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Leiche - oben ohne

Leiche - oben ohne

Titel: Leiche - oben ohne
Autoren: Carter Brown
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ja auch noch.«
    »Ich glaube, wir unterhalten
uns besser drinnen weiter«, sagte er kurzangebunden.
    Mit einer Hand an meinem
Ellbogen bugsierte er mich ins Wohnzimmer zurück und zu einer reichverzierten
Bar in der Ecke. Ich erklomm einen Hocker, während er sich hinter der Theke
anschickte, den Mixer zu spielen.
    »Eine Bloody Mary«, sagte ich erwartungsvoll.
    Er mixte zwei, mit wenig
Aufwand, aber bestem Erfolg, dann schmunzelte er. »Nach allem, was Lucia mir
berichtet hat, war auf Ihrer Party gestern abend allerhand los.«
    »An einiges erinnere ich mich
sogar noch«, erzählte ich ihm. »Das Gegenteil wäre mir aber lieber.«
    »Lucia hat mir ferner erzählt,
Sie seien Privatdetektiv.«
    »Mit einer Lizenz, die im
Augenblick am seidenen Faden hängt«, brummte ich. »Lucia ist doch ein so nettes
Mädchen — weshalb ist sie denn so polizistenscheu, daß sie einen Mord nicht
melden will?«
    »Ihr voller Name ist Lucia
Borman«, sagte er langsam. »Beantwortet das Ihre Frage?«
    »Nein.«
    »Ihr Vater ist Duke Borman.« Er
beobachtete mich scharf, ob ich wohl reagierte. »Fällt der Groschen noch immer
nicht, Mr. Boyd?«
    Ich dachte ein Weilchen nach,
dann dämmerte es mir. »Er war einer der Bosse im Syndikat — aber wurde er nicht
schon vor langer Zeit des Landes verwiesen?«
    »Vor sechs Jahren genau.«
Lansing strahlte mich an, als sei ich ein Wunderknabe. »Er wohnt jetzt in
Mailand. Ich verwalte seine Geschäfte hierzulande, die — muß ich das noch
hinzufügen? — sämtlich legal sind.«
    »Und was hat Onkel Joe
verwaltet?«
    »Er hieß Joe Slater und war so
eine Art Juniorteilhaber.« Er nahm sich Zeit, sein Glas zu leeren. »Vielleicht
wissen Sie es noch nicht, Mr. Boyd — aber Sie haben Lucia gestern abend davor
bewahrt, entführt zu werden — oder gar vor Schlimmerem.«
    »Wirklich?« Ich starrte ihn
begriffsstutzig an. »Manchmal unterschätze ich mich doch sehr.«
    »Ich bin sicher, daß sie in
Joes Apartment auf Lucia gewartet haben«, sagte er grimmig. »Als sie dann nicht
erschien, haben sie ihn umgebracht — entweder aus Wut oder um zu zeigen, wie
ernst sie’s meinen.«
    »Nämlich Duke Borman durch
seine Tochter irgendwie kleinzukriegen?« mutmaßte ich.
    Lansing nickte. »Genau. Duke
ist heute ein alter Mann, ein einsamer alter Mann, und obendrein schwer
herzkrank, der seinen Lebensabend in Mailand verbringt. Aber sein Gedächtnis
funktioniert noch ausgezeichnet, und er kennt eine Menge wertvoller Geheimnisse
aus alten Tagen, die jene Leute unbedingt erfahren möchten. Sie sind sich
darüber klar, daß es Zeitverschwendung wäre, Duke zu drohen; man kann Folter
und Tod nicht als Drohung gegen einen Mann anwenden, der ohnehin schon im
Sterben liegt. Aber sie wissen, daß einzig und allein seine Tochter ihm etwas
bedeutet — und aus diesem Grund schwebt sie in großer Gefahr.«
    »Was sind denn das für
Geheimnisse, die der Alte kennt? Was macht sie so wertvoll und so weiter?«
fragte ich ihn.
    »Weiß ich nicht.« Seine Lippen
kräuselten sich in einem finsteren Lächeln. »Und ich will es auch gar nicht
wissen. Als man Duke seinerzeit mit der Einbahnfahrkarte auf den Dampfer
verfrachtete, vertraute er mir und Joe Slater seine Tochter an. Nun ist Joe
tot, und ich möchte Dukes Vertrauen nicht enttäuschen. Deshalb darf Lucia nicht
in polizeiliche Ermittlungen hineingezogen werden. Es würde bedeuten, daß sie
in New York bleiben müßte — wie auf dem Tablett für ihre Feinde. Sie muß
verschwinden, sofort, jetzt — heute noch.«
    Er saß eine Weile schweigend
da, kratzte die dichte Haarmatte auf seiner Brust und beobachtete mich
erwartungsvoll.
    »Keine Fragen, Mr.Boyd?« bellte
er mich plötzlich an.
    »Noch nicht«, antwortete ich.
    »Ich hoffte eigentlich, daß Sie
fragen, was denn nun Danny Boyd mit all dem zu schaffen hat.« Er grinste breit.
»Der Privatdetektiv, dem man nachsagt, er sei hartgesotten, nicht sonderlich
moralisch und für einen guten Kunden zu allem bereit.« Das Lächeln schwand
langsam, als ich immer noch nichts sagte, und er fügte lahm hinzu: »Ich habe
mich nach Ihnen erkundigt.«
    »Und?« knurrte ich.
    »Ich möchte Sie unter Vertrag
nehmen«, schnauzte er. »Je Woche tausend Dollar und obendrein sämtliche
Spesen.«
    »Sie spielen die Karten immer
noch verdeckt aus«, sagte ich. »Ich wäre nicht ganz gescheit, wenn ich meine
jetzt schon auf den Tisch legte.«
    »Ich möchte, daß Sie mit Lucia
verschwinden und dafür Sorge tragen, daß sie in den
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