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LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)

Titel: LIGEIA - Ein erotischer Horrorthriller (German Edition)
Autoren: John Everson
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zurück, sodass er ihren Kopf aus dem Sand heben musste, und ließ dann los, als er sich mit dem gesamten Gewicht seines Körpers auf sie fallen ließ. Innerhalb weniger Sekunden konnte sie ihre Schreie nicht mehr im Zaum halten, und auch er ließ seiner Leidenschaft freien Lauf. Als ihn die ersten Wogen des Orgasmus wie ein Fiebertraum umfingen, rammelte er sie immer heftiger – knallhart und fordernd –, hob ihren Kopf an und knallte sie hemmungslos; ein einziger Leib, verschmolzen in ungezügelter Begierde. Ihre Hände und Schenkel trieben ihn an, ihre Schreie wandelten sich von einem »Ja, ja« in ein kehliges Ächzen und Stöhnen.
    Er vergaß sich völlig dabei, stieß ebenfalls spitze, abgehackte Lustschreie aus und merkte zunächst gar nicht, dass sich der Klang von Cassies Stimme veränderte. Als er den Höhepunkt erreichte, verstummte sie. Im selben Maß, in dem sich Andys Hochgefühl allmählich legte, schärfte sich seine Wahrnehmung, und er verlangsamte seine Bewegungen. Seine Finger lösten sich von ihrem Hals, gleichzeitig glitt sie aus der Umklammerung, und ihre Arme sanken zu Boden.
    Ohne sich zu bewegen, lag Cassie unter ihm. Er beugte sich über sie, um sie zu küssen. »Cassie?«, flüsterte er. Doch über ihre samtigen Lippen drang keine Antwort.
    »Cassie, wach auf!«, drängte er.
    Der Sand unter ihren schwarzen Haaren war dunkel, und als Andy sie in den Arm nahm, begriff er auch, warum. Er ertastete den klebrigen, warmen, entsetzlichen Grund für ihr Schweigen.
    Die Spitze des bislang im Sand verborgenen Felsbrockens schimmerte im Mondschein schwarz vor Blut, und selbst als ihn die Panik übermannte und er ihren Körper zu Boden sinken ließ, rührte Cassie sich nicht. Einen Arm unter dem Rücken eingeklemmt, die Beine unnatürlich verdreht, lag sie einfach nur da. Ein dünner Speichelfaden rann ihr über die Wange, und Andy sah, dass ihre Brüste sich nicht mehr hoben und senkten. Völlig reglos, ohne jeglichen Sex-Appeal. Sie atmete nicht mehr.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße«, flüsterte er und beugte sich über ihren Busen. Ihr Herz gab keinen Mucks von sich.
    Andy zog seine Hose an und wanderte, bei jedem nächtlichen Laut zusammenzuckend, unruhig am Strand auf und ab. Er dachte an seine Hoffnung, aufs College zu gehen, den Traum, ein Stipendium zu ergattern, und an seine Begeisterung für Football. Das Ticket, das ihn aus diesem verschlafenen Touristenstädtchen herausbringen würde. Jedes Mal, wenn er sich zu den fast heruntergebrannten Kerzen umdrehte, wichen diese Traumbilder dem Anblick von verrosteten Gitterstäben.
    Als er mit tränenüberströmtem Gesicht wieder neben Cassies Körper in die Knie ging, war sie nach wie vor unbestreitbar tot. Mit der Hand fuhr er über die blasse Haut ihrer Brust und zog sie feucht und klamm wieder zurück. Ihm war klar, dass er Cassie nicht einfach hier liegen lassen durfte. Aber er konnte auch niemandem sagen, was er getan hatte. Mit ihr war es aus, ganz gleich, was geschah. Aber weshalb sollte sein Leben ebenfalls zerstört werden? »Ich kann nichts dafür«, schrie er gequält die Wellen an. Aber es war niemand da, der ihm zuhörte.
    Unter dem mitternächtlichen Mond traf Andy seine Entscheidung.
    Er war nicht bereit, mit ihr zusammen zu sterben. Er schaufelte sämtliche Kerzen und rituellen Gegenstände in ihre große lederne Umhängetasche, hievte sie zusammen mit Cassie auf die Schulter und schleppte die Leiche der Frau den Strand entlang. Unten am Wasser gab es einen Felsen, Gull’s Point, der wie ein Kliff in die Schwärze des Ozeans hinausragte. Ihm fiel nichts Besseres ein. Als er den Rand der Felsnase erreichte, legte er den Leichnam wie auf einem Altar ab und gönnte sich einen langen letzten Blick auf ihr schmales, ruhiges Gesicht.
    Seine erste ältere Frau. Womöglich auch seine letzte.
    »Scheiße«, fluchte er erneut.
    Andy sammelte ein paar faustgroße Steine zusammen und stopfte sie in die mitgebrachte Tasche, ehe er Cassie die langen Schulterriemen um den Nacken schlang. Zunächst wollte die Schlaufe nicht über ihren Kopf passen. Doch mit einem lang gezogenen Wutschrei und einem zornigen Ruck schaffte er es, das Leder so weit zu dehnen, dass es nachgab. Die Tasche glitt um ihren Hals. Die schwarzen Haare mit roten Einsprengseln verfingen sich in seinen Fingern. Während er lautlos vor sich hin schluchzte, ließ er einen weiteren Gesteinsbrocken in die Tasche fallen. Eines lernte man nämlich schnell, wenn man am Meer lebte
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