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Liebe kommt auf sanften Pfoten

Liebe kommt auf sanften Pfoten

Titel: Liebe kommt auf sanften Pfoten
Autoren: Dillon Lucy
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stellte fest, dass sie ihren Kaffee beinahe schon ausgetrunken hatte. Es war erstaunlich, wie schnell sie mittlerweile Kaffee trinken konnte. Dabei berührte der Kaffee kaum die Wangeninnenseiten; irgendwie spürte sie nicht mehr richtig, wie heiß der Kaffee war. Ein weiterer seltsamer Nebeneffekt von Bens Tod. Sämtliche Sinne waren gedämpft. Abgeflacht wie die Holzdielen, die sie im Wohnzimmer angefangen hatten abzuschleifen. Manchmal fragte sie sich, ob sie wohl jemals wieder intensive Gefühle verspüren würde, und wenn ja, ob das zwangsläufig etwas Schlechtes war.
    Juliet stand auf und schaltete den Wasserkocher wieder ein. Mit Bewegung ließen sich Gedanken gut verhindern.
    »Kann denn Dad nicht mit ihr Gassi gehen?«, fragte Juliet über ihre Schulter hinweg.
    »Nein. Dann ist er bei seinem Walisisch-Kurs.«
    »Bei seinem was ?«
    »Er hat sich für die Sommerakademie angemeldet und lernt nun Walisisch.« Seitdem er Frührentner war, hatte Eric Summers über die Jahre hinweg beinahe alle Sommerkurse des örtlichen Colleges durchprobiert. Er scherzte gern, dass er sich nun in den meisten europäischen Ländern in der Landessprache über das Essen beschweren könne. »Ich bin also allein.«
    »Aha. Und welchen Unterschied macht das?«
    »Louise ist ein wenig besorgt darüber, wie sich Coco wohl gegenüber Kleinkindern verhalten wird. Ihre Bedenken sind durchaus berechtigt, Juliet; so etwas liest man doch andauernd in der Zeitung! Sie sagt, dass man Hunden, die nicht von klein auf an Kinder gewöhnt sind, nie hundertprozentig vertrauen könne. Sie ist der Meinung, dass es für Coco doch viel netter sei, wenn sie währenddessen irgendwo anders wäre, als im Garten ausgesperrt zu sein …«
    »Oh, wie zuvorkommend von ihr.«
    »… und ich dachte, weil du ja noch nicht wieder arbeiten gehst, wäre es für Coco das Einfachste, wenn sie hierherkommen könnte.« Diane hielt nicht ein Mal inne, um Luft zu holen. Juliet fragte sich unweigerlich, wie lange Diane gebraucht haben mochte, um diese Argumentation einzustudieren. »Du könntest doch mit beiden zusammen Gassi gehen. Es würde Minton mal ganz guttun, ein wenig Tageslicht abzubekommen. Vitamin D!«
    Ohne darauf einzugehen, kochte Juliet frischen Kaffee und setzte anschließend ihren Becher auf einer alten Ausgabe von Ideal Home vom August 2009 ab. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, in der sie das Magazin jeden Monat gekauft hatte. Inzwischen kam ihr dies ein wenig lächerlich vor. Ein Keramikspülbecken war ein Keramikspülbecken, außerdem hatte sie dafür kein Geld mehr.
    »Jetzt sag doch was, Juliet!« Diane nestelte an ihrem Halstuch herum. »Du weißt, wie ich es hasse, wenn du mich so anschweigst!«
    »Ich schweige dich nicht an. Ich bin einfach nur …« Nicht mehr daran gewöhnt, mit Leuten in Echtzeit zu reden. Anrufbeantworter und E-Mails hatten es Juliet erlaubt, eine sichere Distanz zu anderen Menschen einzuhalten. So blieb ihr stets genügend Zeit, um sich eine Antwort zurechtzulegen, die nicht so verrückt klang, wie sie sich in letzter Zeit fühlte.
    Juliet war ein wenig verärgert darüber, so in Zugzwang gebracht zu werden – und das auch noch dank des lächerlichen Aufstandes, den ihre Schwester wegen ihres Erstgeborenen machte. »Arme Coco. Wird aus ihrem eigenen Zuhause vertrieben, nur weil sie vier Pfoten hat. Was könnte sie denn dem Kleinen antun? Ihn anpupsen? Du solltest Louise in solchen Dingen nicht auch noch ermutigen, Mum! Seit Toby auf der Welt ist, tut sie gerade so, als ginge von jedem Zimmer eine potenzielle Todesgefahr aus!«
    Diane schreckte bei dem Wort »Tod« zusammen.
    »Lass das. Wenn hier jemand vom Tod sprechen darf, dann ja wohl ich.« Juliets Pulsschlag beschleunigte sich wegen ihrer eigenen Rücksichtslosigkeit. Zum ersten Mal in ihrem Leben konnte sie sagen, was sie wollte: Niemand schien ihr dies anzukreiden. »Coco wird Toby schon nicht anfallen. Oder hat Louise etwa beschlossen, dass Labradore von nun an verboten sind, weil sie sie nicht mit einem Baby-Feuchttuch abwischen kann?«
    »Du brauchst gar nicht so sarkastisch zu sein«, widersprach Diane ihr. »Sie hat ein Recht auf ihre Meinung. Als Mutter sieht man eben viele Dinge mit anderen Augen.«
    Juliet war sofort besänftigt; sie presste die Zungenspitze an die Zähne. Dies war das einzige Gefühl, das den generellen Schmerz zu durchbrechen vermochte: die tiefe Trauer um eine Zukunft, die sie gleichzeitig mit Bens Tod verloren hatte. Dieses Gefühl kam
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