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Liebling verzweifelt gesucht

Liebling verzweifelt gesucht

Titel: Liebling verzweifelt gesucht
Autoren: Bettina Eveline u Lemke Kosenbach
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abhandenkommen könnte, und wissen nicht, was sie in einem solchen Fall tun sollen. Die hohe Zahl der Vermisstenmeldungen zeigt aber, wie häufig das vorkommt. So etwas ist sehr schnell passiert – eine kleine Unachtsamkeit, ein offen stehendes Fenster beim Reinigen des Vogelkäfigs, die unwiderstehliche Fährte einer läufigen Hündin beim Gassigehen mit dem Rüden, ein Knall,der ein Tier erschreckt, sodass es in Panik davonrennt, all das sind Situationen, in denen ein Tier verloren gehen kann.
    Im Durchschnitt gehen täglich circa 40 Anrufe bei mir ein. Darüber hinaus bekomme ich zahllose E-Mails. Schon wenn ich morgens gegen 7 Uhr in mein Büro komme, blinkt meine Telefonanlage und zeigt mir an, wie viele Leute seit meinem Arbeitsende am Vortag angerufen haben. Und morgens sind in der Regel schon 30 bis 40 E-Mails aufgelaufen, die am Abend oder in der Nacht eingetroffen sind. Ich versuche, diese Mails vor der offiziellen Öffnungszeit zu bearbeiten, damit nichts liegen bleibt. Denn jeden Tag kommen neue Fälle.
    In meinem kleinen Büro geht es oft zu wie in einem Taubenschlag. Tierbesitzer möchten ihren Liebling abholen, der bei uns abgegeben wurde. Ehrenamtliche Mitarbeiter schauen vorbei, um genauer mit mir zu besprechen, wie sie bei der Suche nach einem vermissten Tier vorgehen sollen. Tierpfleger berichten mir, in welchem gesundheitlichen Zustand die Neuzugänge sind. Gleichzeitig klingelt pausenlos das Telefon. Verzweifelte Tierbesitzer melden sich. Ich versuche, ihnen sehr aufmerksam zuzuhören, damit mir keine wichtige Information entgeht.
    Nicht selten bin ich eine Art Kummerkasten für die Leute. Man muss viel Verständnis haben und sich viele Sorgen, Nöte und Ängste anhören. Ich erfahre oft traurige oder belastende Dinge. Manchmal ist ein Tier ausgebüxt und wird tot aufgefunden. Tiere werden misshandelt und gequält. Das kommt immer noch häufiggenug vor. Hin und wieder muss ich selbst schlucken bei den Geschichten, die ich zu hören bekomme. Aber ich darf mir nichts anmerken lassen. Ich versuche die Leute zu trösten, ihnen Mut zu machen und sie gut zu beraten. Meldet jemand sein Tier als vermisst, sage ich, was man konkret tun kann, um es wiederzufinden. Darüber hinaus versuche ich eindringlich zu vermitteln, dass man nicht aufgeben darf. Auch hier belegen es die Zahlen: Die meisten Tiere werden wiedergefunden. Aber man muss etwas dafür tun. Und manchmal benötigt man viel Ausdauer. Am Ende dieses Buchs finden Sie einen Notfallplan, in dem aufgelistet ist, was Sie tun können, wenn Sie Ihr Tier vermissen ( Notfallplan ).
    Neben all den Telefonaten und Gesprächen in meinem Büro versuche ich parallel, die Fundtiere ihren Besitzern zuzuordnen. Diese Arbeit ist häufig sehr aufwendig. Trotzdem muss alles schnell gehen, weil jeden Tag neue Fälle gemeldet werden. Wie die Kommissare in den Fernsehkrimis nutze ich einen großen Stadtplaner. Mit Stecknadeln markiere ich die Orte, an denen Tiere abhandengekommen sind.
    Der Stadplan in meinem Büro
    Ein Teil der Ordner aus 12 Monaten
    Mithilfe dieses Plans vergleiche ich die Fundtiere aus einem bestimmten Umkreis mit den Tieren aus den Vermisstenanzeigen. Finde ich hier keine Übereinstimmung, richte ich mich in erster Linie nach der Farbe der Fundtiere und prüfe, zu welcher Beschreibung aus den Vermisstenordnern sie passen könnte.
    Ich arbeite nach wie vor mit einem System aus zahlreichen Ordnern, da ich die Tiere auf diese Weise am besten zuordnen kann. In einer Datenbank im Computer kann man leicht etwas übersehen.
    Eine zusätzliche Schwierigkeit bei der Rückvermittlung der Tiere besteht darin, dass manche Besitzer, die eine Vermisstenanzeige bei uns aufgeben, ihr Tier nicht richtig beschreiben können. Sie geben zum Beispiel eine falsche Rasse oder Fellfarbe an. Wird das Tier dann gefunden, muss ich solche Faktoren berücksichtigen, damit ich es seinen Besitzern zuordnen kann. Nicht alle haben Fotos von ihrem Haustier. Dann kann ich nur mit der Beschreibung arbeiten. Ich muss extrem aufpassen, damit mir ja kein Tier »durchrutscht« und aufgrund einer Unachtsamkeit nicht an seine Besitzer zurückgeführt werden kann. Ich bin für jedes Tier verantwortlich und muss deshalb hoch konzentriert zu arbeiten, um keine Fehler zu machen.
    Ein klassischer Fall ist folgender: Ich bekomme den Anruf eines Tierfreunds, der mir sagt, er habe eine getigerte Katze gefunden. Er ist bereit, sie so lange in Pflege zu behalten, bis der Besitzer gefunden wurde,
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