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Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg (German Edition)

Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg (German Edition)

Titel: Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg (German Edition)
Autoren: Sheryl Sandberg
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Grundzüge der Ökonomie verstehen kannst, ohne zu wissen, wie man Lotus anwendet.« Ich ging nach Hause und war überzeugt, dass ich nun rausfliegen würde. Am nächsten Tag rief Lant mich zu sich. Mein Herz klopfte. Doch statt mich hinauszuwerfen, brachte er mir bei, wie das Programm funktioniert. So verhält sich ein großartiger Chef.
    Frauen zögern auch stärker, sich um Beförderungen zu bewerben, selbst wenn sie sie verdienen. Häufig glauben sie, dass gute Leistungen im Job von selbst zu Belohnungen führen. 8 Carol Frohlinger und Deborah Kolb, Gründerinnen von Negotiating Women, Inc., nennen dies das »Tiara-Syndrom«, bei dem Frauen »davon ausgehen, dass sie nur ihre Arbeit gut machen müssen. Dann wird schon jemand auf sie aufmerksam und setzt ihnen eine Tiara auf den Kopf.« 9 In einer perfekten Meritokratie würden Tiaras wohl sehr sparsam verteilt und nur an diejenigen, die sie verdienen. Bisher ist mir im Büro jedoch noch keine begegnet. Harte Arbeit und Ergebnisse sollten von anderen anerkannt werden. Passiert das nicht, ist es schlicht notwendig, sich für sich selbst einzusetzen. Wie zuvor beschrieben muss man dabei sehr vorsichtig vorgehen. Aber tun muss man es.
    Risiken einzugehen, sich für Wachstum zu entscheiden, sich selbst herauszufordern und nach Beförderung zu fragen (natürlich mit einem Lächeln im Gesicht) sind alles wichtige Bestandteile des Karrieremanagements. Eines meiner Lieblingszitate stammt von der Autorin Alice Walker, die bemerkte: »Die meisten Menschen geben ihre Macht auf, weil sie glauben, dass sie gar keine haben.«
    Warten Sie nicht, bis Ihnen Macht angeboten wird. Genau wie bei der Tiara kann es sein, dass es nie passiert. Und abgesehen davon – wer trägt auf einem Klettergerüst schon eine Tiara?

Sind Sie mein Mentor?
    Als Kind war eines meiner Lieblingsbücher Are You My Mother? , die Geschichte eines kleinen Vogels, der aus seinem Ei schlüpft und ein leeres Nest vorfindet. Er macht sich auf die Suche nach seiner verschwundenen Mutter und stellt dabei einem Kätzchen, einem Huhn, einem Hund und einer Kuh die brennende Frage: »Bist du meine Mutter?« Jedes der Tiere antwortet mit: »Nein.« Der kleine Vogel wird immer verzweifelter und schreit am Ende auch einem Auto, einem Boot, einem Flugzeug und sogar einem Bagger (der nur mit einem lauten »Prust!« antworten kann): »Bist Du meine Mutter?« entgegen. Als er eingeklemmt zwischen den Schaufeln des Baggers hängt, scheint es, als sei der kleine Vogel verloren. Doch dann heben ihn die Schaufeln wundersamerweise zurück in sein Nest. Die Mutter kommt wieder und der kleine Vogel erklärt: »Du bist ein Vogel, und du bist meine Mutter.«
    Dieses Kinderbuch spiegelt auf prägnante Weise eine berufliche Frage wider: »Sind Sie mein Mentor?« Wenn jemand diese Frage stellen muss, dann lautet die Antwort höchstwahrscheinlich: nein. Wenn jemand den richtigen Mentor gefunden hat, ist das offensichtlich. Die Frage wird zur Aussage. Einer solchen Beziehung nachzujagen oder sie erzwingen zu wollen funktioniert eher selten. Trotzdem sehe ich andauernd Frauen, die genau das versuchen. Wenn ich Reden halte oder auf Konferenzen bin, stellt sich mir eine verblüffend große Anzahl von Frauen vor, die mich im gleichen Atemzug bitten, ihre Mentorin zu sein. Ich kann mich an keinen Mann erinnern, der mit dieser Bitte auf mich zugekommen wäre (wiewohl Männer mich öfter gebeten haben, Mentorin für ihre Frauen oder Freundinnen zu sein).
    Die Frage ist definitiv dazu geeignet, einem die Laune zu verderben – in etwa so, als wende man sich an einen nachdenklichen Begleiter und fragt: »Was denkst du?« Jede Frau in einer hohen Position, mit der ich darüber gesprochen habe, wird ebenfalls mit derartigen Anfragen überschüttet. Die Reaktion fällt einstimmig aus: »Ich weiß nie, was ich sagen soll, wenn mich eine Unbekannte bittet, ihre Mentorin zu sein.« Eine solche Frage ist schmeichelhaft, aber heikel. Selbst die Medienzarin Oprah Winfrey, von der eine ganze Generation so viel gelernt hat, fühlt sich unwohl, wenn sie gebeten wird, Mentorin zu sein. Sie sagte einmal: »Ich bin dann Mentorin, wenn ich etwas sehe und sage: ›Das will ich wachsen sehen‹.«
    Zum Teil haben wir uns das selbst eingebrockt. Seit zehn Jahren sind Mentoren und Förderer das Hauptthema bei jedem Karriereseminar für Frauen. Es ist Gegenstand von Blogs, Zeitungsartikeln und Forschungsberichten. Viele dieser jungen Frauen reagieren auf den oft
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