Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Titel: Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
Autoren: Sigrun Misselhorn
Vom Netzwerk:
ausgerechnet dieses Fach gewählt hatte, was in keiner Weise seinem Naturell entsprach. Worin allerdings seine Stärken lagen, das hatte sie bisher nicht herausfinden können. Wenn es nach Ulli gegangen wäre, hätte es ausgereicht sein Leben als Sohn fortzuführen.
    Sein Vater hatte jedoch andere Pläne mit ihm. Zusammen mit seinen Brüdern sollte er die Firma übernehmen. Diese hatten ihren Platz bereits gefunden. Nun erwartete man von Ulli einen guten Abschluss, damit sein Vater endgültig das Feld würde räumen können. Ulli hatte jedoch keine Eile sein Studiums zu beenden.
    Viel lieber trieb er sich beim Sport herum und traf sich mit Freunden. Um Ärger aus dem Weg zu gehen, hatte Julia ihm geholfen wo sie konnte. Schrieb ihm Hausarbeiten und lernte mit ihm, wenn er es nicht mehr verhindern konnte und sich tatsächlich an der Uni blicken lassen musste.
    Während der gesamten Zeit wussten seine Eltern nichts davon, dass Julia inzwischen bei ihm eingezogen war. So gut es ging , versuchte sie ihre Existenz in der Wohnung zu verheimlichen. Erst seitdem sie ihr Studium abgeschlossen und in einer angesehenen Kanzlei eine Arbeit angenommen hatte, erzählte Ulli seinen Eltern, dass Julia bei ihm lebte.
    Ihre Herkunft war der Familie nicht angemessen, aber da sie einen guten Ruf in der Sozietät hatte, sahen seine Eltern wohlwollend einer Verbindung der beiden entgegen. Julia wusste, dass Ulli eines Tages sehr viel mehr Geld als sie verdienen würde. Dennoch war sie mit ihrem Einkommen zufrieden.
    Noch nie hatte sie derart viel Geld verdient und das sollte erst der Anfang sein. Sie hoffte auf eine baldige Partnerschaft. Das wäre die Erfüllung all ihrer Träume. Immerhin verdiente sie inzwischen so viel Geld, dass sie es sich leisten konnte eine opulente Geburtstagsfeier auszurichten. Auch wenn ihr der Rahmen missfiel den Ullis Eltern gewählt hatten. Ebenso wie die Gästeliste.
    Julias Freundeskreis war eher begrenzt. Die meisten der über fünfzig Gäste hatte Julia zuvor noch nie gesehen. Es widerstrebte ihr, Menschen einzuladen, um Ullis Vater damit einen Gefallen zu tun. Der hatte doch schließlich selbst genug Geld. Ulli meinte, es sei wichtig und ihr würde es nicht Schaden in die gehobene Hamburger Gesellschaft eingeführt zu werden.
    Daher ließ sie es sich gefallen und akzeptierte einfach alles. Selbst die Wahl der Räumlichkeiten konnte sie nicht frei wählen und so feierte sie im Ruderclub, in dem schon seit Generationen die Söhne Mitglied waren. Alles war elitär und Julia fühlte sich auf ihrer eigenen Party unwohl.
     
    Nachdem man das Geburtstagsständchen gesungen hatte, kamen nacheinander alle geladenen Gäste zu ihr, um sie zu beglückwünschen. Sie wunderte sich, dass Ulli nicht der Erste in der Reihe gewesen war und das jedem, der sich von ihr löste sofort ein neues Glas Sekt überreicht wurde. Am Ende standen wieder alle, einen Halbkreis bildend, um sie herum.
    Noch immer hatte sie Ulli nicht gesehen . Plötzlich trat er aus der Menge und stellte sich ihr gegenüber in die Mitte. Sie sah Schweiß auf seiner Stirn. Er sah nicht gut aus, wirkte auf sie, als würde er jeden Moment in sich zusammen sinken. Hilfe suchend sah sie sich nach ihrer Freundin Gitte um.
     
    Schon vor Jahren hatte sie Ullis Nachbarin kennengelernt und sich schnell mit ihr angefreundet. Gitte bewohnte die gegenüberliegende Wohnung auf der gleichen Etage. Julia hatte sich damals sehr gewundert, in welcher Gegend Ulli wohnte.
    Der Stadtteil St. Georg genoss damals einen zweifelhaften Ruf. Mittlerweile waren die Prostituierten verschwunden und die Gegend wurde zu einem angesagten Wohngebiet. Die Mieten stiegen ins unermesslich und wer eine Wohnung hatte, würde sie nie freiwillig hergeben.
    Viele Mietwohnungen wurden in Eigentum gewandelt. Eine seltene Ausnahme stellte das Haus dar, in dem Ulli mit ihr wohnte. Die Miete war sogar durchaus angemessen. Das Haus war alt und lag gegenüber einem Krankenhaus und einem Park, der in den 1990er Jahren noch nicht saniert worden war und man sich besser nicht in ihm aufhielt, da hier viele Prostituierte ihrer Arbeit nachgingen und gern ihre Hinterlassenschaften in Form gebrauchter Kondome zurückließen.
    All das hatte Julia noch nie gestört und doch wunderte es sie, warum Ulli ausgerechnet hier wohnte. Seine Eltern lebten in einem riesigen Haus auf der anderen Seite der Alster. Seit Generation war es in Familienbesitz. Julia bezeichnete Ullis Eltern gern als Pfeffersäcke. Sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher