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Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Titel: Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)
Autoren: Lynsay Sands
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hatte für gewöhnlich eine proppenvolle Tanzkarte.
    »Weil sich keiner traut, sie aufzufordern – du auch nicht, wenn dir deine Füße lieb sind.«
    Adrian zog die Brauen hoch. Widerwillig löste er seinen Blick von der jungen Frau und schaute fragend seinen Cousin an.
    »Sie ist blind wie ein Maulwurf und eine Katastrophe für jeden Tänzer«, erklärte Reg und nickte zur Bekräftigung, als Adrian ihn verständnislos anstarrte. »Ganz ohne Quatsch, Sportsfreund, die Kleine kann keinen Schritt tanzen, ohne dir auf die Füße zu treten oder zu stolpern. Sie kann nicht mal laufen, ohne dauernd irgendwo anzuecken.« Er seufzte über Adrians skeptische Miene. »Ich sehe, du glaubst mir nicht. Ich wollte es auch nicht glauben, das war ein großer Fehler.«
    Reginald heftete seinen Blick auf das Mädchen und fuhr fort: »Ich hab sämtliche Warnungen in den Wind geschlagen und das Mädel zu einem Dinner eingeladen.« Er blickte erneut zu Adrian. »An dem Abend trug ich eine dunkelbraune Hose. Das war mein Pech. Das blinde Huhn hielt meine angewinkelten Beine fälschlicherweise für einen Tisch und stellte die Teetasse darauf ab … oder sagen wir besser, sie versuchte es. Die Tasse kippte um und …« Bei der Erinnerung rollte Reg unbehaglich mit den Schultern. »Verdammt, sie hätte mir fast meinen Lümmel verbrüht.«
    Der sonst so ernste Adrian brach in schallendes Gelächter aus.
    Reginald kämpfte mit seiner Verärgerung und grinste schmallippig. »Du hast gut lachen. Aber wenn ich nicht mehr zeugungsfähig sein sollte, hab ich das einzig und allein Lady Clarissa Crambray zu verdanken.«
    Adrian schüttelte sich vor Lachen, und es war unglaublich befreiend. Er hatte sich seit Jahren nicht mehr so köstlich amüsiert. Die Vorstellung, dass die hübsche kleine Lady dort drüben auf der anderen Seite des Ballsaals Regs Schoß mit einem Tisch verwechselt und ihre Teetasse darauf abgestellt hatte, war einfach zu komisch.
    »Was hast du dann gemacht?«, brachte er schließlich glucksend heraus.
    Reg zuckte missmutig mit den Schultern. »Dumme Frage. Ich hab natürlich so getan, als wäre nichts passiert. Ich bin sitzen geblieben und hab die Zähne zusammengebissen. Mann, ich hätte schreien können vor Schmerz. ›Ein Gentleman sieht stets über die Fehler hinweg, die einer Dame in der Öffentlichkeit passieren‹«, dozierte er trocken, ehe er seufzend wieder zu Clarissa sah. »Ehrlich gesagt glaube ich nicht mal, dass sie überhaupt was davon mitgekriegt hat. Es wird gemunkelt, dass sie mit Brille hervorragend sehen könnte, aber zu eitel ist, um eine aufzusetzen.«
    Seine Miene aufgeräumt, folgte Adrians Blick dem seines Cousins. Er betrachtete das Mädchen in dem dezenten Kleid, dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Sie ist bestimmt nicht eitel.«
    Er beobachtete, wie die ältere Dame Clarissa etwas zuraunte. Kurz entschlossen kehrte er seinem Cousin den Rücken und entfernte sich in Richtung der beiden Damen.
    »Also, wenn du mich fragst …«, begann Reg und verstummte, als er merkte, dass Adrian ihm nicht mehr zuhörte, sondern bereits zu dem Mädchen strebte. Kopfschüttelnd murmelte er: »Ich hab dich gewarnt.«
    ***
    »Clarissa, hör auf zu blinzeln, bitte.«
    Trotz des Wörtchens »bitte« war es keine höfliche Aufforderung, sondern der übliche Befehl, und Clarissa hatte die Nase allmählich gestrichen voll. Wenn ihre Stiefmutter ihr bloß erlauben würde, ihre Brille zu tragen, müsste sie nicht ständig blinzeln. Und sie würde auch nicht mehr dauernd irgendwo gegenlaufen oder mit irgendwelchen Leuten zusammenstoßen. Aber nein, sie durfte natürlich keine Brille tragen. Denn das hätte laut Lydia mögliche Verehrer und Ehekandidaten abgeschreckt.
    Als wenn meine Ungeschicklichkeit das nicht genauso täte, dachte Clarissa, tief zerknirscht über einige Missgeschicke, die ihr seit ihrer Ankunft in London passiert waren. Mal abgesehen davon, dass sie versehentlich Teetischchen umstieß oder ihren Teller neben statt auf dem Tisch abstellte, war sie vor Kurzem auf einem Ball der Länge nach die Treppe hinuntergefallen, zum Glück hatte sie sich nichts gebrochen, sondern nur ein paar blaue Flecke davongetragen. Kurze Zeit später war ihr das kleine Malheur passiert, dass sie vor eine fahrende Kutsche gestürzt war, ach ja, und neulich hatte sie Lord Prudhommes Perücke angekokelt.
    Clarissa seufzte zum Steinerweichen. Nach dem letzten Vorfall hatte Lydia ihr eine schlimme Standpauke gehalten. Da Clarissa ohne
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