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Leben mit Hochsensibilitaet

Leben mit Hochsensibilitaet

Titel: Leben mit Hochsensibilitaet
Autoren: Marletta-Hart Susan
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sondern als etwas, dessen Wesen tief gefühlt werden sollte. Sie arbeitete mit Methoden, die unseren Lerneifer kanalisierten, unsere Rastlosigkeit beruhigten, unseren Kontakt zur Erde und zum eigenen Körper verbesserten und uns so energetische Erfahrungen ermöglichten. Sie lehrte uns durch Körpererfahrung. Und sie zeigte mir, wie weit ich doch bis dahin auf Denken und Wollen gegründet gelebt hatte, statt auf körperlichem Sein. Das ist nicht weiter erstaunlich, denn in unserer Gesellschaft werden Verstandesfähigkeiten von der Wiege an stimuliert und gefördert.
    Masunaga, der Begründer des Zen-Shiatsu, sagt dazu: „Das Bewusstsein, das die Dinge trennt, befindet sich in der entwicklungsgeschichtlich jungen Großhirnrinde. Je intensiver das System der Großhirnrinde funktioniert, desto stärker fällt das lymphatische System und damit unser Urinstinkt zurück. Je kultivierter, gebildeter und selbstbewusster ein Volk wird, desto abgestumpfter wird das Lebensgefühl dieses Volkes. Und so entfremden wir uns, je kultivierter wir werden, umso mehr vom gesunden Leben.“
    Meine Begegnung mit der östlichen Spiritualität ist eine Begegnung mit dem, was den Dingen innewohnt – und mit Integration. Ich glaube nicht so sehr an die Wichtigkeit von Erleuchtung. Ich denke, die Aufgabe des Menschen liegt in der Welt: im Finden des Göttlichen in sich selbst und in der Integration von Körper und Geist, Licht und Schatten, männlich und weiblich. Das unterstreicht auchC.G. Jung in seiner Individualtheorie. Ich versuche, dafür zu sorgen, dass das Urgefühl nicht ganz verloren geht. Das ist sozusagen meine Lebensregel. Ich glaube, dass uns die Erkenntnisse des Taoismus und des Buddhismus viel nützen können, wenn es darum geht, gesunde Ausgeglichenheit im Leben zu finden: die Ausgeglichenheit zwischen Denken, Handeln, Fühlen und Sein, zwischen männlichen und weiblichen Kräften in uns, zwischen innen und außen, unten und oben, zwischen Eigeninteresse und Gruppeninteresse.
    Eine der wichtigsten Einsichten, die ich in den letzten Jahren hatte, ist: Erkenntnis benötigt Zeit. Und Glück und Gesundheit sind nichts, was man erzwingen könnte. Es ist vielmehr eine Lebensweise, die durch Weisheit wächst, und diese nimmt offenkundig zu, wenn man sich ihr respektvoll öffnet. Letztendlich geht es darum, Vertrauen in die natürlichen Prozesse zu haben. Veränderungen kann man weder durch Zwang hervorrufen noch durch das Wegsperren eines Teils der eigenen Persönlichkeit – sondern nur über Integrationsprozesse, die stets damit beginnen, dass man zunächst akzeptiert, was ist.
    Ich danke allen Hochsensiblen, die bereit waren, sich von mir interviewen zu lassen, oder auf andere Art ihre Hochsensibilität mit mir geteilt haben. Dank ihrer Erfahrungen konnte ich meine Ideen testen und ausbauen. Besonderen Dank schulde ich Etty für das Lesen der Kapitel, ihre Kritik und ihre Empfehlungen, basierend auf ihrer Kenntnis klassischer Psychologie und ihrer eigenen Erfahrung als Hochsensible.
    SUSAN MARLETTA-HART
    Februar 2003

1 Hochsensibilität, eine Charaktereigenschaft
    „Nach 40 Jahren Kampf habe ich endlich einen Modus gefunden, mit mir selbst zu leben. Ich verstehe heute, wer ich bin. Merkwürdig, zurückzublicken und zu erkennen, dass ich so wenig von mir selbst begriff. Jetzt lerne ich, mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Ich falle zwar immer mal wieder auf die Nase, aber dann stehe ich auch wieder auf. Ich weiß, dass ich auf dem rechten Weg bin. Eine neue Gelassenheit ist über mich gekommen, die den Platz meiner früheren Streitsucht eingenommen hat. Ich brauche mich nicht mehr so zu beweisen.“
    „Es fühlt sich gut an, zu wissen, dass mehr Menschen so sind wie ich. Die Bekanntschaft mit dem Begriff ‚Hochsensibilität‘ war für mich wie eine Offenbarung. Als ich zum ersten Mal darüber las, war ich stark beeindruckt, da ich mich zu hundert Prozent wiedererkannte. Ein Freund hatte mich darauf aufmerksam gemacht. Schon beim Hören des Begriffs fühlte ich eine Wärme in mir aufsteigen. Das bin ich, darum geht es. Nun betrachte ich mich selbst mit den Augen eines Bewunderers. Angst hat Erstaunen Platz gemacht. In mir findet eine wunderbare Metamorphose statt.“
    „Jahrelang fragte ich mich verzweifelt, was mit mir los sei: Von außen betrachtet lief alles wie am Schnürchen, aber im Inneren erlebte ich das Gegenteil. Ich fühlte mich oft depressiv und ratlos. Ich fand mich egozentrisch, obwohl das doch nichts anderes
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