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Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Titel: Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
Autoren: Sigrun Misselhorn
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    Auch Ulli war einer von ihnen gewesen und gab sich sehr viel Mühe, mit ihr zusammen ein Projekt zu übernehmen. Mit einem flauen Gefühl im Bauch sagte sie Ulli zu. Er war ihr nicht nur aufgefallen da er gut aussah, er war kein guter Student. Er beteiligte sich selten in den Vorlesungen und wenn dann nur, um Fragen zu stellen, die sie als völlig unangebracht empfand, er bewies damit, dass er kein Wort verstand.
    Was sie an Mittelmäßigkeit in ihrem Aussehen zu verbuchen hatte, zeigte er in seinen Leistungen. Ihr war klar, aus welchem Grund er sich überhaupt mit ihr beschäftigte. Das gab ihr jedoch die Möglichkeit ihn näher kennenzulernen. Er war äußerst freundlich und spendierte ihr regelmäßig einen Kaffee in der Mensa. Manchmal bezahlte er sogar ihr Mittagessen. Zum Abschluss ihres Projektes, quasi als Wiedergutmachung für ihren unermüdlichen Einsatz, lud er sie dann ins Kino ein.
     
    Mit Ulli war alles anders gewesen, das beeindruckte sie und ließ sie ein wenig blind werden. Sie sah darüber hinweg, dass alle ihn Ulli nannten, obwohl er Ulrich hieß. Sogar seine politischen Ansichten konnte sie verdrängen. Sie sprach einfach nicht mit ihm darüber, auch wenn er immer wieder davon anfing, was grundsätzlich in einer heftigen Diskussion endete, in dem keiner der beiden nachgab und jeder glaubte, er sei im Recht und der andere sei total bescheuert.
    Sie sah es als willkommene Übung an, sich mit ihm verbal auseinanderzusetzen. Sehr bald stellte sie fest, dass er ihr unterlegen war. Ulli gingen relativ schnell die Argumente aus, trotzdem wollte er weiter diskutieren und sie von ihrer politischen Überzeugung abbringen.
    Drei Wochen nach dem Kinobesuch kamen sie zusammen. Sie hatte schon längst vergessen, wie sehr er sie mit seinem Filmgeschmack gelangweilt und das sie so gut wie keine Gemeinsamkeiten hatten.
    Ulli hatte sie darum gebeten sich an einem Freitagabend mit ihm und ein paar Freunden zu treffen. Weit nach zehn Uhr am Abend kam sie in der Kneipe an, in der alle bereits vollkommen betrunken schienen. Sie hatte einiges aufzuholen, dafür allerdings überhaupt kein Budget. Für ein bis zwei Biere würde es allerdings reichen.
    Sie setzte sich neben Ulli, der sie zu sich gewunken hatte. Sofort bestellte er ihr ein Bier und fragte, ob sie etwas essen woll e. Sie verneinte und schüttelte zur Unterstützung ihrer Aussage mit dem Kopf.
    „Das kann ich mir kaum vorstellen“, sagte Ulli daraufhin. „Wann hast du zu Letzt was Richtiges gegessen?“
    „Meinst du heute oder generell?“, fragte sie.
    Ulli sah sie mit leicht verkniffen Augen an.
    „Okay, ich habe noch nichts gegessen. Aber das ist völlig in Ordnung.“
    „Was möchtest du essen?“
    „Nichts, danke.“
    Ihr Magen schien jedoch anderer Meinung zu sein und verursachte ein Knurren, gefolgt von einem Gluckern, das jeden Angreifer in die Flucht geschlagen hätte.
    „Wenn du mir nicht sagst, was du möchtest, dann bestell ’ ich dir einfach was.“
    „Ulli, bitte, lass das. Ich kann mir das nicht leisten. Ich hab grad noch fünf Mark in der Tasche.“
    Ihr war es peinlich ihm gegenüber zugeben zu müssen, wie wenig Geld ihr zur Verfügung stand. Während sie verschämt auf den abgewetzten Holztisch sah, wurde ein Bier vor ihr abgestellt. Ohne, dass sie etwas dagegen unternehmen konnte, hatte Ulli etwas zu Essen bestellt. Sie war ihm dankbar und doch wollte sie nicht in seiner Schuld sein.
    Den gesamten Abend über sorgte Ulli dafür, dass sie ein volles Bierglas vor sich hatte. Später, als all die anderen bereits volltrunken den Heimweg angetreten hatten, fing er an Tequila zu bestellen. Mittlerweile war es ihr egal, wie viel er am Ende für all das bezahlen musste.
    Kurz bevor sie glaubte, sie würde mit dem Kopf auf der Tischplatte aufschlagen, fingerte sie in ihrer Hosentasche die fünf Mark hervor und knallte sie mit den Worten ‚das war’s für mich‘ vor Ulli auf den Tisch.
    „Kannste wieder einstecken“, lallte er, kam mit seinem Kopf ganz dicht an ihren und küsste sie auf ihren Mund.
    Ohne auf seinen Kuss zu reagieren steckte sie ihr Geld wieder ein.
    „Kommst du mit zu mir?“, fragte Ulli, er hatte Mühe überhaupt Worte zu finden.
    „Warum nicht?“, gab sie angestrengt zurück.
     
    Am nächsten Morgen wachte sie mit einem trockenen Mund und einem Klopfen in ihrem Kopf auf. Sie schaute sich um. Auf einem Schreibtisch in einer Ecke sah sie eine Flasche Wasser und bemühte sich vom Bett hoch zu
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