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Liona Lix - Wer will schon einen Drachen?

Liona Lix - Wer will schon einen Drachen?

Titel: Liona Lix - Wer will schon einen Drachen?
Autoren: Baumhaus
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in die Spüle. „Ich hab unser Abendbrot schon fertig. Das hier war nur eine kleine … ähm … Zwischenmahlzeit.“
    Kater Kalle kommt mit langsamen, majestätischen Schritten in die Küche stolziert. Sein Gesicht ist so finster wie sein schwarzes Fell. Beim Anblick von Kalle verstummt Mama Oktavia.
    „Eine Zwischenmahlzeit?“ Liona guckt neugierig in den Kessel auf dem Herd.

    „Ähm ja, aber nicht für dich“, sagt Mama schnell und nimmt Liona eilig den Deckel aus der Hand. „Ist nur für mich zum …“
    Kater Kalle lässt sich mit verächtlichem Maunzen auf seinem Kissen nieder.
    „… ist nur für mich zum … äh … Abnehmen“, vollendet Mama Oktavia ihren Satz. Fast trotzig klingt ihre Stimme bei den letzten Worten, und sie wirft Kalle dabei einen warnenden Blick zu.
    „Abnehmen – haha!“, zischt Kalle. „Als ob!“
    „Du bist doch nicht dick, Mama!“, meint auch Liona erstaunt.
    „Nun ja“, macht Mama Oktavia und räuspert sich verlegen, „jede Frau will hier oder da ein bisschen abnehmen.“
    „Quatsch mit Mäuseknödeln!“, knurrt Kater Kalle.
    Er rollt sich zusammen und legt seinen Schwanz wie zum Schlafen vor seine Schnauze. Doch er lässt weder Oktavia noch Liona aus den Augen.
    Liona seufzt. „Kannst du nicht einfach normal abnehmen, Mama? Ich meine, keine Schokolade mehr essen und so, wie andere Mütter auch?“
    „Tzzz!“, macht Mama Oktavia ein wenig empört. „Erstens braucht der Mensch Schokolade. Und zweitens – auch wenn du das nicht gerne hörst, meine Tochter – zweitens bin ich stolz auf meinen Beruf. Und warum sollte ich deswegen nicht …“
    „Knitterquatsch mit Spinnengrütze!“, zischt Kater Kallerüber, ohne sich auch nur einen Millimeter zu bewegen.
    „Tzzz!“, macht Mama noch mal. Und jetzt klingt nicht nur ihre Stimme trotzig, jetzt sieht Mama auch so aus. „Ich werde ja wohl in meinem eigenen Haus noch meinen Beruf ausüben dürfen!“
    „Dagegen hat ja keiner was“, grummelt Kalle.
    „Doch, ich!“, sagt Liona laut. Ebenfalls etwas trotzig. „Ich will nicht, dass wieder irgendetwas …“
    „Nichts wird passieren“, unterbricht sie Mama Oktavia und legt sanft eine Hand auf Lionas Schulter. „Nichts! Das verspreche ich dir! Ich werde von heute an, sobald jemand im Haus ist, eine ganz, ganz, ganz brave, strick-stroh-langweilige Mama sein!“
    Liona holt tief Luft. Wenn das nur wahr wäre! Wenn Mama nur endlich mal nichts Peinliches machen würde, wenn andere Menschen dabei sind!
    „Ich habe nämlich Marilotta und Anton …“, fährt Liona fort, „… zu meinem Geburtstag am Samstag eingeladen.“
    Sie sieht Mama Oktavia gespannt an.
    „Was für eine gute Idee, Lionalu, mein Schatz!“, ruft Mama Oktavia strahlend. „Wir werden eine richtig aufregende Geburtstagsparty haben! Oh, ich freu mich schon!“ Ihre Augen leuchten. „Ich kann es kaum noch abwarten!“
    Als Liona abends im Bett liegt und versucht einzuschlafen, geht ihr das ungeheure Strahlen von Mama nicht aus dem Kopf. Natürlich ist es verständlich, dass sich auch Mamas auf die Geburtstage ihrer Kinder freuen. Aber wenn Mama sooo glücklich dasteht und in die Hände klatscht und selber aussieht wie ein Kind, das bald Geburtstag hat und tatsächlich überhaupt nicht mehr abwarten kann, dann … dann hat Mama dazu bestimmt einen Grund. Und zwar einen ganz besonderen Grund. Und womöglich könnte das ein Grund sein, den Liona nicht gerade zum Freuen findet.
    Und was hat Mama außerdem gesagt? Eine „aufregende“ Party? Will Liona das? NEIN ! Liona will eine absolut stinknormale, pupsgewöhnliche, wunderschöne Kinderparty haben!
    Oh-oh-oh! Wenn Mama sich bloß nicht wieder etwas total Verrücktes ausgedacht hat!
    Einmal – es war entweder in Eppsingen oder in Käthenbruch – da hatte Liona Mama zu einem Badenachmittag an einem See überredet. Und Mama war netterweise Feuer und Flamme gewesen.
    Fünf Kinder aus ihrer Klasse hatte Liona einladen dürfen, und Mama hatte versprochen, für alle Luftmatratzen zu besorgen, auf denen sie liegend Rennen paddeln wollten.Was echt klasse gewesen wäre. Und überhaupt nicht langweilig. Nur eben normal.
    Doch was hatte Mama gemacht? Sie hatte Luftmatratzen mit strampelndem Entenfüßenantrieb und mit quakenden Schwanenköpfen auf langen Hälsen gehext. Und dabei wie heute gestrahlt. Als hätte sie die beste Idee der Welt gehabt.
    Oh, wie wenig Liona gestrahlt hatte! Stinkesauer war sie auf Mama gewesen. Das kann man ja wohl verstehen!
    Klar
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