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Lesebuch für Katzenfreunde

Lesebuch für Katzenfreunde

Titel: Lesebuch für Katzenfreunde
Autoren: diverse Autoren
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treffen, und jeder richtige Hund jagt sie auf einen Baum. Aber die Katze hält ihr Abkommen auch. Sie fängt Mäuse und ist nett zu kleinen Kindern, sooft sie im Hause ist und solange sie ihr nicht das Fell zu sehr rupfen.
    Aber danach, und auch zwischendrin, und wenn der Mond aufgeht, und wenn die Nacht kommt, dann geht die Katze auf ihren eigenen Wegen. Dann wandelt sie hinaus in den nassen wilden Wald oder klettert auf nasse wilde Bäume oder auf nasse, wilde Dächer und schwenkt ihren wilden Schwanz auf einsam-wilden Pfaden.
    D. L. Stewart
    Eigentlich kann ich Katzen nicht ausstehen
    Als wir beschlossen zu heiraten, galt es als ausgemacht, daß in unserem von wildem Wein umrankten Häuschen niemals eine Katze herumschleichen sollte. »Ich kann Katzen nicht ausstehen«, erklärte ich der Frau, die eingewilligt hatte, mich zu lieben, zu achten und überall Mausefallen aufzustellen. »Katzen sind falsch.«
    Und sie murmelte: »Ja, Liebster.«
    »Und obendrein hinterhältig.«
    »Ja, Liebster.«
    »Und hochmütig.«
    »Ja, Liebster.«
    Endlich nahte der große Tag, und wir schritten zum Altar. Wir tauschten die Ringe, sprachen das Ehegelübde, und dann erklärte uns der Pfarrer zu Mann und Frau. Und nun wandte ich mich zu ihr, hob ihren Schleier, blickte in das liebreizende Antlitz meiner hold errötenden frisch Angetrauten.
    Und sie murmelte: »Nicht mal so eine niedliche kleine Siamkatze?«
    Doch ich blieb eisern, und wir befanden uns bereits in der zweiten Woche unseres Eheglücks, bevor wir eine Katze bekamen. Er hieß Charlie und war ein Streuner, der eines Abends hereinspazierte, um unsere Wohnung, unsere spärliche Habe und den Rest unserer Makkaroni mit Käse mit uns zu teilen. Nach zwei Wochen mit Resten von Makkaroni und Käse suchte Charlie das Weite. Katzen mögen falsch, hinterhältig und hochmütig sein, aber dumm sind sie nicht.
    Ich glaube, sie hat aus diesem Intermezzo etwas gelernt. Danach war jedenfalls von Katzen nicht mehr die Rede.
    Natürlich kann das zum Teil auch daran gelegen haben, daß bald danach die Bevölkerungsexplosion bei uns voll einsetzte. Mit vier Kindern und einem Hund konnten wir einen weiteren Mitbewohner, der vor dem Kühlschrank lauert und einen Wärmestau verursacht, am allerwenigsten gebrauchen.
    Daher staunte ich nicht schlecht, als ich eines Tages mitten in der Woche nach Hause komme und auf dem Fußboden unseres Wohnzimmers einen kleinen weißen Kater sehe.
    Er ist acht Wochen alt, auf dem Kopf dunkel gefleckt und hat einen gestreiften Schwanz wie ein Waschbär. Und das rechte Bein wirkt irgendwie unnatürlich abgewinkelt, wie er so daliegt und fest schläft.
    Sie war auf der Heimfahrt vom Einkaufen, berichtet sie, als sie das Schreien hinter einem Strauch am Straßenrand hörte. Da ist sie ausgestiegen, im Regen, hat das feuchte, lehmige, leerstehende Gelände abgesucht und ihn dort zusammengekauert gefunden, triefend, mager, offenbar von Schmerzen geplagt.
    Sie ist mit ihm zum Tierarzt gefahren, dessen Diagnose lautet: wahrscheinlich ein Bein gebrochen, möglicherweise auch noch ein Beckenbruch. Der Tierarzt kann ihn entweder für ein stattliches Honorar behandeln oder für die Hälfte davon einschläfern. Statt dessen hat sie das Tierchen mit nach Hause genommen, gründlich gesäubert, mit viel Überredungskunst dazu bewogen, wenigstens von dem bei Nachbarn entliehenen Futter zu kosten. Und jetzt schläft er auf dem Fußboden mitten in meinem Wohnzimmer, und ich mag Katzen keine Spur mehr als zuvor. Schon gar nicht einen Kater, der mich viel Geld kosten würde.
    »Er muß überfahren worden sein«, sagt sie, »und dann haben sie ihn einfach liegengelassen und sind abgehauen. Ist das nicht schrecklich?«
    »Und ob«, bestätige ich. Immerhin gebricht es mir nicht ganz an der Milch der frommen Denkungsart. »Wann werden wir ihn wieder los?«
    »Na ja, das Tierheim ist jetzt geschlossen. Aber ich rufe gleich morgen früh dort an.«
    »Vergiß es ja nicht«, ermahne ich sie und strecke die Hand aus, um die kleine, hilflose Kreatur zu berühren, die diese eine Nacht bei uns verbringen wird. Die Narben auf der Innenseite meines rechten Handgelenks sind noch heute zu sehen.
    »Auch wenn er nur hier übernachtet, sollten wir ihm einen Namen geben«, meint sie.
    »Wie wär’s mit Blacky?« schlage ich vor.
    »Ein ziemlich häufiger Name.«
    »Aber nicht für weiße Katzen.«
    »Mir gefällt’s nicht«, erklärt sie. »Ich denke, wir sollten ihn Springfield nennen. So hieß
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