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Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici

Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici

Titel: Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici
Autoren: Alfred Bekker
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Eltern zu der Überzeugung gelangt,
    dass es das Beste war, wenn sich sein Großvater um ihn kümmerte, der im Übrigen auch bereit dazu gewesen war. Jetzt fragten sich manche, ob der alte Mann seinem Enkel nicht vielleicht etwas zu viele Freiheiten ließ.
    „Der arme alte Mann“, sagte Carlos Vater nun. „Ich habe gehört, dass Leonardo mehrere seiner Hühner vergiftet hat, als er ihnen Körner gab, die er in irgendeine selbst zusammen gemixten Tinktur getränkt hatte und die angeblich bewirken sollte, dass die Tiere mehr Eier legen.“
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    „Das war ein Missverständnis“, meinte Carlo. „Leonardo hat das nicht gewollt.“
    „Ein Missverständnis, sagst du? Aber die Hühner waren trotzdem tot und sein Großvater hat sie alle auf einmal schlachten müssen!
    Dieser Junge ist doch verrückt!“
    „Nein, er ist nicht verrückt“, widersprach Carlo. „Er hat nur sehr viele Ideen und immer fällt ihm was Neues ein, was man erforschen könnte.“
    „Genau das ist das Problem“, erwiderte Cesare. „Diese wirren
    Ideen. Maschinen, an denen sich höchstens jemand verletzen kann, die aber niemandem helfen, Heiltinkturen, an denen Hühner sterben, Experimente, die nur Schaden anrichten… Ich mache mir Sorgen,
    dass du vielleicht eines Tages auch diese Hirngespinste entwickeln könntest, verstehst du?“
    „Aber eines Tages wird es die Maschinen vielleicht geben, die
    Leonardo sich immer ausdenkt“, meinte Carlo.
    „Siehst du, das meine ich! Die Maschinen, von denen du mir
    erzählt hast, wird es nie geben – aber du wirst von solchem
    Teufelszeug träumen und das wird dich davon ablenken, dich in der 23

    Schule anzustrengen und dein Leben auf die Reihe zu bekommen!
    Eines Tages hast du dann vielleicht sogar selbst so verrückte Ideen.“
    Aber Carlo schüttelte den Kopf. „In diesem Punkt kannst du ganz beruhigt sein, Vater“, erklärte er.
    „Ach, ja?“
    „Solche Einfälle wie Leonardo werde ich wohl nie haben!“, war
    er sich vollkommen sicher.
    Für Carlos Geschmack dauerte es viel zu lange, bis er endlich mit den Berechnungen fertig war und aus dem Haus durfte. Sein Vater hatte zwar einige Bedenken wegen des schlechten Einflusses, den der Tagträumer Leonardo auf seinen Sohn haben könnte, gab schließlich aber doch nach.
    Und so ging Carlo zur anderen Seite des Ortes, wo das Haus von Leonardos Großvater lag.
    Die Straße war immer noch sehr morastig durch den gestrigen
    Regenguss. Wahrscheinlich würde das auch noch ein paar Tage so bleiben. Carlo versuchte, sich möglichst am Rand zu halten. Zwar 24

    ging er diesmal barfuss, sodass es keine Schuhe gab, die er hätte beschmutzen können, aber er wollte auch nicht so tief einsinken, dass seine Hosenbeine in Mitleidenschaft gezogen wurden.
    Als er das Haus von Leonardos Großvater erreichte, klopfte er an der Tür.
    „Herein!“, sagte eine raue, heisere Stimme.
    Carlo trat ein. Ein hoch gewachsener grauhaariger Mann musterte ihn. Seit seine Frau gestorben war, galt auch er in Vinci als etwas wunderlich. Manche zweifelten daran, dass er in der Lage war,
    zurzeit einen Jungen wie Leonardo zu erziehen und es wurde hinter vorgehaltener Hand viel geredet.
    „Geh ruhig hinauf, Carlo!“, sagte der Großvater. „Du weißt ja, wo du Leonardo findest.“
    „Ja.“
    Carlo ging zur Treppe und hatte schon die ersten drei Stufen zum Obergeschoss hinter sich gebracht, da hielt ihn die Stimme des Großvaters noch einmal zurück. „Hör zu Carlo – achte ein bisschen darauf, dass kein Unfug geschieht, ja?“
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    Carlo schluckte. „Ich werde tun, was ich kann“, versprach er und der Großvater musste unwillkürlich lächeln.
    „Ich weiß, dass er sich nur schwer von etwas abhalten lässt, wenn er es sich in den Kopf gesetzt hat, aber wenn er auf jemanden hört, dann auf dich!“ Er seufzte schwer. „So etwas wie mit den Hühnern möchte ich wirklich so schnell nicht wieder erleben! Also überlegt was ihr tut!“
    Carlo ging die Treppe hinauf und betrat wenig später Leonardos Zimmer. Schon vorher hörte er Stimmen von dort. Im ersten Moment dachte er schon, dass Leonardo angefangen hat mit sich selbst zu reden. Vielleicht hat mein Vater dann ja Recht und er ist wirklich auf dem Weg, verrückt zu werden, überlegte er.
    Aber als er dann durch die Tür trat, sah er, dass sein Freund nicht allein war. Gianna war bei ihm, die Tochter des Wirtes.
    Carlo begrüßte sie knapp und blickte anschließend fragend zu
    Leonardo hinüber.
    „Ich brauche deine
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