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Lavendel-Glorias Letzter Wille ROTE LATERNE Band 7 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)

Lavendel-Glorias Letzter Wille ROTE LATERNE Band 7 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)

Titel: Lavendel-Glorias Letzter Wille ROTE LATERNE Band 7 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
Autoren: Lisa Thomsen
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Haar.
    Gloria riss die Tür auf.
    »Gott sei Dank, Ma-Lei-Tsung«, keuchte sie. »Geh schon durch ins Badezimmer. Ich habe alles vorbereitet. «
    Im Badezimmer gab ihr die Asiatin ein Briefchen mit einem weißen Pulver. Sie bekam dafür von Gloria einen Betrag, den sie forderte.
    »Setz dich rüber und nimm dir einen Kognak. Du weißt ja, wo er steht. Ich bin in ein paar Minuten wieder da.«
    Die Chinesin betrat das Wohnzimmer. Sie nahm sich aus dem Barfach einen Kognak und blickte auf die Uhr.
    Keine fünf Minuten dauerte es, bis Gloria zurückkehrte. Ihr Gesicht hatte wieder Farbe bekommen und sah so hübsch und blühend aus wie vorher. Auf Glorias Lippen lag ein glattes und zufriedenes Lächeln.
    »Was gibt es Neues im Milieu, Ma-Lei-Tsung?«
    »Nicht viel«, sagte die Chinesin in nicht ganz akzentfreiem Deutsch. »Aber hör mir zu, Gloria. Du weißt, dass ich nicht viel an diesem Zeug verdiene. Bei dir verdiene ich überhaupt nichts daran. Du musst runter von der Nadel, sonst gehst du vor die Hunde.«
    »Ich weiß, Ma-Lei-Tsung. Aber ich bin nun einmal drauf, und irgendwie ist es wohl auch so, dass ich dieses Leben ohne das Zeug nicht ertragen könnte.«
    »Du hast doch alles, Gloria. Jede von uns würde alles dafür geben, so zu leben und zu verdienen wie du. Was willst du eigentlich noch, Gloria?«
    Sie lehnte sich zurück und schloss lächelnd die Augen. Ja, was wollte sie eigentlich noch? Ma-Lei-Tsung hatte recht; sie hatte alles, was ein Mensch sich wünschen konnte. Sie hatte ein Vermögen verdient. Aber sie war deshalb nicht glücklich. Sie dachte an ihre freudlose Jugend. Der Vater war Trinker gewesen. Die Mutter plötzlich und unerwartet verstorben, wobei nie geklärt worden war, ob sie nicht ihrem elenden Leben freiwillig ein Ende gesetzt hatte. Gloria war daraufhin in ein Heim gesteckt worden. Es war kein schönes Heim gewesen, und Gloria hatte dort keine glücklichen Tage verbracht.
    Als sie fünfzehn gewesen war, hatte sie ihren Vater einmal besuchen dürfen. Bei ihm war einer seiner Zechkumpane gewesen, der Gloria dann in seiner Trunkenheit mit Einverständnis des Vaters missbraucht hatte. Dieses Erlebnis hatte sie geprägt. Von da an hatte sie den Männern eigentlich nur noch Hass und Verachtung entgegenbringen können. Sie wollte nicht glauben, dass nicht alle so waren wie dieser übelriechende, betrunkene Kumpan des Vaters.
    Doch glücklicherweise hatte sie es gelernt, gut zu schauspielern. Sie verstand meisterhaft, ihre Gefühle hinter einem Wall aus Wärme, Herzlichkeit und Zärtlichkeit zu verschanzen. Wie es in ihr aussah, wusste niemand. Darüber redete sie mit keinem Menschen. Das trug sie alles allein. Vielleicht war dies alles nicht zuletzt der Grund für ihre Drogenabhängigkeit. Nachdem Ma-Lei-Tsung gegangen war, legte sich Gloria auf das Bett und fiel kurz darauf in einen erschöpften Schlaf.
     

    Im Kontakthof des Eros-Centers standen verschiedene Reklametafeln in verschiedenen Richtungen. An einer dieser Reklametafeln, die für eine große Zigarettenmarke warb, stand ein junges Mädchen mit dunklem Pagenkopf. Es trug einen schwarzen Lederrock und eine beinahe durchsichtige Bluse.
    »Na, Kippen-Karin?«, fragte ein rotblondes, vollbusiges Mädchen, das auf Karin Clemens zugetreten war. »Wie laufen die Geschäfte?«
    Karin Clemens, die immer an der Zigarettenreklame stand und daher den Spitznamen Kippen-Karin bekommen hatte, grinste dünn.
    »Frag nicht so blöd, du dumme Nuss«, antwortete Karin. »Du siehst doch, dass heute tote Hose ist. Oder hast du vielleicht schon etwas gemacht?«
    »Einen hatte ich«, sagte das rotblonde Mädchen. »Aber der wollte nicht richtig löhnen. Da hab ich ihn rausgefeuert.«
    »Ich glaube, ich werde für heute Schluss machen, Anita«, sagte Karin Clemens und zündete sich nochmals eine Zigarette an. »Es läuft ja doch nicht mehr viel in diesem Stall. So kurz vor dem Ersten haben die Kerle kein Geld. Man steht sich nur die Beine in den Bauch. Ich glaube, ich geh rauf und schlafe 'ne Runde.«
    »Komm, lass uns erst noch auf 'nen Kaffee rüber zur Chinesin gehen«, schlug Anita vor.
    Damit meinte sie Ma-Lei-Tsung, die auf der gegenüberliegenden Seite ein kleines China-Restaurant betrieb. Bei Ma-Lei-Tsung fühlten sich die Mädchen wohl. Außerdem war es bekannt, dass sie dort den Stoff für ihre Träume bekamen. Freilich war das Drogendezernat hinter der jungen Chinesin her. Aber sie war vorsichtig genug, um sich nicht erwischen zu lassen. Doch
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