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Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg (German Edition)

Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg (German Edition)

Titel: Lean In: Frauen und der Wille zum Erfolg (German Edition)
Autoren: Sheryl Sandberg
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in dieser neuen Funktion einzustellen, jedoch unter der Voraussetzung, dass sie auf der Einstiegsebene anfing. Da sie sich die vorübergehenden Gehaltseinbußen leisten konnte, drängte ich sie zum Sprung. Doch sie entschied sich letzten Endes gegen eine Stelle, die sie »um vier Jahre zurückgeworfen hätte«. Ich konnte verstehen, wie weh es ihr tat, hartverdiente Errungenschaften zu verlieren. Trotzdem war mein Argument: Wenn sie noch dreißig Jahre arbeiten ging, hätte dieser »Rückschritt« um vier Jahre auf lange Sicht wenig Unterschied gemacht. Wenn der andere Weg sie glücklicher machte und die Chance auf neue Qualifikationen bot, bedeutete das in Wahrheit Fortschritt.
    In vielen Fällen müssen Frauen offener dafür werden, in ihrer Karriere Risiken einzugehen. 2 Als ich Google verließ und zu Facebook wechselte, wollten mir prozentual gesehen weniger Frauen als Männer aus meinem Team folgen. Wie gehabt hatten die Männer größeres Interesse an neuen, und wie wir in der Technologiebranche sagen, höheren Beta-Gelegenheiten – mit großen Risiken, aber auch höheren potentiellen Erträgen. Viele der Frauen meines Teams zeigten irgendwann auch Interesse an einem Wechsel zu Facebook, allerdings erst ein paar Jahre später, als das Unternehmen etablierter war. Der Preis für Stabilität sind oft geringere Wachstumsmöglichkeiten.
    Natürlich gibt es Phasen im Leben, in denen es gut ist, risikoscheu zu sein; männliche Jugendliche und Erwachsene ertrinken wesentlich häufiger als weibliche Jugendliche und Erwachsene. 3 Doch in der Wirtschaft kann die Angst vor Risiken zur Stagnation führen. Eine Untersuchung der Besetzung von Posten im höheren Management ergab, dass Frauen eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit als Männer haben, trotz neuer Aufgaben auf der gleichen Position zu bleiben. Und wenn Managerinnen aufsteigen, dann eher intern als beim Wechsel in ein anderes Unternehmen. 4 In der gleichen Organisation im gleichen Funktionsbereich zu bleiben kann mit der Zeit zu Stillstand und eingeschränkten Entwicklungschancen führen. Gezielt unterschiedliche Erfahrungen zu sammeln ist eine gute Vorbereitung auf eine Führungsrolle.
    Mir ist durchaus klar, welcher äußere Druck Frauen dazu zwingt, auf Sicherheit zu setzen und sich nicht zu bewegen. Aufgrund von Geschlechterklischees kann es schwierig sein, auf traditionell mit Männern besetzte Positionen vorzurücken. Auch ist es wahrscheinlicher, dass Frauen sich der Karriere ihres Partners anpassen als umgekehrt. 5 Ein Jobwechsel mit Umzug in eine andere Stadt kann für eine Frau die Beziehung ruinieren. Das Ergebnis ist die unglückselige Tautologie, dass die Neigung zum Stillstand zu Stillstand führt.
    Risikoaversion im Berufsleben kann Frauen zudem dazu verleiten, bei der Übernahme herausfordernder Aufgaben zurückhaltender zu sein. Meiner Erfahrung nach streben Männer eher nach Aufgaben, an denen sie wachsen können sowie nach Projekten mit hoher Sichtbarkeit, während Frauen zu Zurückhaltung neigen. Forschungsergebnisse legen nahe, dass dieses besonders für Frauen gilt, die in Umfeldern arbeiten, in denen die persönliche Leistung eine große Rolle spielt, oder wenn Frauen eng mit Männern zusammenarbeiten. 6
    Frauen meiden neue Herausforderungen unter anderem, weil sie zu viel darüber nachdenken, ob sie in dem Moment über die richtigen, für die neue Funktion benötigten Qualifikationen verfügen. Das kann zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden, da man ja eine Menge Qualifikationen überhaupt erst in der Praxis erwirbt. Ein interner Bericht von Hewlett-Packard ergab, dass Frauen sich nur dann auf offene Stellen bewerben, wenn sie glauben, die aufgezählten Kriterien zu 100 Prozent zu erfüllen. Männer bewerben sich, wenn sie glauben, 60 Prozent der Voraussetzungen zu erfüllen. 7 Dieser Unterschied hat enorme Auswirkungen, die nach und nach ihre Wirkung entfalten. Frauen müssen wegkommen von der Überzeugung: »ich kann das noch nicht« und hin zu: »das will ich machen – und ich lerne es, indem ich es mache«.
    An meinem ersten Arbeitstag bei der Weltbank bat mich Larry Summers, einige Berechnungen durchzuführen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich vorgehen sollte und wandte mich deshalb hilfesuchend an Lant Pritchett. »Mach das einfach mit Lotus 1 - 2 - 3 «, riet er. Ich sagte ihm, dass ich nicht wisse, wie das geht. »Wow«, rief er aus. »Ich kann gar nicht glauben, dass du so weit kommen konntest, oder überhaupt die
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