Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe auf den ersten Biss

Liebe auf den ersten Biss

Titel: Liebe auf den ersten Biss
Autoren: Christopher Moore
Vom Netzwerk:
die Hand, um ihm aufzuhelfen. »Vorsicht, dein Hinterkopf klebt irgendwie an der Mauer fest.«
    Tommy drehte seinen Kopf und hörte, dass Putz abplatzte. »Ich hab immer noch Hunger.«
    Sie zog ihn auf die Beine. »Ich fühl mich auch ganz schön ausgelaugt.«
    »Meine Schuld«, sagte Tommy. Plötzlich konnte er sich wieder erinnern, wie ihr Blut in ihn hineinpulsiert war – und sein Blut zur gleichen Zeit in sie. Er rieb die Stelle an seiner Schulter, wo die Bisswunden noch nicht ganz verheilt waren.
    Sie küsste die Stelle. »Es heilt schneller, wenn du frisches Blut getrunken hast.«
    Tommys Magen krampfte sich zusammen. »Ich brauch wirklich dringend was.«
    Jody führte ihn ins Schlafzimmer, wo sich Chet, der fette Kater, in eine Ecke drückte und vergeblich hinter einem Bastkorb versteckte.
    »Warte«, sagte Jody. Sie tappte wieder in den großen Raum hinaus und kam Sekunden später zurück, bekleidet mit den Resten ihrer Lederjacke (jetzt im Grunde eher eine Weste) und ihrem zerrissenen Slip, den sie auf einer Seite zusammenhalten musste. »Entschuldige«, sagte sie. »Nackt fühl ich mich in Gegenwart von Fremden immer unwohl.«
    Tommy nickte. »Er ist doch kein Fremder, Jody. Er ist unser Abendessen.«
    »Hm-hm«, machte Jody, nickte und schüttelte gleichzeitig den Kopf wie eine blutverschmierte Wackelpuppe. »Mach du nur. Für dich ist es neu.«
    »Ich? Kannst du ihn nicht irgendwie mit hyperanimalischer Gedankenübertragung zu dir rufen?«
    »Nein. Geh und hol ihn her. Ich warte.«
    Tommy sah sie an. Am Blut auf ihrer blassen Haut klebten hier und da Klumpen der Futonfüllung, und ihr Haar war voll von weißen Daunenfedern aus einem explodierten Kopfkissen. Auch an seiner Brust und an den Beinen klebten Federn und Katzenhaare. »Du weißt, dass wir ihn vorher rasieren müssen, oder?«
    Jody nickte, ließ den fetten Kater nicht aus den Augen. »Erst mal unter die Dusche.«
    »Gute Idee.« Tommy legte einen Arm um sie.
    »Aber nur waschen. Kein Sex!«
    »Wieso? Meinst du, wir haben die Kaution schon abgewohnt?«
    »Diese Duschkabine ist aus Glas.«
    »Okay. Dann wasch ich eben nur deine …«
    »Nein«, sagte sie, nahm seine Hand und zerrte ihn ins Bad.
     
    Wie sich herausstellte, waren übermenschliche Vampirkräfte ganz praktisch, wenn man einen fünfunddreißig Pfund schweren Kater rasieren wollte. Nach ein paar fehlgeschlagenen Anläufen, bei denen sie das fette, eingeschäumte Katzenvieh, durchs Loft jagten, entdeckten sie die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten eines Klebebandes, konnten ihm deswegen allerdings nicht die Beine rasieren. Als sie fertig waren, sah Chet aus wie ein glubschäugiger, blähbäuchiger Urmensch mit pelzbesetzten Weltraumstiefeln – das Wunschkind von Golem und Doddy, dem Hauself.
    »Ich bin nicht sicher, ob es wirklich nötig war, ihn ganz zu rasieren«, sagte Tommy, als er neben Jody auf dem Bett saß und sie den gefesselten Chet betrachteten, der vor ihnen auf dem Boden hockte. »Er sieht gruselig aus.«
    »Echt gruselig«, sagte Jody. »Du solltest deinen Hunger stillen, sonst heilen die Wunden nicht.« Jodys Kratzer, Knutschflecken und Prellungen waren allesamt verheilt, und abgesehen von einem Klecks Rasiercreme hier und da im Haar war sie so gut wie neu.
    »Wie denn?«, fragte Tommy. »Woher weiß ich, wo ich ihn beißen soll?«
    »Versuch es am Hals«, sagte Jody. »Aber taste vorher mit der Zunge nach einer Ader, bevor du zubeißt … und nicht so fest.« Sie gab sich Mühe, zuversichtlich zu klingen, aber sie bewegte sich genauso auf unbekanntem Terrain wie er. Es gefiel ihr, Tommy Anleitung im Vampirismus zu geben, und es machte ihr Spaß, ihm beizubringen, was Erwachsene so machten, zum Beispiel sich um Strom und Telefon für die neue Wohnung zu kümmern. Sie fühlte sich kultiviert und verantwortungsbewusst, und nach einer Reihe von Liebhabern, für die sie kaum mehr als schmückendes Beiwerk gewesen war und deren Lebensstil sie angenommen hatte (von Heavy-Metal-Anarchisten bis zu Börsenyuppies), genoss sie es, zur Abwechslung mal selbst den Ton angeben zu können. Aber wenn es um die Frage ging, wie man sich von Tieren ernährte, hätte sie davon nicht weniger Ahnung haben können, als wenn sie sich in eine Fledermaus verwandeln wollte. Nur ein einziges Mal hatte sie in Erwägung gezogen, Tierblut zu trinken, und zwar als Tommy ihr zwei große, lebende Suppenschildkröten aus Chinatown mitgebracht hatte. Sie hatte sich nicht dazu bringen können, die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher