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Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)

Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)

Titel: Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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amusements . Wir haben einen unerwarteten Gast«, sann er laut, riss seinen Blick von dem Knaben los und schritt geschwind an ihm vorbei. Der Kleine drückte sich gegen die Verkleidung des Treppengeländers, um jede Berührung selbst mit seinen Roben zu vermeiden. Dies belustigte Charles, und seine Laune hellte sich auf. Er sollte sich von solchen Belanglosigkeiten nicht verstimmen lassen. Er würde Laetitia einfach wieder rufen lassen, sobald er den Erzbischof losgeworden war, und sie würden dort weitermachen, wo sie aufgehört hatten – an der Stelle, wo sie willig und gebeugt vor ihm gekniet hatte.
    Mit dem Bild von Laetitias wohlgeformtem nacktem Po vor Augen, begrüßte er den alten Prälaten. »Welch eine Ehre, Euch zu sehen, Monseigneur. Ich freue mich, Euch hier in Notre-Dame d’Évreux willkommen heißen zu dürfen«, sagte er glatt.
    » Merci beaucoup , mein Sohn.« Antoine Leclerc de Juigné, Erzbischof von Paris, küsste ihn keusch erst auf die eine, dann auf die andere Wange.
    Die Lippen des alten Narren fühlten sich tot an.
    »Welchem Umstand verdanken meine Kathedrale und ich die Ehre Eures Besuchs?«
    »Eure Kathedrale, mein Sohn? Gewiss wäre es angemessener, sie ein Haus Gottes zu nennen.«
    In Charles stieg Wut auf. Automatisch fingen seine langen Finger an, das große rubinbesetzte Kruzifix zu streicheln, das er an einer dicken Kette um den Hals trug. Die Flammen der Fürbittkerzen zu Füßen des kopflosen Saint-Denis begannen wild zu flackern.
    »Dass ich sie meine Kathedrale nenne, ist nicht in Hochmut begründet, sondern in Zärtlichkeit. Darf ich Euch in meine Amtsräume einladen und Euch von meinem Wein und Brot anbieten?«
    »In der Tat habe ich eine lange Reise hinter mir. Und obgleich ich dem Herrn danke, dass es nur Regen und kein Schnee ist, der aus diesem grauen Februarhimmel fällt, ist das feuchte Wetter doch recht ermüdend.«
    Charles winkte ungeduldig einem der in der Nähe stehenden Akolythen zu. »Lass sofort Wein und eine anständige Mahlzeit in meine Räume bringen.« Der Junge schrak nervös zusammen und eilte davon. Als Charles’ Blick zu dem älteren Geistlichen zurückkehrte, sah de Juigné dem Akolythen mit einem Gesichtsausdruck nach, der bereits ahnen ließ, dass dieser unangekündigte Besuch nichts Gutes verhieß. »Kommt, Monseigneur, Ihr seht müde aus. Meine Gemächer sind warm und gemütlich. Dort werdet Ihr es bequemer haben.« Charles führte den alten Kirchenmann zu einer Seitentür aus dem Kirchenschiff hinaus und durch den hübschen angrenzenden Garten hindurch in die prächtigen Amtsräume, die an seine geräumigen Privatgemächer angrenzten. Während des gesamten Weges musterte der Erzbischof schweigend und nachdenklich die Umgebung.
    Erst als er, einen Kelch voll edlem rotem Wein in der Hand und ein üppiges Mahl vor sich auf dem Tisch, an dem offenen Kamin aus Marmor saß, geruhte er zu sprechen.
    »Das Klima der Welt verändert sich, mein Sohn.«
    Charles hob die Augenbrauen und fragte sich, ob der Alte wirklich so einfältig war, wie er schien. War er den ganzen Weg von Paris hergekommen, um über das Wetter zu sprechen? »In der Tat, dieser Winter ist wärmer und feuchter als alle, an die ich mich erinnere«, sagte er und hoffte, dass diese sinnlose Konversation bald ein Ende hätte.
    Antoine Leclerc de Juignés blaue Augen, die gerade noch wässrig und vage geblickt hatten, verengten sich. Sie schienen Charles zu durchbohren. » Idiot! Warum sollte ich mich über das Wetter auslassen? Es ist das Klima im Volk, das mir Sorgen bereitet.«
    »Ah, natürlich.« Die Schärfe im Ton des alten Mannes überraschte Charles so sehr, dass er nicht einmal dazu kam, sich zu ärgern. »Das Volk.«
    »Man munkelt, das Land steuere auf eine Revolution zu.«
    »Gerede von Revolutionen gibt es immer.« Charles wählte sich ein saftiges Stück Schinken zu dem weichen Ziegenkäse aus, mit dem er sein Brot belegt hatte.
    »Dies ist mehr als nur Gerede«, sagte der Alte.
    »Vielleicht«, brummte Charles mit vollem Mund.
    »Die Welt um uns verändert sich. Ein neues Jahrhundert rückt näher. Doch ich werde, noch ehe es anbricht, in die Ewigkeit eingehen und muss die Geschicke der Kirche in den heraufziehenden schweren Zeiten in die Hände jüngerer Männer wie dir legen.«
    Charles wünschte sich brennend, der alte Prälat wäre schon vor diesem Besuch aus der Welt geschieden, doch er verbarg seine Gefühle, kaute und nickte weise. »Ich werde darum beten, dieser
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