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Leuchtfeuer Der Liebe

Leuchtfeuer Der Liebe

Titel: Leuchtfeuer Der Liebe
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können wir sie in euer Haus schaffen", sagte er.
    „Nein", entgegnete Palina. „Dann trage ich sie."
    „Nicht so schnell, mein Freund." Magnus hob seine gesunde Hand. „Die Frau kommt nicht zu uns."
    „Natürlich kommt sie zu euch. Wo sonst ..." „Sie bleibt hier", fiel Palina ihm ins Wort. „Hier kann sie zu Kräften kommen und gesund werden in der Pflege des Mannes, der sie gefunden hat. Des Mannes , für den das Geschenk gedacht war. “
    „Wir müssen praktisch denken", fügte Magnus hinzu. „Du hast hier genügend Platz. Wir haben nur zwei kleine Kammern und den Speicher für Erik."
    Jesse lachte trocken. „Das ist unmöglich. Ich halte mir nicht einmal einen Hund, verdammt noch mal. Ich kann nicht eine ... eine ..."
    „Frau", half Palina ihm auf die Sprünge. „Eine Frau, die ein Kind erwartet. Kannst du das etwa nicht aussprechen? Kannst du der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen?"
    Panik flackerte in Jesse auf. Die Jonssons meinten es ernst, erwarteten tatsächlich, dass er diese Fremde hier behielt, sich um sie kümmerte, sie gesund pflegte.
    „Sie bleibt nicht." Er bemühte sich, ruhig zu sprechen. „Wenn ihr sie nicht aufnehmt, bringe ich sie in die Stadt."
    Magnus redete isländisch mit seiner Frau, die bedächtig nickte und an ihrem Kopftuch nestelte. „Es wäre auf jeden Fall zu riskant, sie in die Stadt zu transportieren nach dem Schock, den sie erlitten hat."
    „Aber ..." Jesse schwieg und biss die Zähne aufeinander. Zwei steile Falten bildeten sich auf seiner Stirn, während er verwirrt nach einer Lösung suchte. Wenn Palina Recht hatte und der Frau auf dem Weg in die Stadt etwas zustieße, würde er dafür verantwortlich sein.
    Wieder einmal. Wie immer.
    „Es ist das Gesetz der See", sagte Magnus und fuhr sich mit der rechten Hand durch das buschige Haar. „Gott hat sie dir geschenkt."
    Die drei standen auf den Fliesen vor dem großen schwarzen Herd, Palina zupfte zerstreut einen Faden von Magnus' leerem weißen Hemdsärmel. Ihr Blick aber war unverwandt auf Jesse gerichtet. Und wieder bemerkte er in den Tiefen ihrer Augen diesen heidnischen Glauben, alt und unausrottbar.
    „Ich glaube nicht an alte Märchen", sagte er.
    „Es zählt nicht, was du glaubst. Trotzdem ist es wahr", sagte Magnus.
    Palina stemmte die Hände in die Hüften. „Es gibt Fügungen, die aus der Ewigkeit auf uns zukommen, Fügungen, gegen die wir uns nicht auflehnen dürfen. Das, was heute geschehen ist, gehört dazu."
    Jede Faser in Jesses Körper spannte sich heftig an. Er wollte und konnte diese Fremde nicht in seinem Haus, in seiner Welt haben.
    „Sie kann nicht bleiben." Die Angst ließ seine Stimme zornig klingen, verletzend wie ein Peitschenhieb. „Ich kann ihr nichts bieten. Ich kann ihr keine Hilfe, keine Hoffnung geben. Ich bin kein Krankenpfleger. Begreift ihr das nicht? In der Hölle hätte sie eine bessere Überlebenschance."
    Er hatte die Worte ausgestoßen, ehe er begriff, was er sagte. Sie kamen aus der vergifteten Dunkelheit in ihm und waren die unleugbare Wahrheit.
    Magnus und Palina tauschten einen Blick, wechselten ein paar leise Worte, dann neigte Palina den Kopf zur Seite. „Du wirst tun, was du für diese Frau tun musst. Für dieses Kind." Ihr Blick schärfte sich. „Vor zwölf Jahren hat dir die See alles genommen, was dir lieb und teuer war." Ihre Worte hingen unheilvoll in der Stille. „Jetzt aber hat die See dir etwas zurückgegeben."
    Die Jonssons verließen das Haus. Jesse hatte keinen Zweifel daran, dass Palina sich darüber im Klaren war, was sie gerade getan hatte. Sie hatte die Grenzen ihrer stillschweigenden Ubereinkunft verletzt. In zwölf Jahren hatte niemand gewagt, mit ihm über die Tragödie zu sprechen. Nur weil er nicht über die Dinge redete, die ihn jede Sekunde seines Lebens quälten, hatte er es geschafft, zu überleben.
    Steifbeinig trat er auf die Veranda. „Kommt zurück, verdammt noch mal!" brüllte er den beiden nach. Er hatte die Jonssons noch nie angeschrien, noch nie beschimpft. Doch ihre eigensinnige Ablehnung, ihm zu helfen, machte ihn blind vor Zorn. „Kommt sofort zurück, und helft mir mit dieser ... dieser ..."
    Palina drehte sich an der Wegbiegung um. „Frau ist das Wort, nach dem du suchst, Jesse. Eine Frau, die ein Kind erwartet."
     
    „Kannst du das glauben, D'Artagnan?" fragte Jesse verärgert, während er vom Pferd stieg und es an dem Pfosten vor Ilwacos einzigem Gemischtwarenladen festband. „Die Jonssons denken tatsächlich, ich
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