes. Um ihn lag ein Wall von Männern, die er erschlagen hatte, und wer ihn angreifen wollte, mußte darüberklettern und blieb schließlich doch als oberster auf den Toten liegen. Chester ging ihn an - und er setzte ihm zu, denn es gibt nicht viel, was Ranulf schrecken kann -, doch wäre das Schwert des Königs nicht gebrochen, dann wäre er ein Stein in dem Schutzwall aus Leibern geworden. Irgend jemand, der in seiner Nähe war, drückte Stephen eine dänische Axt in die Hand, doch Chester hatte sich schon durch einen Sprung in Sicherheit gebracht.
    Und dann klaubte jemand, der am Handgemenge nicht direkt beteiligt war, einen großen Stein vom Boden und traf Stephen damit von der Seite. Es fällte ihn wie einen Baum, er verlor sofort das Bewußtsein, und dann fielen sie über ihn her und hielten den Bewußtlosen an Händen und Füßen fest. Ich wurde von einer anderen Woge überspült«, sagte Hugh traurig, »wurde niedergetrampelt und lag zwischen den toten Männern.
    Als ich wieder zu mir kam, hatten sie den König fortgeschleppt und waren in die Stadt geschwärmt, um sie auszuplündern. Sie würden später zurückkommen, um das Schlachtfeld nach allem abzusuchen, was des Mitnehmens wert war. Ich sammelte alle aus unserer Stadt, die noch lebten, es waren mehr, als ich gehofft hatte, schaffte sie außer Reichweite und suchte mit einem oder zweien meiner Männer nach Gilbert. Wir fanden ihn nicht, und als die Feinde befriedigt aus der Stadt zurückkamen, um auch das Schlachtfeld zu plündern, zogen wir ab, um wenigstens das heimzubringen, was wir noch hatten. Was sonst hätten wir tun können?«
    »Nichts weiter, wie ich es sehe«, sagte Cadfael fest.
    »Und ich danke Gott, daß Ihr unversehrt davonkamt und noch so viel tun konntet. Wenn es einen Ort gibt, an dem Stephen Euch jetzt braucht, dann ist es diese Grafschaft, die Ihr für ihn schützen müßt.«
    Das verstand sich von selbst. Hugh hätte sich sonst nie aus Lincoln zurückgezogen. Über das Gemetzel dort wurde also kein weiteres Wort verloren. Natürlich war es besser gewesen, den größten Teil der Überlebenden aus Shrewsbury, die seinem Befehl unterstellt gewesen waren, zurückzubringen, und das hatte er ja auch getan.
    »Stephens Königin ist in Kent, und als Herrin von Kent hält sie mit einer starken Armee den ganzen Süden und Osten«, sagte Hugh. »Sie wird zwischen hier und London jeden Stein umdrehen, und irgendwie wird sie Stephen befreien können. Dies ist nicht das Ende. Eine Wende kann wieder umgewendet, ein Gefangener kann aus dem Gefängnis befreit werden.«
    »Oder ausgetauscht«, entgegnete Cadfael, wenn auch zweifelnd. »Hat denn die Seite des Königs keine wichtigen Gefangenen gemacht? Allerdings glaube ich, daß die Kaiserin Stephen nicht einmal für drei ihrer liebsten Grafen gehen ließe, selbst wenn es Robert wäre, ohne den sie doch völlig hilflos ist.
    Nein, sie wird ihren Gefangenen sicher verwahren und versuchen, den Thron zu erringen. Glaubt Ihr, die Prinzen der Kirche würden ihr den Weg versperren?«
    »Nun«, sagte Hugh, während er sich unter Schmerzen reckte und dabei neue Prellungen entdeckte, »eines weiß ich jedenfalls: Es ist meine Pflicht dafür zu sorgen, daß hier in Shropshire alles nach dem Willen des Königs geschieht.
    Wenigstens diese Grafschaft muß dem König erhalten bleiben.«

2. Kapitel
    Hugh kam zwei Tage später in die Abtei herunter, um der Messe
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