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Lauter Bräute

Lauter Bräute

Titel: Lauter Bräute
Autoren: Bernard Glemser
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der mich festhielt. »Ich muß zu Mr. Kirkpatrick! Loslassen!«
    »Der ist okay, Miß«, sagte der Detektiv. »Keine Sorge.«
    Aber ich sorgte mich um ihn. Ich wurde beinahe hysterisch vor Angst, auch dann noch, als ich ihn aufstehen und sich die Asche vom Jackett und von den Hosenbeinen klopfen sah. Ich war so durcheinander, daß ich mich von dem Detektiv losriß und hinüberflog zu ihm, als sei er ein Hundert-Kilo-Baby.
    »Sind Sie unverletzt?« fragte ich.
    Er nickte.
    »Sind Sie ganz sicher, ganz, ganz sicher?«
    Er schob mich sanft zur Seite, denn die Feuerwehrleute hatten auf diesen Augenblick gewartet. Sie stürzten vor. Wir standen dabei und sahen zu. Äxte krachten hernieder; ich hörte Holz splittern; ich sah die Feuerlöscher überall Schaum verspritzen, und mußte unwillkürlich denken: Ich hätte es mir sagen sollen, daß meine Zeit als stellvertretende Einkäuferin der Abteilung Brautausstattungen so enden würde. Wie eine Wagner-Oper. In Flammen und Rauch, und das Foyer in Trümmern.
    Wie sonst?

    Kirkpatrick sagte: »Der Schaden ist nicht groß. Es hätte sehr viel schlimmer sein können.«
    »Es ist schrecklich«, sagte ich.
    Er hatte den Arm stützend um meine Schultern gelegt. Ich zitterte wie Espenlaub. Mr. Tompkins brach durch das Chaos von Rauch und Feuerwehrleuten und Polizisten und blieb wie angewurzelt stehen ob des Anblicks, die Einkaufsassistentin im Arm des Etagenchefs zu finden. Er öffnete den Mund, brachte jedoch vor Verblüffung kein Wort heraus.
    Kirkpatrick sagte mit klarer Stimme: »Tompkins, da Sie gerade hier sind, sollen Sie es als erster wissen: Miß Evans und ich werden heiraten.«
    »Junge!« platzte Mr. Tompkins heraus, während ihm fast die Augen aus dem Kopf quollen.
    »Suchten Sie mich?« fragte Kirkpatrick.
    Tompkins riß sich mit Mühe zusammen. »Wir haben den Bombenleger gefunden, Sir. Miß Cullen erkannte ihn in der Menge draußen. Wir halten ihn in Miederwaren fest.«
    »Er kam wieder, um sich anzusehen, was hier los war?«
    »Genau. Das tun sie meistens.«
    »Gut«, erklärte Kirkpatrick, und zu mir gewandt: »Würdest du in deinem Büro warten, D’Arcy? Ich komme gleich. Gönne dir ein paar Minuten Ruhe.«
    »Ja«, sagte ich. D’Arcy! Zum erstenmal hatte er mich beim Vornamen genannt.
    Ich wandte mich zum Gehen, und Mr. Tompkins rief mir nach: »Oh, D’Arcy — Miß Evans! Meinen herzlichen Glückwunsch!«
    »Danke!« rief ich zurück.
    Ich ging nicht direkt in mein Büro. Erst verschaffte ich mir einen allgemeinen Lageüberblick. Die Bräute mit Verwandten und Freundinnen strömten zurück ins Foyer und in die Anproben, und ich wollte sicher sein, daß niemand einen Schock erlitten hatte. Sie waren natürlich alle bei bester Gesundheit. Sie hatten an andere Dinge zu denken, die viel wichtiger waren als eine lächerliche, kleine, selbstgebastelte Bombe. Miß Greene war unser einziges Opfer; doch sie erholte sich sehr schnell und konnte sich weiter um das Mädchen mit der Maske kümmern.
    Ich ging in mein Büro, setzte mich an meinen Schreibtisch und wartete; und schließlich erschien Russell Kirkpatrick. Er schloß die Tür, stand da, blickte mich wortlos an, und ich saß da und blickte wortlos zu ihm auf.
    »Tut mir leid, daß ich dich warten ließ«, sagte er schließlich. »Wir haben den Mann zur Vernehmung in Johns Büro gebracht.«
    »Der arme, kleine Kerl. Was wird mit ihm passieren?«
    »Sie werden ihn wohl zur Beobachtung ins Bellevue schicken.« Nach einer Pause fuhr er fort: »D’Arcy, willst du mir einen großen Gefallen tun?«
    »Was du willst!«
    Er kam um den Schreibtisch und legte mir die Hände auf die Schultern. »Wenn ich dir das nächstemal sage, daß du einer Bombe nicht zu nahe kommen sollst, dann bleibe auch weg.«
    »Ja, Russell, das verspreche ich dir.«
    Er strich mir übers Haar. »Ich habe dir vorhin draußen gesagt, daß ich dich liebe. Das ist die Wahrheit. Du hast mich die vergangene Woche fast zur Raserei getrieben, nur, weil ich dich liebe.« Er beugte sich nieder und küßte mich, wieder und wieder.
    Ich schlang die Arme um seinen Hals.
    Nach einer Weile sagte er: »Dies hier ist nicht der richtige Ort für uns. Machen wir, daß wir ‘rauskommen.«
    »Aber — «
    »Kein Aber. Du brauchst was zu trinken. Und du mußt was essen. Es ist nach zwei. Vivienne Gordon kann die Abteilung für den Rest des Nachmittags übernehmen.«
    Ich machte keine Einwendungen. Ich sagte nicht: heute ist Samstag; samstags gehe ich nie zum
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