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Liebe ohne Schuld

Liebe ohne Schuld

Titel: Liebe ohne Schuld
Autoren: Catherine Coulter
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dann auf seinen Finger geblickt, mit dem er sie berührt hatte. »Geh nach oben, in dein ehemaliges Zimmer, Arielle! Morgen früh werden wir uns unterhalten.«
    Hoffnung hatte in ihren Augen geschimmert. »Du wirst mir helfen!« hatte sie gerufen und war ihm um den Hals gefallen. »Oh, Evan, ich danke dir! Ich wußte, daß Dorcas unrecht hatte!«
    Als er sie hatte umarmen wollen, war ihm ihr verletzter Rücken eingefallen, und er hatte die Hand sinken lassen. »Geh jetzt zu Bett, Arielle …«
    Arielle starrte ihren Mann unverwandt an. Den Rest kannte er ja. Sie wartete und beobachtete, wie er das Ende des Gürtels leicht auf seine Handfläche klatschen ließ. »Am nächsten Morgen«, sagte sie schließlich, »hast du im Eßzimmer mit Evan auf mich gewartet.«
    »Ja«, erinnerte sich Paisley. »Du hast mir sehr viele Schwierigkeiten verursacht, und ich mußte dich bestrafen. Du hast deine Pflichten verletzt, doch jetzt hast du hoffentlich begriffen, wie die Dinge in Wirklichkeit sind.«
    Sein Lächeln ließ sie vor Angst und Verachtung erschauern.
    »Ist Evan eigentlich dein Bruder oder dein Halbbruder?«
    Sie starrte ihn nur wortlos an.
    »Bestimmt nur dein Halbbruder, denn du bist ihm gleichgültig. Tatsächlich verachtet er dich sogar, weil du von einem anderen Mann gezeugt wurdest. Wie dein Vater nur so dumm sein und ausgerechnet ihn mit der Fürsorge für dich betrauen konnte, hat mich schon immer gewundert. Weißt du eigentlich, daß er dich mir verkauft hat? Fünfzehntausend habe ich für dich bezahlt, und als ich heute morgen hier ankam, hat mir dein verehrter Halbbruder eröffnet, daß ich dich für weitere fünftausend Pfund zurückkaufen könnte. Er hat dich einfach ein zweites Mal verkauft! Was sagst du denn dazu?«
    Anfangs fühlte Arielle sich wie betäubt, doch dann spürte sie, wie die Wut in ihr wuchs und wie sie die Kontrolle über sich verlor. Ohne zu wissen, was sie tat, sprang sie auf und stürzte sich mit wilden Schreien auf ihn. Sie fühlte, wie sich ihre Fingernägel in seine Muskeln gruben, spürte sein Blut hervorquellen und hörte seine Flüche. Auch als er nach ihr schlug, konnte sie nicht von ihm ablassen. Der heftige Schlag ließ sie zu Boden stürzen, wobei sie mit dem Kopf gegen ein Stuhlbein stieß, so daß weiße Blitze vor ihren Augen tanzten. Dann verlor sie das Bewußtsein.
    Rendel Hall, Sussex, England
    Ein Jahr später
    Arielle fürchtete sich, doch sie wußte nicht genau, weshalb. Sie betrachtete Etienne DuPons, den unehelichen Sohn ihres Mannes mit einer französischen Näherin, die inzwischen verstorben war. Der junge Mann sah seinem Vater verblüffend ähnlich. Seine Hakennase war ebenso gekrümmt, und auch seine Unterlippe war voller als die obere. Dasselbe vorspringende Kinn und ebenso durchdringend blickende, blaugraue Augen. Unwillkürlich fürchtete sich Arielle vor ihm und legte ganz langsam ihre Gabel auf den Teller, weil sie nicht unnötigerweise die Aufmerksamkeit ihres Mannes auf sich ziehen wollte. Etienne war schon seit fast zwei Wochen ihr Gast, doch Arielle ging ihm geflissentlich aus dem Weg. Obwohl er sie weder pausenlos bewunderte noch ihr eifrig den Hof machte, spürte sie doch immer wieder, wie Paisleys Blick abschätzend zwischen ihr und seinem Sohn hin und her
    ging.
    »Schmeckt dir der Fasan nicht, Arielle?«
    Ihm entging einfach nichts, was umso verwunderlicher war, als seine Sehkraft zunehmend nachließ. »Er schmeckt ausgezeichnet, Paisley, doch ich bin nicht sehr hungrig.«
    »Trotzdem wirst du ihn essen. Du willst mich doch nicht ärgerlich machen, oder?«
    Gehorsam nahm Arielle ihre Gabel wieder auf und aß weiter. Seit der Ankunft seines Sohnes hatte Paisley sie nicht mehr geschlagen, und sie hatte auch nicht endlose Stunden nackt, an den Haken in der Decke angebunden, stehen müssen oder vor ihrem Mann knien und ihm mit dem Mund … sie erschauerte, und der Fasan drohte, ihr im Hals steckenzubleiben.
    Während sie ihren Gedanken nachhing, hörte sie, wie Paisley sich an Etienne wandte. »Sie sieht wirklich nicht wie achtzehn aus, oder? Aber sie ist es. Sie ist bereits seit zwei Jahren mit mir verheiratet.«
    Was interessierte Etienne ihr Alter? Vorsichtig blickte Arielle zu ihm hinüber, doch als sie bemerkte, daß er sie ansah, schlug ihr Herz heftiger, und ihre Hände wurden feucht. »Möchten Sie noch Wein, Etienne?«
    »Non,
madame«,
antwortete Etienne ganz locker. Dann wandte er sich wieder seinem Vater zu, wobei er sich zu einem
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