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Liebe ohne Schuld

Liebe ohne Schuld

Titel: Liebe ohne Schuld
Autoren: Catherine Coulter
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freundlichen Gesichtausdruck zwingen mußte. Weshalb hatte ihn dieser scheußliche, alte Mann so überschwenglich willkommen geheißen und ihn zum Bleiben aufgefordert? Etienne konnte sich das nicht erklären, denn eigentlich war er nur nach England gekommen, weil seine Mutter ihn auf dem Totenbett darum gebeten hatte. Vielleicht wollte ihn der alte Lord Rendel für eine seiner Machenschaften benutzen? Das klang zwar ein wenig melodramatisch, doch diesem verkommenen Menschen war alles zuzutrauen. Oder wollte er ihn etwa legitimieren und zum Erben einsetzen? Das wäre wenigstens etwas, besonders, da er offenbar mit seiner Frau keine Kinder bekommen konnte.
    »Findest du sie annehmbar?«
    Etienne betrachtete die von hervorstehenden Adern überzogene Hand des alten Mannes und stellte sich vor, wie sie über Arielles Fleisch glitt.
»Oui,
mehr als nur annehmbar«, erwiderte er. »Wenn sie nicht so zauberhaft wäre, hättest du sie vermutlich nicht geheiratet.«
    Arielle verfolgte die Unterhaltung und überlegte insgeheim, was der alte Mann wohl damit bezweckte.
    »Wie wahr«, meinte Paisley, während er sich wieder sei nem Teller zuwandte.
    Nach dem Essen befahl Paisley Arielle, ihnen etwas auf dem Flügel vorzuspielen. »Ihr Spiel ist jammervoll, denn sie ist faul und mag nicht üben. Doch da sie nicht ganz untalentiert ist, überwinde ich mich von Zeit zu Zeit und höre ihr zu.«
    Der Flügel war völlig verstimmt, und die Tasten waren vergilbt und teilweise sogar beschädigt. Arielle spielte, obwohl es schauerlich klang. Als Paisley ihr schließlich befahl, damit aufzuhören, gehorchte sie unverzüglich und faltete ihre Hände im Schoß. In dieser Haltung verharrte sie. Als sie nämlich einmal nach eigenem Gutdünken ihr Spiel beendet hatte, hatte Paisley sie geschlagen, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, daß der Butler Philfer im selben Augenblick den Wohnraum betreten hatte.
    »Wir wollen jetzt lieber Tee trinken, mein liebes Mädchen«, meinte Paisley. »Läute nach Philfer!«
    Nachdem der Tee serviert worden war, wandte sich Paisley an Arielle. »Du kannst jetzt nach oben gehen, Arielle. Du bekommst keinen Tee.«
    Sie gehorchte aufs Wort. »Gute Nacht, Etienne, gute Nacht, Mylord.«
    Erlöst verließ Arielle den Raum und rannte beinahe nach oben. Sie freute sich auf die Atmosphäre der Sicherheit in ihrem Schlafzimmer und schenkte der Verbindungstür, die in die Räume ihres Mannes führte, keinen einzigen Blick. »Dorcas!« rief sie vernehmlich, denn ihre alte Kammerzofe wurde allmählich taub.
    Fünfzehn Minuten später war Arielle ausgezogen, hatte ihr Haar gekämmt und kletterte ins Bett. Eigentlich wollte sie sich nur entspannt hinlegen und die unverhoffte Atempause so richtig genießen, doch sie schlief fast augenblicklich ein.
    Etwa eine Stunde später wurde sie von hellem Licht geblendet, man rüttelte sie, und schließlich hörte sie Paisleys Stimme.
    »Du sollst endlich folgen, Arielle! Steh auf!«
    Sie versuchte, sich ihm zu entziehen. »Nein«, flüsterte sie, »oh, nein!«
    »Du wirst mir auf der Stelle gehorchen, du kleine Schlampe, oder ich ziehe dir die Haut ab! Dann wirst du sehr schnell sehen, was du von deiner Frechheit hast. Ich kann mir denken, daß dieser Anblick deiner Kammerzofe nicht gerade gefallen wird!«
    Arielle erhob sich augenblicklich und griff nach ihrem Morgenmantel.
    »Den brauchst du nicht.« Er riß ihn ihr aus der Hand und warf ihn quer durch den Raum. »Los, komm jetzt!«
    Willenlos folgte sie ihrem Mann durch die Verbindungstür, in sein Zimmer hinüber. Er war noch völlig bekleidet, was nur bedeuten konnte, daß sie ihn ausziehen mußte. Er hatte ihr beigebracht, es ganz langsam zu tun und ihn dabei immer wieder zu liebkosen. Rasch schloß sie die Augen und versuchte, sich auf das Unvermeidliche vorzubereiten, denn sie wußte, daß ihr keine andere Wahl blieb, als ihm zu gehorchen.
    »Ist sie nicht wunderschön?«
    Arielle erstarrte. Vor dem hell lodernden Kaminfeuer stand Etienne. Er trug einen Morgenmantel, und seine Füße waren nackt.
    »Sie ist einfach wundervoll«, pflichtete Etienne in seinem seltsamen Englisch mit starkem Akzent bei.
    Paisley lachte. »Nun, meine Süße, kannst du dir denken, was ich von dir möchte?«
    Sie wandte sich zu ihm um, und in ihren Augen waren Begreifen und zugleich tiefer Haß zu lesen. »Nein!« flüsterte sie voll panikartigem Schrecken. »Das kannst du doch nicht …«
    »Ich kann tun, was mir beliebt, Arielle. Du hast mich tief
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