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Lillys Weg

Lillys Weg

Titel: Lillys Weg
Autoren: Renate E. Daimler
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roten Seidenbademantel. Das Stück, in dem sie beide spielten, hatte noch immer keinen Text. Es gab nur Regieanweisungen, und die waren bisher von ihm gekommen.
    Heute war sie dran.
    Sie führte ihn nach dem Badezimmerritual ins Schlafzimmer und sah, dass der Videoplayer an einen Fernseher mit großem Bildschirm angeschlossen war.
    Sie nahm zwei Kissen, bereitete für sie beide eine Rückenlehne vor und zeigte auf seine Seite: „Setz dich, ich zeige dir einen Filmausschnitt.“
    Lilly legte das Video ein. Sie hatte sich den Film vorgestern aus der Videothek geholt und ihn schon zu Hause bis zur passenden Stelle vorgespult. Man sah eine Frau, die auf einem Kamel ritt, das von einem Scheich geführt wurde. Sie war offensichtlich erschöpft und am Ende ihrer Kräfte. Sie hatte sich nach dem Tod ihres Mannes in der Wüste verirrt und wurde nun in sein Dorf gebracht. Lilly wartete auf ihre Szene und beobachtete aus den Augenwinkeln Paolo, der sein Pokerface für einen Augenblick verloren hatte. Er war auf einen Porno vorbereitet, und sie genoss seine Verwirrung. Die Frau stand mit gespreizten Beinen da und ihre Arme waren an der niedrigen Decke mit einem Seil zusammengebunden. Der Scheich kniete am Boden unter ihr und leckte sie.
    Als die Szene zu Ende war, schaltete Lilly das Video aus. Sie wusste, wie Der Himmel über der Wüste ausging, sie hatte ihn vor einiger Zeit im Kino gesehen. Das Ende war tragisch und völlig unerotisch. Aber darum ging es jetzt nicht. Sie hatte immer wieder an diese Szene in der Lehmhütte des Scheichs gedacht und bisher nie gewagt, sie nachzuspielen.
    Paolo stand auf und führte sie in die Küche. Sie war ziemlich groß und sah völlig unbenutzt aus. In ihrer Mitte stand ein großer Tisch, mindestens zwei Meter lang. An der hohen Decke über dem Tisch hingen an Haken dekorative alte Pfannen zwischen modernen, kleinen Hängeleuchten. Er packte sie und setzte sie auf den Tisch. Dann zog er sie ein Stück nach hinten und nahm sie an den Schultern. „Leg dich hin.“ Er stellte ihre Beine auf und setzte sich auf einem der rustikalen Küchenstühle vor sie hin. Lilly spürte seine Blicke in ihrer offenen Vagina und wartete darauf, dass er seine kurzen, dicken Finger in sie versenkte. Er ließ sie so lange warten, bis ihr Körper die Spannung nicht mehr ertrug und sich ohne sein Zutun einen Orgasmus erkämpfte. Als er endlich seinen Finger in sie hineinsteckte und ihre Lustlippen rieb, erschütterten Kaskaden von vielen kleinen Erregungswellen jede einzelne ihrer Zellen. „Steh auf und stell dich auf den Tisch.“ Das Kommando kam mit rauer Stimme, und als Lilly nackt auf dem Küchentisch stand, hob sie automatisch die Arme nach oben. Paolo holte eine kleine Leiter und zauberte aus seiner Bademanteltasche ein dünnes Seil. Er stieg auf die Leiter, nahm eine der Pfannen herunter, band Lillys Hände zusammen, fertigte eine kunstvolle Schlinge an und befestigte sie an dem freien Haken.
    Paolo machte sich nicht die Mühe, seinen Bademantel auszuziehen, als er mit erigiertem Penis wieder auf dem rot gefliesten Küchenboden stand. Er beugte sich über den Tisch, und Lilly spreizte automatisch ihre Beine, als sie sein Gesicht, in dem sich seine Zunge schnell hin und her bewegte, auf ihren Unterleib zukommen sah.
    Als Lilly an diesem Abend im Bett lag, war sie so erschöpft, dass sie sich fragte, wie sie ihre Arbeit neben diesem obsessiven Sexleben bewältigen konnte.
    Das Leben rund um Lilly nahm in den nächsten Wochen seinen Lauf fast ohne sie. Sie funktionierte in ihrem Alltag, aber mehr nicht. Es war, als ob ein Ausschnitt, der bisher in ihrem Leben unauffällig und eher klein war, sich so ausgebreitet hatte, dass er alles andere verdrängte. Sie dachte den ganzen Tag an Sex, sie sehnte sich nach Sex und fieberte jedem neuen Treffen mit Paolo entgegen. Sie hatte sich inzwischen informiert und wusste, dass er mit der Kunsthändlerin Kristina Walf zusammenlebte. Sie besaß eine große Galerie, die sie gleichzeitig als literarischen und politischen Salon führte. Tout Vienne kam bei ihr zusammen.
    Als die Einladung mit der Post kam, war Lilly in einer Phase ihrer noch immer nonverbalen Beziehung mit Paolo, in der sie sich fragte, wie das weitergehen sollte. Konnten ein Mann und eine Frau, ohne miteinander zu reden, über einen längeren Zeitraum einfach nur Sex haben?
    Lilly wartete bis zum
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