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Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)

Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)

Titel: Lenobias Versprechen: Eine House of Night Story (German Edition)
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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ihr Schmuck. Das weiß ich von Nicole und Anne.« Die anderen Bediensteten hatten sich ausgiebig darüber ausgelassen, dass der Herzog Cécile sechzehn Jahre lang ignoriert hatte, und nun, da sie fortgeschickt wurde, ließ er ihr von allen Seiten Aufmerksamkeit und Juwelen zukommen, während die Herzogin bittere Tränen über den Verlust ihrer einzigen Tochter weinte. »Warum hat der Herzog sich eigentlich entschlossen, Cécile in die Neue Welt zu schicken?«
    Ihre Mutter schnaubte verächtlich. »Seine jüngste Mätresse, die Opernsängerin, hat ihn beinahe in den völligen Ruin getrieben. Der König zahlt großzügige Summen für tugendhafte Töchter aus edlem Hause, die bereit sind, in den Adel von Nouvelle-Orléans einzuheiraten.«
    »Er hat seine Tochter verkauft?«
    »Ja. Seine Exzesse haben dir ein neues Leben erkauft. Nun lass uns gehen, damit du es in Besitz nehmen kannst.« Elizabeth öffnete die Tür einen Spalt breit und spähte in den Gang hinaus. Dann drehte sie sich um. »Niemand zu sehen. Zieh dir die Kapuze übers Haar und folge mir. Geschwind.«
    »Aber wenn die Kutsche vor dem Schloss vorfährt, werden die Lakaien dem Kutscher erzählen, was mit Cécile geschehen ist.«
    »Ja, aber nur wenn die Kutsche vorfahren darf. Darum werden wir sie draußen vor dem Haupttor erwarten, und du wirst dort einsteigen.«
    Für Widerspruch blieb keine Zeit. Es war heller Vormittag. Gewöhnlich war die Auffahrt zum Schloss um diese Zeit von Bediensteten, Handwerkern und Besuchern bevölkert. Doch heute schien alles wie unter einem Leichentuch begraben. Selbst die Sonne verbarg sich hinter einem Schleier aus Nebel, und tiefhängende Wolken brüteten über dem Château.
    Lenobia war überzeugt, dass sie nicht ungesehen bleiben würden, doch schneller, als es möglich schien, ragte vor ihnen das gewaltige eiserne Tor auf. Ihre Mutter öffnete die kleine Nebenpforte für Fußgänger, und sie eilten auf die Straße.
    »Du wirst dem Kutscher sagen, dass im Schloss ein Fieber wütet. Der Herzog habe beschieden, dass du vor dem Tor warten solltest, damit niemand gefährdet werde. Denk daran: du bist ein Edelfräulein. Sieh es als selbstverständlich an, dass man deinen Befehlen Folge leistet.«
    »Ja, Maman.«
    »Gut. Du warst schon immer verständig für dein Alter, und jetzt erkenne ich, warum. Du darfst kein Kind mehr sein, meine wunderschöne, tapfere Tochter. Du musst zur Frau werden.«
    »Aber Maman, ich –«
    Ihre Mutter bedeutete ihr zu schweigen. »Hör mir zu und wisse, dass ich die Wahrheit spreche. Ich glaube an dich. Ich glaube an deine Kraft, Lenobia. Und ich glaube an deine Güte.« Ihre Mutter hielt inne, streifte sich behutsam den alten Rosenkranz vom Hals, hob ihn hoch, legte ihn Lenobia um und schob ihn unter das spitzenbesetzte Mieder, bis er unsichtbar für jeden Blick auf ihrer Haut ruhte. »Nimm ihn. Erinnere dich stets daran, dass ich an dich glaube und immer ein Teil von dir sein werde, auch wenn wir uns nun trennen müssen.«
    Erst in diesem Moment begriff Lenobia. Sie würde ihre Mutter niemals wiedersehen.
    »Nein.« Das Wort klang seltsam, zu hoch, zu gepresst, und sie musste um Atem ringen. »Maman! Du musst mit mir kommen!«
    Elizabeth Whitehall zog ihre Tochter in die Arme. »Das geht nicht. Die filles du roi dürfen keine Diener halten. Auf dem Schiff ist wenig Platz.« Sie umschlang Lenobia ganz fest, und während durch den Nebel das ferne Rumpeln einer Kutsche hörbar wurde, sagte sie eilig: »Ich weiß, ich war hart zu dir, aber das lag daran, dass du tapfer und stark werden musstest. Ich habe dich immer geliebt, Lenobia. Du bist das Beste, das Herrlichste, was es in meinem Leben gibt. Ich werde jeden Tag an dich denken und dich vermissen, solange ich lebe.«
    Lenobia schluchzte. »Nein, Maman! Ich kann dich nicht verlassen! Ich kann das nicht tun!«
    »Tu es für mich. Leb das Leben, das ich dir nicht bieten konnte. Sei tapfer, mein wunderschönes Kind, und erinnere dich immer daran, wer du bist.«
    »Wie, wenn ich so tun muss, als wäre ich jemand anders?«, schrie Lenobia. Elizabeth trat zurück, trocknete ihr sanft die feuchten Wangen und legte ihr die Hand auf die Brust, dort wo das Herz lag. »Hier drinnen wirst du dich erinnern. Hier wirst du dir selbst und mir treu bleiben. Tief in deinem Herzen wirst du immer wissen, wer du bist. Genau wie ich tief im Herzen immer an dich denken werde.«
    Da donnerte auch schon die Kutsche heran, und Mutter und Tochter hasteten aus dem
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