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Lebensversicherung (German Edition)

Lebensversicherung (German Edition)

Titel: Lebensversicherung (German Edition)
Autoren: Harald Schnare
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stolz
darauf, dass ein Lob wie dieses von seiner Eminenz Dr. Zacharias kam. Das
bedeutete viel.
    - Es ist eine große Auszeichnung, an Ihrem Institut arbeiten
zu dürfen .
    Das Gefühl in seiner Brust hätte ihn sich beinahe verbeugen
lassen.
    - Sicher. Wir sind froh, Sie hier zu haben. Ich kenne Ihre
Arbeit. Sie sind ein glänzender Kopf. Wissenschaftlich sehr beachtlich.
Politisch werden wir sehen .
    Dr. Zacharias hatte den letzten Satz wie beiläufig
ausgesprochen, aber Joseph war der fragende Unterton nicht entgangen.
    - Richten Sie sich in Ihrem Labor ein, Dr. Banks - übrigens,
gute Arbeit.
    Dr. Zacharias wies mit der linken Hand auf die gebundenen
Papiere vor sich auf dem Schreibtisch.
    - Gute Arbeit. Aber, die Politik, Dr. Banks, die Politik
spielt bei allem eine große Rolle. Eine sehr große Rolle .
    - Da bin ich ganz sicher lachte Joseph und musste an Chris´ Scheiterhaufen
denken.
     
    Joseph Banks hatte sich an Auszeichnungen gewöhnt und war
selbstbewusst geworden. Die Harvard Medical School schloss er als Bester
seiner Klasse ab. Finanziell unabhängig und von seiner Familie gefördert,
studierte er in Paris und Deutschland und hatte seine Ausbildung an den besten
Instituten im Land vervollkommnet, bevor er seine Anstellung an einem der
renommiertesten Hospitäler bekam. Sein Vater war einflussreich im
amerikanischen Ärzteverband.
    Joseph schaute aus dem Fenster seines Labors. Er war immer
noch aufgeregt.
    Es war doch gut gelaufen, dachte er.
    Konzentriert betrachtete er die weitläufigen Grünanlagen, die
jetzt im Februar noch nicht die intensiven Farben des Sommers zeigten. Da
drüben lag das Gebäude der Nationalen Gesundheitsbehörde, etwas weiter rechts
die Nationale Medizinische Bibliothek. Sein Institut war dem Marinekrankenhaus
formell angegliedert, tatsächlich jedoch völlig unabhängig.
    Ein Vorort nordwestlich der Hauptstadt. Joseph glaubte, sich
zu erinnern, dass der Ort nach einer Glaubensgemeinschaft benannt war, die ihren
Namen von dem biblischen Platz einer Wunderheilung herleitete.
     
    - Na, vielleicht vollbringe ich hier auch Wunder .
    Joseph hatte laut gesprochen.
    Er drehte sich herum und betrachtete mit Besitzerstolz sein
Labor.
    Seine Aufgabe war geheim. Nur die Mitarbeiter seines Stabs
waren eingeweiht.
    Joseph schritt auf die gegenüberliegende Tür zu und ließ
dabei seine Hand über die Laboreinrichtungen gleiten. Im Nebenraum lagerte das
Material seiner Arbeit. Joseph lächelte. Material, dachte er. Mein Material ist
der gläserne Mensch, aufgeschlüsselt in meinen Dateien.
    Auf zahlreichen Speicherebenen standen die
Krankheitsgeschichten sämtlicher führender und politisch herausragender Männer
und Frauen des Landes zur Verfügung. Etwa 200 führende Köpfe, lückenlos
dokumentiert und laufend aktualisiert. Einige wussten davon, andere nicht.
    Angeschlossene Programme analysierten Eventualitäten und
spielten mögliche Szenarien durch. Jegliche denkbaren Krankheiten konnten
individuell simuliert werden. Für jeden Namen konnten spezifische
Krankheitsverläufe und Behandlungsrisiken berechnet werden. Risiken bei
Medikamenten, Risiken bei Operationen, Risiken bei Transplantationen.
    Joseph war von Haus aus Immunologe. Er hatte sich seinen
Namen in der Erforschung von Abstoßungsreaktionen bei Transplantaten von
jüngeren auf ältere Patienten gemacht und vice versa . Er war der Überzeugung,
dass das biologische Alter entscheidenden Einfluss auf Erfolg oder Misserfolg
in der Transplantationsmedizin hatte. Sein Ziel war es, die immunologischen
Grundlagen seiner Hypothese zu liefern.
    Dr. Zacharias hatte ihm völlig freie Hand gelassen und die
Position eines praktizierenden Arztes im medizinischen Stab übertragen.
    Joseph wusste, dass dies nur der Anfang war.

5.
     
    Ich war von Maryland heruntergekommen, wo ich am National Institute
of Health für eine Arbeit recherchiert hatte. Bei dieser Gelegenheit hatte
ich Joseph, meinem alten Freund, besucht.
    Karl und ich hatten uns in der Masonboro Boatyard verabredet,
wo er die Lady Ann liegen hatte. Ich freute mich auf unser Wiedersehen.
Ganz besonders aber freute ich mich auf das Schiff. Karl hatte die Lady Ann vor ein paar Jahren von mir übernommen, nachdem wir gemeinsam mit ihr, von
Portugal kommend, den Atlantik überquert hatten.
    Damals war Joseph mit uns gesegelt. Er hatte seinen
Studienaufenthalt in Europa beendet und bot sich uns als dritte Hand an. Hand
gegen Koje. Wir hatten eine wunderbare Zeit zusammen. Diese
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