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Lebensversicherung (German Edition)

Lebensversicherung (German Edition)

Titel: Lebensversicherung (German Edition)
Autoren: Harald Schnare
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hier.
Nichts! Und jetzt Französisch?
    Ein kleiner Mann mit Glatze und schwarzer, runder Brille sah
ihn an.
    - Mörder – die? Ahh.... . Mon Dieu !
    Ungläubig starrte er den Mann an und wieder auf den Platz.
    - Alle drei sind tot! Genickschuss .
    Es hörte sich an, als müsste Karl sich das Bild  mit Worten
bestätigen.
    - Eh, bien sûr. Und jetzt können sie sehen, dass Mörder zu etwas Nutze
sind. Venez! forderte ihn der Mann auf, der hier Französisch sprach.
    Das Gedränge hatte sich gleich nach dem letzten Schuss
aufgelöst und Karl sah, dass neben den Leichen ein Tisch stand. 
     
    Als sie in die Nähe des Tisches kamen, lag die erste bereits
entkleidet dort. Mit einem Schlauch wurden Kot und Urin weggespült.
    - Werden die seziert? Warum das? Hier?
    Vor Aufregung hatte Karl Deutsch gesprochen.
    - Ah, disséquer? Non, non. Regardez !
    Der kleine Mann nahm seine runde Brille ab und wies mit ihr
auf den Tisch.
    Karl hatte zwar schon früher als
Student in der Gerichtsmedizin in Göttingen Sektionen gesehen, aber das war
vierzig Jahre her. Er hielt sich die Hand vor den Mund und trat von einem Bein
auf das andere.
    Karl sah, dass die Leichen
ausgenommen wurden, eine nach der anderen. Jedes Organ wurde verpackt und
beschriftet.
    - Schauen Sie da , wies der
Mann mit der Brille auf die Kisten .
    - Diese geht nach Frankreich, das
nach Deutschland. Für uns ist auch etwas dabei. Alles bestellt – cèst ça !
    Karl hielt seine Kamera immer noch fest. Er dachte kaum daran
zu fotografieren. Rot war nie seine Lieblingsfarbe gewesen, eher Gelb und Ocker.
    - Ja, ja, besonders nach Frankreich. Paris, Bruxelles, Allemagne. Die brauchen viel.
    Wieder zeigte er mit seiner schwarzen Brille auf den Tisch.

4.
     
    Joseph Banks ließ seine Augen über die beeindruckend gefüllten
Bücherwände in Dr. Zacharias´ Büro wandern. Systematisch geordnetes Wissen,
angehäufte Erkenntnisse, gebündelt in umlaufenden Regalen, die die ehrwürdige
Atmosphäre wiedergaben, die man vom Allerheiligsten des Vorsitzenden des Department
of Medicine erwartete. Hier hatte sich seit Jahren nichts geändert.
    Joseph setzte das Gespräch fort.
    - Wissen Sie, auch mein Professor hatte einen
Lieblingssatz: Es gibt nichts, was nicht schon gedacht wurde. Manchmal zog er
uns damit auf, wenn wir wieder einmal besonders Wichtiges herausgefunden zu
haben glaubten.
    Joseph und Dr. Zacharias hatten sich über einen gemeinsamen
Bekannten unterhalten. Chris war so eine Art Denker gewesen. Ein tragischer
Fall. Eine seiner Lieblingsideen war es gewesen, dass die Grundzüge der
Wissenschaften schon früh in der Geschichte angelegt worden waren.
    - Ich bin ganz seiner Meinung, stimmte Dr. Zacharias zu und drehte
seine Pfeife betrachtend in der Hand. Als Chris Rider hier saß, hatte er noch
Zigarre geraucht. Heute mochte er die Pfeife lieber. Man konnte sich daran
festhalten, beim Sprechen damit spielen. Oder beim Zuhören.
    - Wenn ich mich recht erinnere, glaubte unser Freund, dass
das alte, ungewöhnliche Wissen geheim gehalten wurde. Konnte er seine Vermutung
denn begründen?
    Der ältere Mann nahm die Pfeife in den Mund und schaute
Joseph forschend über die Brillenränder an.
    - Vielleicht. Ich weiß es nicht. Er war ein Romantiker. Nach
seiner Ansicht hielten die frühen Forscher ihr Wissen geheim. Wie oft wurden
sie beschuldigt, mit dem Teufel im Bunde zu stehen! Dem Volk war Wissen
suspekt, der Aberglaube viel einfacher zu verstehen.
    Alchemisten, Scharlatane und ehrlich bemühte Wissenschaftler,
alle kamen in einen Topf. Oft wurden kluge Denker vor die Autoritäten des
Staates oder der Kirche gezogen, oder beides. Oft bedrohte man sie wegen ihrer
Erkenntnisse mit dem Scheiterhaufen.
    Zacharias wies mit der Hand auf die Bücher.
    - Nehmen Sie Galilei, ja? Wer half ihm? Wäre es
verwunderlich, wenn er Ergebnisse und Wissen nur mit einer kleinen Gruppe
Gleichgesinnter geteilt hätte?
    Joseph schaute Dr. Zacharias an:
    - Begründen? Nein. Aber ich denke, dies war Chris´
Vorstellung.
    Joseph war sich nicht sicher, warum er fast für Chris Rider
sprach. Sie hatten
    ihn doch damals am St. Johns nicht ganz ernst genommen. Ein
Spinner, der nur las und über seinem Bier stundenlang theoretisierte.
    - Ja. Das ist schon interessant. Leider war sein Tod sehr
früh. Ganz plötzlich.
    Dr. Zacharias nickte und sah Joseph durch den Rauch seiner
Pfeife an.
    - Wir brauchen Männer wie ihn. Und wie Sie, Dr. Banks!
    Joseph konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Er war
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