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Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici

Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici

Titel: Leonardo und das Geheimnis der Villa Medici
Autoren: Alfred Bekker
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Eidechse. Wenn du willst, können wir
    auch mit der anfangen.“
    „Ich muss gleich brechen“, sagte Carlo. „Allein, wenn ich schon daran denke… Stell dir mal vor, du würdest aufgeschnitten, wenn du tot bist!“
    „Wenn ich tot wäre, spüre ich das ja nicht mehr“, erwiderte
    Leonardo. „Also würde es mir auch nichts ausmachen. Im Gegenteil!
    Wenn es ein richtiger Arzt macht, erkennt der vielleicht besser wie der Körper funktioniert, sodass man wirksame Heilmethoden
    entwickeln könnte! Dann würde ich sogar nach meinen Tod noch
    etwas Sinnvolles bewirken!“
    Carlo runzelte die Stirn. „Vielleicht hat mein Vater doch recht“, meinte er.
    „Womit?“
    „Damit, dass bei dir im Kopf irgendetwas nicht ganz richtig ist.“
    13

    „Carlo, das sind tote Tiere – sonst nichts! Habt ihr bei euch noch nie geschlachtet?“
    Carlo seufzte und blickte noch einmal aus dem Fenster. Er hatte jetzt die Wahl: Entweder er ging durch den Regen nach Hause oder er musste sich mit ansehen, wie Leonardo zwei tote Tiere
    auseinander schnitt.
    Es klopfte an der Tür des einzigen Gasthofes in Vinci.
    Der Wirt sah seine Frau fragend an. Es klopfte ein zweites Mal.
    Gianna, die zehnjährige Tochter des Wirtes, saß in einer Ecke und spielte mit ihrer kleinen Schwester. Sie benutzten Holzpuppen, die ihr Vater für sie geschnitzt hatte. Es klopft ein drittes Mal und nun blickte auch Gianna auf und strich sich das lang herabfallende Haar zurück.
    Zögernd ging der Wirt zur Tür und öffnete die Tür.
    Eine düstere Gestalt stand dort im Regen – eingehüllt in einem Umhang und das Gesicht durch den hochgestellten Kragen fast ganz 14

    verdeckt. Das Wasser tropfte von der Lederkappe herab. Der Blick des Wirtes glitt zu den guten Lederstiefeln und der Schwertspitze.
    „Tretet ein, Herr!“, sagte der Wirt sehr unterwürfig. Der Fremde machte zwei Schritte nach vorn. Das Wasser tropfte von seinem
    Umhang. Der Blick seiner blauen Augen glitt durch den Raum, so als suchte er etwas. Über der linken Augenbraue war eine Narbe.
    „Wo ist er?“, drang seine Stimme dumpf unter dem Kragen
    hervor.
    Der Wirt wandte sich an seine Tochter. „Gianna! Sag dem
    Portugiesen Bescheid! Sag ihm, dass sein Besuch da ist…“
    Gianna schluckte. Der Portugiese – das war ein sehr seltsamer
    Mann, der sich seit einigen Wochen im Gasthaus ihres Vaters
    einquartiert hatte. Er verließ fast nie sein Zimmer, trug einen dunklen Bart, der ihm bis unter die Augen wuchs und buschige Augenbrauen, die sehr schräg standen und ihm dadurch ein Aussehen gaben, dass Gianna an Beschreibungen des Teufels erinnerte. Es fehlten
    eigentlich nur die Hörner und der Pferdefuß.
    Niemand wusste, wie er wirklich hieß. Er wurde nur ‚der
    Portugiese’ genannt, weil er angeblich aus einem Land namens
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    Portugal stammte. Gianna hatte allerdings gehört, wie sich ihre Eltern darüber unterhielten. Ihre Mutter bezweifelte dabei, dass es dieses ferne Portugal überhaupt gäbe. Sie glaubte vielmehr, dass der Gast nur so tat, als käme er von weit her, weil er irgendein
    Verbrechen begangen hätte und man ihn nun suchen würde.
    „Aber er bezahlt pünktlich – und doppelt so viel, wie andere
    Gäste!“, hatte die Antwort ihres Mannes gelautet, womit die
    Diskussion dann beendet gewesen war. Die Wirtsleute brauchten das Geld dringend.
    „Na los, Gianna! Worauf wartest du?“, herrschte der Wirt seine Tochter an.
    Gianna ging scheu an dem unheimlichen Fremden vorbei und lief
    die Treppe hinauf ins Obergeschoss. Ganz am Ende des Flurs befand sich das Zimmer des Portugiesen. Gianna klopfte an.
    „Ich habe zu Essen!“, rief der Portugiese durch die Tür. „Alles genug!“ Man konnte ihn schwer verstehen, aber inzwischen hatte sich Gianna einigermaßen an seine Art zu sprechen gewöhnt, sodass sie ihn in der Regel auch verstand.
    „Der Mann, der Euch immer besucht, ist da!“, sagte Gianna.
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    Ein paar Geräusche waren von hinter der Tür zu hören.
    Wahrscheinlich räumte er seine Sachen zur Seite. Gianna kannte das schon. Immer bevor er die Tür öffnete, wenn sie ihm eine Mahlzeit brachte, dann räumte er erst einige Augenblicke lang herum. Einmal hatte sie gesehen, dass ein paar aufgeschlagene Bücher und
    Pergamentrollen auf dem Tisch lagen. Eigenartige Zeichen waren darauf zu sehen gewesen, die keine Ähnlichkeit mit den Buchstaben und Zahlen hatten, die sie in der Schule hatte auswendig lernen müssen.
    Daher befürchtete sie, dass der Fremde vielleicht ein
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