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Liebst du ihn noch immer

Titel: Liebst du ihn noch immer
Autoren: Kathy Clark
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vergangenen zwei Tage die Bücher durchgegangen und hatte die Akten neu geordnet. Es war eine sehr ernüchternde Erfahrung gewesen.
    Die Zahlen waren nicht gut. Genaugenommen waren sie düster. Die Ausgaben waren soviel höher als zu der Zeit, in der Kate die Bücher führte.
    Der Profit war gefährlich klein. Wenn nicht schnell etwas geschah, würde es nichts mehr zu retten geben. Doug war offenbar nicht ganz ehrlich zu ihr gewesen. Kate hatte nicht gewußt, wie nahe sie dem Bankrott waren. Der liebe, gute Doug hatte ihr die Wahrheit vorenthalten, um sie nicht zu beunruhigen. Ihre Vorfreude auf das Baby sollte durch nichts getrübt werden.
    Ein energisches Klopfen an der Bürotür ließ sie den Kopf heben. Sie klappte das Handbuch zu und strich sich das honigblonde Haar aus dem Gesicht. „Herein", rief sie, in der Hoffnung, ihre Stimme würde den Lärm der Klimaanlage übertönen. Es fiel ihr immer schwerer, sich zu erheben oder hinzusetzen.
    Im Türrahmen erschien eine breitschultrige Gestalt. „Wie ich höre, können Sie einen Piloten gebrauchen." Der Mann hatte Südstaatenakzent, der seine Sprache langsam und träge erscheinen ließ.
    „Äh... ja, das stimmt", bestätigte Kate etwas verwirrt durch das unerwartete Auftauchen des Bewerbers. In der Annonce hatte sie weder Firmennamen noch Adresse erwähnt, und Anrufe hatte sie bisher nicht bekommen. Ihr war also nicht recht klar, woher dieser Mann kam. Mit einladender Geste zum Stuhl vor dem Schreibtisch sagte sie: „Bitte, nehmen Sie doch Platz."
    Mit langen, geschmeidigen Schritten kam er durch den Raum, setzte sich jedoch nicht, sondern überflog mit dem Blick die gerahmten Fotografien von Helikoptern, Bohranlagen, Schiffen und anderen Erinnerungsstücken.
    Seine langen Beine steckten in engen Jeans von ausgewaschenem Blau. Er hatte wohlgeformte Schultern und braungebrannte Arme. Die Ellbogen gebeugt hatte er seine Daumen in die Gürtelschlaufen der Jeans gehakt. Selbst wenn sie es nicht gewußt hätte, hätte sie aufgrund der selbstsicheren, lockeren Art, in der er sich bewegte, erraten, daß er Pilot war.
    „Ist das Ihre Bell 206 Long Ranger II?" fragte er mit einem Nicken zu den Fotos, die bei dem Schreibtisch an der Wand hingen. „Ausgezeichnete Maschine."
    „Es war. Sie ist bei dem Absturz untergegangen, bei dem mein Mann ums Leben kam."
    „Ich habe von Ihrem Mann gehört. Tut mir leid."
    Sie nahm seine Beileidsbekundung mit geübtem Neigen ihres Kopfes entgegen.
    „Was ist denn passiert?"
    „Mein Mann hat Maschinenschaden gemeldet, als er seinen Notruf aus­sandte. Aber genau werden wir es nie wissen. Das Flugzeug konnte nicht geborgen werden."
    „Hmmm. Schlimm."
    „Mr...?"
    „Russell. James Russell.”
    „Aus reiner Neugier, Mr. Russell, woher wußten Sie, daß C-Breeze einen Job zu bieten hat?”
    Er wandte sich um und richtete den Blick seiner blauen Augen auf Kate. „Wir haben einen gemeinsamen Freund, Harry Jensen. Er wußte, daß ich mich nach einem Wechsel umsah und Sie einen Piloten suchten." Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln, das so träge war wie seine Stimme, und er setzte sich auf den Stuhl, auf den sie gedeutet hatte. „Er dachte wohl, wir könnten einander aushelfen."
    Kate begann zu hoffen, daß ihre Gebete erhört worden waren. Dennoch machte dieser Zufall sie ein wenig mißtrauisch. „Harry hat Sie nie er­ wähnt."
    Er nickte zum Telefon. „Rufen Sie ihn an. Er wird für meine Arbeit bürgen. Aber was er von unserer gemeinsamen Collegezeit erzählt, das überhören Sie besser!"
    Kate zog ein Formular aus der Schreibtischschublade und reichte es ihm. „Würden Sie bitte diese Bewerbung ausfüllen? Wenn Sie einen Lebenslauf haben; hätte ich den gern gesehen."
    Für eine Weile waren die einzigen Geräusche im Raum das Brummen des Ventilators und das Kratzen von Russells Schreiber auf dem Formular. Kate las unterdessen den Lebenslauf. Der Mann hatte beeindruckende Qualifikationen. Aber statt sich darüber zu freuen, befiel sie Niedergeschlagenheit. Warum sollte ein Mann mit diesen Erfahrungen einen Job bei C-Breeze annehmen? Ihre kleine Firma konnte bei weitem nicht so viel bieten wie sein letzter Arbeitgeber. Der einzige Makel schien seine Unfähigkeit oder Unwilligkeit zu sein, es über längere Zeit bei einer Firma auszuhalten.
    Sie hob den Kopf und sah, daß er mit dem Ausfüllen des Formulars fertig war und sie beobachtete. „Sehr eindrucksvolle Referenzen", bemerkte sie. „Aber Sie scheinen sich nicht sehr
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