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Liebesvergessen (German Edition)

Liebesvergessen (German Edition)

Titel: Liebesvergessen (German Edition)
Autoren: Babsy Tom
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herumdokterte einen weißen Kittel trug statt einer schwarzen Kutte. Ebenso beruhigte mich der Umstand, dass er lediglich eine Taschenlampe in der Hand hielt, keine Sense. Sollte ich dann letztendlich doch noch dem Licht folgen? Ich tat wohl gut daran, mich seinen Anweisungen zu fügen, damit ich nicht doch noch die Radieschen von unten... sagt man nicht so?
    Nachdem ich artig nach links und nach rechts, nach oben und nach unten geschielt hatte, machte sein ratloses Gesicht nun Platz für sein Besorgtes.
    „Sie wissen Ihren Namen nicht? Sehe ich das richtig?“ Ich nickte bedauernd. „Und Ihre Sprache ist ja auch ganz schön verwaschen... hm.“ Ich nickte abermals. Was folgte war von Seiten des Arztes eine Denkpause, meinerseits eine Schweigeminute.
    „Los! Strecken Sie mal die Zunge heraus“, befahl der Weißkittel nun herrisch.
    Ich streckte die Zunge heraus, während mein Kiefer schmerzhaft knirschte. Der Arzt legte seine gelehrte Stirn in Falten und schien angestrengt nachzudenken.
    „Ich schau mir Ihre Computertomographie noch einmal an und zur Sicherheit machen wir auch noch eine Magnetresonanztomografie. Ich möchte einen Schlaganfall oder eine Blutung ausschließen“, sprach er nun diensteifrig.
    Was ein Aufwand!
    Noch ehe er den Satz richtig beendet hatte, trollten sich die Weißkittel einvernehmlich nickend und verließen schlurfend mein Zimmer.
    Hat der Schlaganfall gesagt? Oh Gott! Bloß nicht. Woher, verdammt noch mal, bekomme ich einen Spiegel? Was, wenn ein Mundwinkel hängt? Dann bin ich ein Quasimodo mit Brüsten!
    Während ich überlegte, wie ich wohl mit hängendem Mundwinkel aussah, wurde mir nun deutlich, dass ich nicht den leisesten Schimmer hatte, wie ich überhaupt aussah, weder mit noch ohne hängenden Mund.
    Noch bevor die nächste Panikattacke die Gelegenheit bekam, mir imaginär die Füße wegzuhauen, erschien ein junger Mann im Zimmer und begrüßte mich mit einem überschwänglichen: „Guten Morgen Frau Plage, ich bin Zivi Kalle! Schön festhalten!“ Er löste den Feststeller meines Bettes und rollte mich in einem Affenzahn aus dem Zimmer über fremde Flure. Eilends und in Kopftieflage karrte er mich in die Radiologie. Zehn Minuten später hatte man mich umständlich und tränenreich (wobei einzig ich weinte) in einer Röhre geparkt, in der es so eng war wie in einem geschlossenen Sarg. Zudem lärmte es in diesem Gerät derart, dass ich es allmählich so richtig mit der Angst zu tun bekam. Ich wurde aufgefordert, still zu liegen und mich zu entspannen.
    Nee, schon klar! Entspannen! Im zuen Sarg! Mach ich! Was hat der Arzt gesagt? Penelope Plage? Neununddreißig Jahre alt? Na, wirklich frisch ist das aber auch nicht mehr. Vermisst mich eigentlich niemand? Müssten nicht wenigstens ein paar Familienangehörige an der Scheibe stehen und heulend ins Taschentuch schnäuzen? Oder Freunde? Vermisst mich wirklich niemand? Ich bin so allein!
    Ich versuchte zu sprechen: „Fenelofe Flage.“
    Hört sich fast so an, als hätte ich einen über den Durst … Eine Frauenstimme dröhnte blechern und drohend durch einen unsichtbaren Lautsprecher: „Still liegen, habe ich doch gesagt!“ Genau! Nicht zappeln im Sarg da! Mach tot!
    Ich rührte mich nicht mehr von der Stelle und versuchte, ruhig zu atmen und eine Blumenwiese zu sein (ohne Wind). Das funktionierte. Als man mich endlich aus dem Gerät befreite, war ich zwar fast taub, aber immer noch am Leben. Zivi Kalle karrte mich zurück in mein Zimmer. Dort angekommen durfte ich feststellen, dass ich nicht mehr allein vor mich hin krankte. Links neben mir lag nun eine ältere, grauhaarige Dame, die mich neugierig beäugte.
    „Auweia, das sieht aber gar nicht gut aus“, stellte sie bei meinem Anblick fest und hielt sich erschrocken eine Hand vor den fassungslosen Mund. 
    Na was sie nicht sagt? Selber schon mal in den Spiegel geguckt?
    Ich nickte der Frau verhalten zu und hüllte mich in Schweigen. Ich konnte mich ihr ja noch nicht einmal vorstellen.
    Derselbe Arzt, der mich bei der Morgenvisite untersucht hatte, betrat abermals das Zimmer, baute sich vor mir auf und verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Also Frau Plage, es sieht so aus, als wären Sie tatsächlich noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen.“ Er holte tief Luft.
    „Unser Verdacht hat sich Gott sei Dank nicht erhärtet. Weder auf den CT- noch auf den MRT-Bildern sehen wir einen Anhalt für eine Hirnblutung oder einen Schlaganfall. Ihr Kiefer hat ein bisschen was
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