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Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge

Titel: Liebe Ist Nichts Fuer Feiglinge
Autoren: Kristine Gasbarre
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Reise, in der sie mir alles über Liebe erklärte, was ich vorher nicht gewusst hatte. Sie lehrte mich das Wichtigste: Um einen Mann zu lieben, muss eine Frau erst sich selbst kennen.

1
    Du musst wissen,
wann du sagst, ich liebe dich
    »Warum fliegen Sie heute?« Ich sitze angeschnallt auf dem linken Fenstersitz eines Alitalia-Flugs und belege ein Brötchen mit Weichkäse. Kurz halte ich inne, als wollte ich den Mann, der neben mir sitzt, darauf vorbereiten, dass meine Antwort nicht erfreulich sein wird. »Mein Großvater liegt im Sterben«, sage ich zu ihm.
    »Ah.« Der Mann lächelt höflich. Ich warte darauf, dass er seinem Mitgefühl Ausdruck verleiht oder mir zumindest seinen Kaffeelöffel anbietet. Ich habe nämlich keinen, und die italienischen Stewardessen sind hinten im Gang entschwunden. Stattdessen leckt er seinen Plastiklöffel ab, rückt seine Brille zurecht und widmet sich wieder der aktuellen Ausgabe von La Repubblica .
    Mister, haben Sie überhaupt gehört, was ich gesagt habe? Diese Gefühllosigkeit schockiert mich, obwohl ich eigentlich daran gewöhnt sein könnte. Ich muss an Adam denken. Es ist jetzt Ende Januar, und die Zahl der Pilze auf einem Stück Pizza ist größer als die Male, die ich von ihm seit meiner Ankunft in Mailand im Juni gehört habe.
    Den Sommer verbrachte ich als Kindermädchen an der Riviera und in den Alpen an so entlegenen Orten, dass Internet dort völlig unbekannt war, ganz zu schweigen von der digitalen Nabelschnur, an die ich mich im Laufe meines Berufslebens gewöhnt habe. Bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen ich ein Internetcafé erblickte, wurde mir sofort wieder schwer ums Herz, weil der Name »Adam Hunt« sich so gut wie nie in meinem Posteingang befand. Wenn er überhaupt auf Mails oder SMS reagierte, dann nur, um damit zu prahlen, dass er auf teuren Weinverkostungen war ( Ziemlich betrunken! xx ) und seine Sommerabende in exklusiven Clubs in London verbrachte. Ich blickte mich in dem grauen, heruntergekommenen italienischen Ferienhaus um, in dem ich einen ganzen Monat lang gefangen war, beobachtete die Kleinkinder, die sich zu meinen Füßen gegenseitig massakrierten, und formulierte eine bissige Antwort wie: Schon wieder? Wow, deine arme englische Leber. Bin jetzt an der Riviera, ganz wundervoll, gestern Abend bin ich in einem Porsche gefahren – so schnell! Dann fügte ich ein xo hinzu, ein jämmerlicher Versuch, die Zuneigung, die wir einmal füreinander empfunden hatten, wiederzubeleben. Aber ich bemerkte, dass es keinen Zweck hatte. Je mehr Adam mich zu vergessen schien, desto mehr bemühte ich mich zu beweisen, wie mühelos auch ich Anschluss fand … und wie ich mich aufführte, stieß mich fast noch mehr ab als sein Verhalten. Ich hasste es, wie ich um seine Aufmerksamkeit bettelte. Die xx und xo waren eigentlich nur sinnentleerte Formalitäten. Wir waren schnell ein Liebespaar geworden, hatten die Beziehung fast ein Jahr lang künstlich am Leben gehalten und waren uns jetzt wieder völlig fremd. Die geographische Nähe brachte uns einander nicht näher – sie entfernte uns eher voneinander.
    Als ich nach drei Wochen am Meer immer noch nichts von Adam gehört hatte, rief ich ihn schließlich an meinem freien Tag über Skype von einem Café aus an. Ich erwischte ihn, als er gerade von der Arbeit kam.
    »Oh, mein Gott, hi. Alles in Ordnung, Häschen? Geht es dir gut?«
    »Ja«, erwiderte ich reserviert. »Adam, ich habe seit fast einem Monat nichts von dir gehört. Ich habe mir Sorgen gemacht.«
    »Ah, Baby. Es tut mir leid, ich hätte es dir sagen sollen.« Er schwieg. »Ich habe einen Job in Bahrain angenommen.«
    Ich fühlte mich, als hätte ich einen Schlag in den Magen bekommen. Am liebsten hätte ich mich übergeben.
    »Bist du noch da?« Sein süßer Akzent machte mich fertig, und ich sagte mit erstickter Stimme: »Ja, ich bin noch da.«
    »Bist du noch da, Liebling?«
    »Ja!«, fuhr ich ihn an. »Wo ist Bahrain?«
    »Im Mittleren Osten, in der Nähe von Saudi-Arabien.«
    »Du gehst nach Saudi-Arabien ?«
    »In die Nähe von Saudi-Arabien.« Er verlor die Geduld. »Am 25.«
    »Am 25. September?« Er konnte unmöglich diesen Monat, August, meinen, dann wäre er ja schon in zwei Wochen fort.
    »Nein, am 25. August. Übernächste Woche.«
    »Viel Glück, Adam. Dann will ich dich nicht aufhalten.«
    »Warte, Häschen, ist alles in Ordnung?«
    »Ja, alles in Ordnung. Ich lasse dich gehen.«
    Aber ich konnte ihn nicht gehen lassen. Überall, wo ich
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