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LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)

LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)

Titel: LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)
Autoren: Noah Fitz
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war.
    Lisa biss sich in den Arm. Der Schmerz, der sich von ihrem Arm aus über ihren ganzen Körper ausbreitete, beruhigte sie. Das war eine ihrer Marotten, die von einem Kindheitstrauma herrührte, und die sich die junge Dame nie abgewöhnt hatte. Ihr Puls kroch langsam in den grünen Bereich zurück. Sie atmete noch einige Male tief durch, schließlich wandte Lisa sich zu ihrer Mitbewohnerin um. Die betagte Frau schwebte zwischen einem Zustand des Wahnsinns und Deliriums und starrte die festgenagelte Hand an. 
    Lisa kroch wie eine Sanitäterin in den alten Kriegsfilmen um Frau Blumenweiß herum, nahm die alte Dame an den Schultern und schüttelte sie wie einen reifen Baum voll Früchten durch, der Kopf der Frau baumelte hin und her. Währenddessen wandte sich der wild aussehende Kopf der Nachbarin langsam von der leblosen Hand ab, den Störenfried, in dem Fall Lisa, anvisierend.
    Die Tüte sah aus wie ein extravaganter Kragen eines mutigen Designers, den er mit einem Klebeband an den Morgenmantel der Dame angebracht hatte. Frau Blumenweiß sah einem Model sehr ähnlich: zerzaustes, weiß getünchtes, ins graue übergehendes Haar, verlaufende Schminke, mager, und nur ein bisschen betagter, als es ein Model für gewöhnlich war, so saß sie in einer nicht ganz dezenten Pose wie auf einen Starfotografen wartend da.
    Lisa staunte immer wieder über sich selbst und über ihre Gedanken, die sie in solchen Extremsituationen heimsuchten.
    Als die Nachbarin ansprechbar war, oder zumindest den Eindruck erweckte, fing Lisa an, sie zu befragen.
    „Frau Blumenweiß …“, begann sie und versuchte, währenddessen das Klebeband zu lösen, ihre Finger huschten schnell und behutsam um den dünnen Hals der zur Wachsfigur erstarrten Nachbarin. Das half ihr auch, sich zumindest gedanklich von dem Überfall zu distanzieren. Was ihr aber nicht unbedingt gelang, war, dass Frau Blumenweiß  an Lisa vorbei  zur abgehackten Hand zu blicken versuchte. Die Kommissarin versuchte, ihr stets den Blick zu versperren. „Frau Blumenweiß, sind Sie in Ordnung? Tut Ihnen irgendwo irgendetwas weh? Hat er Sie geschlagen? Konnten Sie sein Gesicht erkennen?“ Dass es sich dabei um einen Mann handelte, da war sich Lisa mehr als sicher. Es musste ein sehr kräftiger gewesen sein, einer von der Größe ihres Schlafzimmerschranks,  quadratisch und massiv. Der Irre hatte nämlich nur mit einem einzigen Schlag die Hand an die Tür festgenagelt.
    Die immer noch geschockte Frau schüttelte nur abwesend mit dem Kopf. Lisa zog sie auf ihre wackligen Beine hoch, mit der Angst kämpfend, nicht selbst umzufallen. Irgendwie gelang es den beiden, auf dem Sofa in Lisas Wohnung Platz zu nehmen. Erst jetzt begriff das weißhaarige, in die Jahre geratene Opfer, was hier geschehen war. Wie von einer Schlange gebissen sprang sie hoch und versuchte sich aus dem Staub zu machen. Obwohl die Frau schon weit über sechzig war, war sie sehr flink.
    „Frau Blumenweiß, Sie bleiben hier. Bei mir!“, schrie Lisa erschrocken aus vollem Hals, „er könnte zurück kommen.“
    Die Frau blieb wie angewurzelt stehen. „Aber wir müssen die Polizei rufen“, erwiderte Lisas Nachbarin kehlig, kurz darauf heulte sie wie ein kleines Kind und torkelte zu Lisa zurück.
    „Frau Blumenweiß“, versuchte Kommissarin Glück ihre Nachbarin zu beruhigen, obwohl sie selbst am ganzen Körper wie Espenlaub zitterte, „ich bin doch die Polizei.“ Lisa schluckte ihre Furcht wie einen Kloß hinunter. „Bitte bleiben Sie bei mir, ich kann uns hier am besten beschützen. Mein Partner wird auch bald hier sein. Er ist der beste Polizist in ganz München.“ Mechanisch tippte sie Raphaels Nummer ein.
    Raphael nahm sofort ab, so als ob er nur darauf gewartet hätte. „Raphael, es wird wohl nichts mit dem Frühstück, bitte, du musst sofort zu mir kommen, bitte …“ Jetzt weinte auch Lisa.
    „Lisa, jetzt beruhige dich bitte.“ Raphael war nie ein Mann von vielen Worten gewesen und schon gar nicht von emotional unterstützenden, auch wenn er es sich manchmal wünschte. Wie in diesem Fall, Lisa brauchte ihn anscheinend jetzt mehr denn je. „Erzähl lieber, was los ist. Was ist passiert? „
    „Ich weiß nicht, was ich sagen darf und was nicht“, sie lief wie ein Tier im Käfig hin und her und versuchte sich zu beruhigen, „es hängt eine verdammte Hand an meiner Tür!“ Sie schrie hysterisch in das Telefon.
    „Lisa!“ Jetzt war Raphael derjenige, der schrie. „Sei keine Frau, sei
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