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Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)

Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)

Titel: Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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schweren Verantwortung gewachsen zu sein.«
    »Ich freue mich, dass Ihr mir darin zustimmt, Verantwortung für Eure Handlungen übernehmen zu wollen«, entgegnete de Juigné.
    Charles kniff die Augen zusammen. »Meine Handlungen? Wir sprachen doch vom Volk und von den Veränderungen, die dort vor sich gehen.«
    »Ja, und eben darum haben Eure Handlungen die Aufmerksamkeit des Heiligen Stuhls erregt.«
    Mit einem Mal war Charles’ Mund trocken. Er musste einen Schluck Wein nehmen. Er wollte etwas sagen, doch de Juigné schnitt ihm das Wort ab. »In diesen Zeiten der Unruhe, insbesondere da sich das Volk mit wachsender Leidenschaft bürgerlichen Idealen zuwendet, wird es immer wichtiger, dass die Kirche nicht im Strudel des Wandels versinkt.« Vornehm nippte der Alte an seinem Wein.
    »Vergebt mir, Monseigneur. Ich fürchte, ich kann Euch nicht folgen.«
    »Oh, aber sicher doch. Ihr konntet doch nicht ernsthaft glauben, dass man bis in alle Ewigkeit über Euer Verhalten hinwegsehen würde. Ihr schwächt die Kirche, und darüber kann man unmöglich hinwegsehen.«
    »Mein Verhalten? Schwächt die Kirche?« Charles war derart vor den Kopf geschlagen, dass keine Wut in ihm aufzukommen vermochte. Er breitete die wohlgepflegte Hand aus. »Kommt Euch meine Kirche geschwächt vor? Meine Gemeinde liebt mich. Sie erweist mir ihre Liebe in Form der reichen Gaben, die auf diesem Tisch stehen.«
    »Eure Gemeinde fürchtet Euch. Sie füllt Eure Truhen, Eure Küche und Keller, weil sie mehr Angst vor der Feuersbrunst Eures Zorns als vor dem Brennen ihrer leeren Mägen hat.«
    Charles’ eigener Magen zog sich zusammen. Woher weiß der alte Bastard das? Und wenn, weiß es tatsächlich auch Seine Heiligkeit? Er zwang sich, ruhig zu bleiben. Es gelang ihm sogar, trocken zu lachen. »Unmöglich! Wenn sie sich vor Feuer fürchten, so nur ihrer eigenen Sünden wegen, die sie ins Fegefeuer oder die ewige Verdammnis stürzen werden. Also beschenken sie mich großzügig, um diese Furcht zu lindern, und ich gebe ihnen meinen Segen, wie es sich gebührt.«
    Als hätte Charles nichts gesagt, sprach der Erzbischof weiter. »Ihr hättet es bei den Huren belassen sollen. Was mit ihnen geschieht, kümmert niemanden. Aber Isabelle Varlot war die Tochter eines Marquis.«
    Die Krämpfe in Charles’ Magen verstärkten sich. »Das Mädchen ist einem grässlichen Unfall zum Opfer gefallen. Es ging zu nahe an einer Fackel vorbei, und ein Funke ließ ihr Kleid in Flammen aufgehen. Sie verbrannte, ehe man ihr zu Hilfe eilen konnte.«
    »Sie verbrannte, weil sie Eure Werbungen abgelehnt hatte.«
    »Lächerlich! Ich habe nie –«
    »Auch Eure Grausamkeit hättet Ihr im Zaum halten sollen«, unterbrach ihn der Erzbischof. »Zu viele Eurer Akolythen kommen aus edlen Familien. Es hat Gerede gegeben.«
    »Gerede!«, spuckte Charles aus.
    »Ja, Gerede, von Brandnarben untermauert. Jean du Bellay kehrte ohne priesterliche Robe in die Baronie seines Vaters zurück, dafür aber um etliche Narben reicher, die ihn für den Rest seines Lebens entstellen werden.«
    »Es ist bedauerlich, dass sein Glaube nicht so groß war wie seine Tollpatschigkeit. Seinetwegen wären meine Stallungen fast bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Es liegt nicht an mir, dass er nach seiner selbstverschuldeten Verwundung dem Weg zu den höheren Priesterweihen den Rücken kehrte und sich zu den Reichtümern seiner Familie flüchtete.«
    »Nach du Bellays Worten spielte es sich etwas anders ab. Er behauptet, er habe gegen die grausame Behandlung protestiert, die Ihr ihm und den anderen Akolythen habt zukommen lassen, und Ihr seiet so in Zorn geraten, dass Ihr ihn und den Stall, in dem er sich aufhielt, in Brand gesteckt habt.«
    Wieder stieg eine heiße Wut in Charles auf, und mit jedem Wort, das er sprach, brannten die Flammen der Kerzen in den reich verzierten Silberleuchtern zu beiden Enden des Esstischs heller. »Ihr kommt mir nicht in meine Kirche und tragt Beschuldigungen gegen mich vor.«
    Als der alte Prälat die wachsenden Flammen bemerkte, weiteten sich seine Augen. »Es ist also wahr, was man sich über Euch erzählt. Ich habe es bis jetzt nicht glauben können.« Doch statt einzulenken oder in Furcht zu verfallen, wie Charles es seit langem gewohnt war, griff de Juigné in seine Robe, zog ein gerolltes Pergament hervor und hielt es vor sich wie einen Schild.
    Charles streichelte das rubinbesetzte Kreuz, das ihm heiß und schwer auf der Brust lag. Seine andere Hand streckte er
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