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Liebster Mitbewohner

Liebster Mitbewohner

Titel: Liebster Mitbewohner
Autoren: Fiona Winter
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rückwärts. Sobald er die Türschwelle überschritten hatte, schlug ich die Tür zu. Doch sie fiel nicht ins Schloss.
    Ungläubig starrte ich auf den rechten von Felix‘ Turnschuhen, der zwischen Tür und Rahmen steckte.
    „Nimm deinen Fuß da weg!“, zischte ich.
    Es kam keine Antwort. Doch der Schuh blieb, wo er war.
    Ich schob mit aller Kraft.
    Plötzlich schoss eine Hand durch den Türspalt und zog an meinem Arm. Und zwar mit einem solchen Ruck, dass mein ganzer Oberkörper vorkippte.
    Felix starrt e mich durch den Türspalt an. „Valerie und ich waren auch befreundet. Damals, bevor wir ein Paar wurden.“
    Er ließ meinen Arm los.
    Trotzdem verharrten ich in dieser unangenehmen Position, um Felix weiterhindurch den Türspalt betrachten zu können.
    „Und wir waren nicht nur bekannte oder Freunde von Freunden, sondern wir waren richtig e, echte, gute Freunde. Anfangs haben wir beide nicht mal daran gedacht, dass wir jemals zusammen kommen würden. Wir kamen einfach gut miteinander aus. Wir konnten reden. Hatten gemeinsame Interessen und Gesprächsthemen. Wir konnten gemeinsam lachen und alles Mögliche unternehmen.“
    Ich schluckte. Ein flaues Gefühl machte sich in meinem Magen breit.
    Felix‘ intensiver Blick verstärkte dieses Empfinden noch.
    „Dann ließen wir uns auf diese Beziehung ein und es war wunderschön. Ich hatte das Gefühl, wir würden perfekt zusammen passen. Es vergingen Monate, Jahre. Ich weiß nicht mehr, wann sie sich plötzlich veränderte oder ob es vielleicht nach und nach geschah. Aber auf einmal war da dieser Druck, die Erwartungen. Plötzlich genügte ihr nicht mehr, was wir hatten. Valerie wollte, dass ich zu ihr ziehe, dass wir uns verloben. Wollte, dass ich auf der Arbeit erfolgreich bin, wollte unser gemeinsames Leben planen. Ich machte größtenteils mit, schließlich war ich es ja auch von der Arbeit so gewohnt. Dass es nie genug ist, dass immer mehr verlangt wird, dass ich nie zufrieden sein kann, sondern mir immer höhere Ziele setzen muss. Ich merkte selbst lange Zeit nicht, dass ich das Ganze gar nicht wollte. Bis ich einfach die Flucht ergriff.“ Er grinste schief. „Nein, stimmt nicht. Nicht mal da wusste ich es. Das habe ich erst durch dich kapiert.“
    Mein Herz schlug schneller. Dieser Blick – dieser beschämt dankbare Blick – machte die Ereignisse der letzten Wochen vorübergehend ungeschehen.
    Dann veränderte sich Felix‘ Miene. Sie wurde hart und der warme Ausdruck in seinen Augen wich tiefster Traurigkeit. „Weißt du, was Valerie gesagt hat, als ich zum zweiten Mal gegangen bin? Lass uns Freunde bleiben. Nach allem, was ich ihr angetan habe, hat sie geradezu darum gebettelt, den Kontakt mit mir halten zu dürfen. Weiterhin ein Teil meines Lebens sein zu können. Und ich musste ihr diese Bitte abschlagen. Ich kann nicht mal mehr mit ihr befreundet sein, verstehst du? Ich will sie noch nicht einmal ansehen. Von meinen Gefühlen ist rein gar nichts mehr übrig geblieben. Ich will sie einfach nur noch aus meinem Leben raus haben.“ Felix‘ Stimme klang so belegt, als würde er jeden Moment zu weinen anfangen. Und tatsächlich war da auffällig viel Flüssigkeit in seinen Augen. Er zog die Nase hoch.
    Ich spürte, wie auch mir Tränen in die Augen stiegen. Plötzlich hatte ich dieses Bild vor Augen: Felix und ich in drei Jahren. Wir hatten eine Beziehung gewagt, die elendig gescheitert war. Am Ende blieb nichts mehr. Nur die Erleichterung, endlich vom anderen befreit zu sein. Dann besser so, wie es jetzt war. Besser in Wut und Schmerz auseinandergehen, als irgendwann gar kein Gefühl mehr füreinander übrig zu haben. Oder?
    Felix‘ Finger strichen sanft über die Haut an meinem inneren Handgelenk. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich immer noch an der Tür lehnte und es Felix so unmöglich machte, wieder das Zimmer zu betreten. Ich wollte gerade Platz machen, als Felix sagte: „Bitte wirf unsere Freundschaft nicht weg.“
    Ich gefror in meiner Bewegung. Die Tränen vermehrten sich und bahnten sich schließlich den Weg über meine Wangen. Ich schniefte und schüttelte den Kopf. „Ich würde gerne… wirklich… ich will nichts mehr, als dass es wieder so sein kann wie früher.“
    „Maja, es kann wieder so werden!“, sagte Felix eindringlich.
    Ich starrte wie hypnotisiert in die blaugrünen Augen. Konnte es das tatsächlich? Mit ein bisschen Mühe und Zeit…. Ich schüttelte langsam den Kopf.
    „Maja…“
    „Es geht nicht, Felix“, sagte ich und
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