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Leonardos Liebesbiss

Leonardos Liebesbiss

Titel: Leonardos Liebesbiss
Autoren: Jason Dark
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stöhnte.
    Sein Körper rutschte auf dem Stuhl hin und her. Er drückte sich mit dem Rücken gegen die Lehne, als wollte er dort den Stuhl auseinanderbrechen. Der Mund war jetzt halb geöffnet. Ein Atemstoß drang nicht hervor, dafür ein starkes Stöhnen, wie bei einem Menschen, der unter Qualen leidet.
    Und es waren Qualen, die ihn gepackt hielten. Sie kämpften in seinem Innern, sie stiegen hoch. Sie erreichten die Brust, den Kopf, den Hals. Mit wirren Bewegungen fuhren seine Hände durch das aschige Haar, wühlten es hoch, ließen es wieder fallen und zogen die weichen Strähnen durch die Lücken zwischen eien Fingern.
    Er schaute nicht hin. Hätte er es getan, dann wären ihm die Veränderungen der Haare aufgefallen. Sie hatten sich nicht vermehrt und waren auch nicht kräftiger geworden, aber ihre Farbe hatte eine Veränderung erfahren und war noch dabei, sich zu verändern.
    Das Hell verschwand. Dunkle Strähnen hatten sich gebildet. Der Albino erlebte auch eine Veränderung der Haut, bei der ebenfalls die Blässe verschwand. Sie nahm eine Idee von Farbe an. Zwar keine gesunde Gesichtsfarbe, denn die Blässe blieb, aber sie war anders. Nicht mehr so kreidig, mehr wie die eines Toten, und auf den Wangen schimmerten sogar dunklere Flecken.
    Die Brauen hatten ebenfalls ihre Blässe verloren. Jetzt sahen sie dunkel aus und bildeten Bögen am unteren Ende der hohen Stirn. Sie bedeckten Augen, in denen es auch nicht mehr die glanzlosen Pupillen gab, sondern immer dunkler werdende Kreise, die sich der Schwärze des dichten Haars anglichen. Noch immer strichen die Finger durch die Strähnen. Sie sahen dabei aus wie lange Schlangen, die durch ein dichtes Gebüsch glitten.
    Leo Frost saß noch immer auf seinem Stuhl. Nur hatte sich die Haltung verändert. Er hatte seinen Rücken und auch den Kopf weit nach hinten gedrückt. Der Blick war zur Decke gerichtet, die sich über seinem Kopf nur begrenzt hell abzeichnete. Ansonsten lag sie in tiefer Dunkelheit begraben.
    Frost atmete nicht, er stöhnte. Tief in seiner Kehle waren die Geräusche geboren. Die Laute gaben seine Stimmung wider. Er fühlte sich gut, nahezu blendend. Er war längst zu einem anderen geworden und genoß die folgenden Sekunden, bevor er sich aufrichtete und sich wieder normal hinsetzte.
    Wieder der Blick in den Spiegel.
    Es war nicht mehr Leo.
    Oder fast nicht.
    Er hätte sich eigentlich sehen müssen. Ebenso wie vor wenigen Minuten, doch das war nicht der Fall. Er sah nicht mehr als einen sehr schwachen Umriß, und auch den hätte er sich leicht einbilden können.
    Was andere Menschen erschreckt hätte, löste bei ihm ein triumphierendes Lachen aus. Er löste die Hände aus seinem Haar und ließ sie auf den Tisch fallen.
    Ja, das war gut, sehr gut sogar.
    Dann öffnete er den Mund.
    Auch diese Bewegung gab der Spiegel nicht zurück, aber der ehemalige Albino wußte, wie er aussah. Mit der Zungenspitze fuhr er über seine obere Zahnreihe hinweg.
    Sie war nicht mehr so glatt wie sonst.
    Zwei Zähne standen vor. Sie waren lang und auch spitz geworden. Es gab keinen Zweifel. Der Albino Leonardo Frost hatte sich in einen Vampir verwandelt…
    ***
    Tanya Perez stolperte durch die Nacht. Die Flucht war ihr gelungen. Sie hatte diesem blöden Craig gezeigt, was eine Harke ist. Er würde sich noch etwas länger herumquälen müssen. Sollte er. Typen wie er waren es nicht wert, daß man sich näher mit ihnen abgab. Man mußte ihnen nehmen, was sie hatten. Das war vor allen Dingen Geld, und darüber freute sich Tanya. Das Knistern der Scheine füllte noch jetzt ihre Ohren. Sie hatte nicht genau nachgezählt, wie groß die Summe war, die sie Craig weggenommen hatte. Wenig war es bestimmt nicht. Das hatte sie schon beim Griff nach den Scheinen festgestellt. Sie hatte das Geld in ihre Jackentasche gestopft. Irgendwann in der nächsten Zeit würde sie die Chance bekommen, es nachzuzählen.
    Die Tasche mit dem langen Riemen hing quer vor ihrer Brust. Bei jedem Schritt schwang sie vor, dann wieder zurück. Es war für sie auch nicht einfach, zu laufen. Auf der Straße war sie nicht geblieben. Die Gefahr einer Entdeckung wäre dort viel zu groß gewesen. Sie hatte sich in das Gelände geschlagen und war einfach in die Dunkelheit der Nacht hineingegangen.
    Schließlich war es ihr gelungen, einen schmalen Pfad zu finden. Wohin er führte, wußte sie nicht. Aber wenn sie den Kopf hob, sah sie die vereinzelten Lichter vor sich. Eine kleine Ortschaft, in der Menschen
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