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Liebster Mitbewohner

Liebster Mitbewohner

Titel: Liebster Mitbewohner
Autoren: Fiona Winter
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Kaffee auf und schob zwei Aufbackbrötchen in den Ofen. Ich konnte es kaum abwarten, dass Leon in die Küche kam und ich ihm von meinem Entschluss erzählen konnte. Dann erschien er endlich in seinem perfekt sitzenden Anzug und mit den perfekt liegenden Haaren in der Tür. „Hab ich irgendwas nicht mitbekommen? Valentinstag? Dreijähriges?“ Mit hochgezogenen Augenbrauen beäugte er den gedeckten Frühstückstisch.
    Ich musste lachen, denn Leon vergaß niemals etwas. „Ach was, ich hab ‘ einfach gute Laune.“
    Leon nahm es hin und setzte sich.
    Ich begann sofort, ihm alles zu berichten. Damit begann der Tag, den Bach runter zu gehen. Zuerst zogen sich Leons Augenbrauen zusammen. Seine Lippen kräuselten sich leicht. In seine Augen trat dieser leicht irritierte Blick. Ganz so, als würde ihm eine penetrante Fliege ums Ohr summen. „Hast du dir das gut überlegt?“
    Ich hatte nicht erwartet, dass er mir euphorisch um den Hals fallen würde, denn Leon ist sowohl eher ruhig als auch pragmatisch veranlagt. Deshalb grinste ich nur und betonte: „Das habe ich.“
    Leon biss in sein Brötchen, kaute und schluckte. „Okay.“
    „Okay gut oder okay schlecht?“
    Er seufzte und legte sein Brötchen hin. „Ich muss dir ehrlich sagen, dass ich von deinen Plänen nicht besonders begeistert bin.“
    „Oh… okay.“ Ich hätte es mir denken können. Trotzdem spürte ich, dass mir die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben stand. „Aber warum? Du weißt doch, dass ich mich schon länger für Kunst interessiere. Ich bin gern kreativ. Ich… “
    „Du machst viele Dinge gern. Musst du deshalb all diese Dinge als Beruf in Erwägung ziehen? Nur um sie einige Zeit später wieder aufzugeben und etwas Neues anzufangen?“
    „Es kann ja nicht jeder sofort nach dem Abi Jura studieren, das Studium ohne Ver zögerung zu Ende bringen, in die Kanzlei seines Vaters einsteigen und darin die Erfüllung seines Lebens finden.“ Ich versuchte, die kochende Wut in meinem Bauch einfach zu ignorieren, doch darin war ich noch nie besonders gut gewesen. „Ich bin eben anders als du.“
    „Stimmt“, antwortete Leon in dieser ruhigen, abgeklärten Stimme, die ich so hasste. „Ich bin eher zielorientiert und du eher… nicht.“
    Ich schluckte, dann nickte ich langsam. „Kann sein. Ich will eben sicher sein, dass ich nicht später irgendeinen Beruf habe, den ich nicht leiden kann. Es gibt so viele Möglichkeiten. So vieles, das mich interessiert. Und ich habe bisher eben noch nicht das Richtige gefunden.“
    „Und ich denke , du machst es dir ein bisschen leicht. Immer, wenn ein Punkt kommt, an dem dir etwas keinen Spaß mehr macht, gibst du es einfach auf. Statt in Erwägung zu ziehen, dass jeder mal eine lustlose Phase hat, die wieder vorübergeht.“
    „Ich gebe nicht auf! Ich denke nur, wenn dieser ganze trockene Gesetzeskram mir schon jetzt zum Hals raushängt, es in zwanzig Jahren nicht besser sein wird!“
    Leon sah mich nur abwartend an, wie so oft, wenn ich mich aufregte. Normalerweise führte dieser Blick dazu, dass ich mich beruhigte, doch heute nicht. „Ich habe mich jedenfalls entschieden. Und nichts, was du sagst, wird etwas daran ändern. Es ist mein Leben und ich halte meine Entscheidung für richtig!“
    Leon schwieg. Er nahm noch einen Bissen von seinem Brötchen und dann einen Schluck Kaffee.
    „Strafst du mich jetzt mit Schweigen?“ , fragte ich entnervt.
    „Sei nicht albern.“
    „Dann sag doch was!“
    „Ich halte es für besser, wenn wir die Beziehung beenden.“
    Ich erstickte beinahe an dem Schluck Kaffee, den ich in diesem Moment hinunterschlucken wollte. Brennend verteilte sich ein Teil davon in meiner Luftröhre. Ich hustete so heftig, dass mir Tränen in die Augen stiegen.
    Leon lehnte sich über den Tisch und klopfte mir hilfsbereit auf den Rücken. „Geht’s wieder?“
    Inzwischen hatte ich die Kaffeetröpfchen erfolgreich aus meiner Luftröhre gehustet. Nur die Tränen flossen immer noch.
    „Nicht weinen, Engelchen. Mir fällt diese Entscheidung auch nicht leicht.“
    „Ich heule nicht wegen dir!“ Ich schnäuzte mir laut mit meiner Serviette die Nase und wischte wütend über meinen Wangen. Es nützte nichts. Immer mehr Tränen quollen hervor. Und plötzlich war ich mir gar nicht mehr so sicher, dass es wirklich an dem verschluckten Kaffee lag. „Wie kommst du nur auf so was?“, presste ich hervor. Mein Körper zuckte vor unterdrückten Schluchzern. „Wir sind seit fast drei Jahren
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