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Laura und das Labyrinth des Lichts

Laura und das Labyrinth des Lichts

Titel: Laura und das Labyrinth des Lichts
Autoren: Peter Freund
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– verächtlich die einen, fast hasserfüllt die anderen.
    Er wusste auch so, dass sie ihm die Schuld an der vernichtenden Niederlage gaben, die ihr Gebieter, der Schwarze Fürst, unlängst gegen den Hüter des Lichts erlitten hatte. Er habe die alte Prophezeiung falsch ausgelegt, warfen sie ihm vor, und Borboron nicht von dem Schwertduell gegen Elysion abgehalten, aus dem der Anführer des Lichts überraschend als Sieger hervorgegangen war.
    Diese Narren!
    Als ob es ein Kinderspiel wäre, solche rätselhaften Vorhersagen richtig zu deuten! Selbst für einen gefürchteten Magier wie ihn, der sich auf die schwärzesten der Schwarzen Künste verstand, stellte das jedes Mal aufs Neue eine große Herausforderung dar. Die Prophezeiungen waren meist überaus vieldeutig formuliert und deshalb schwer zu entschlüsseln.
    Hinterher, wenn es zu spät war, konnte jeder klug daherschwätzen und behaupten, er hätte es besser gewusst. Und genau das hatten Aslan, der Anführer der Schwarzen Garde, und diese hinterhältige Schlange, die Gestaltwandlerin Syrin, getan: Sie hatten ihm die Schuld an der verheerenden Niederlage zugeschoben und es zudem geschickt verstanden, auch beim restlichen Gefolge Stimmung gegen den Schwarzmagier zu machen. Kein Wunder also, dass man in der Dunklen Festung inzwischen fast einhellig der Meinung war, nur er allein, der einstmals von allen bewunderte und hochverehrte Fhurhur, trage die Verantwortung für das Debakel.
    Dabei hatte doch nicht er das Schwert gegen diesen Knecht des Lichts geführt, sondern vielmehr sein Gebieter Borboron, der siegessichere Anführer der Dunklen Heere! Ein wahrer Hüne, der vor Kraft kaum laufen konnte – und sich dann von dem greisen und gebrechlichen Elysion im Zweikampf übertölpeln ließ.
    Aber den Schwarzen Fürsten wagte natürlich niemand zu beschuldigen! Weil jeder wusste, was geschehen würde, wenn Borboron Wind davon bekam: Er würde denjenigen unverzüglich dem Henker überantworten und ohne Gnade hinrichten lassen.
    Während der Fhurhur, tief in Gedanken versunken, Stockwerk um Stockwerk emporstieg, klang ihm der Hall der eigenen Schritte wie eine dumpfe Mahnung ans Ohr:
    Du musst etwas tun!
    Du musst etwas tun!
    Du musst …
    Eines stand schließlich fest: Wer auch immer die Schuld an dem Misserfolg trug – die Lage war so ernst wie lange nicht mehr. Die Dunkle Streitmacht war erheblich geschwächt und Borborons Ansehen im Schwinden. Aber was das Schlimmste war: Ihre mächtigste Waffe, das Schwarze Schwert Pestilenz, war in die Hände der Feinde gefallen. Die Aussichten, Elysion und seine Krieger des Lichts zu besiegen, waren damit auf einem Tiefpunkt angelangt.
    Im Lager der Dunklen machte sich bereits Unruhe breit. Langjährige Verbündete wie die Wolfsköpfigen oder die Wunschgaukler fügten sich den Anordnungen des Schwarzen Fürsten nur noch widerwillig und unter Murren. Wenn das so weiterging, war die offene Rebellion bloß eine Frage der Zeit. Dann aber wären Borborons Tage gezählt. Der Schwarze Fürst würde seinen Kopf verlieren – und er selbst, als dessen engster Ratgeber, mit Sicherheit auch.
    Aber das würde er nicht zulassen – niemals!
    Endlich war der Fhurhur im obersten Stockwerk des Turmes angekommen. Er schloss die Tür zu seiner Kammer auf, trat ein und ging rasch auf den großen Schrank zu, der an der gegenüberliegenden Wand stand. Gerade wollte er ihn öffnen, da fiel sein Blick durch das schmale Fenster gleich daneben.
    Obwohl es erst später Nachmittag war, hatte sich der Himmel über der Dunklen Festung bereits verdüstert. Die schwarzen Nebel, die ständig um die Türme waberten, und die riesigen Krähenschwärme, die rastlos über der finsteren Feste kreisten, schluckten das Licht. Das ungewöhnliche Sternzeichen am Firmament war dennoch klar und deutlich zu erkennen: Sieben Sterne, von denen einer kräftiger funkelte als der andere, formten ein hell leuchtendes Herz am Himmel. Der Fhurhur fluchte laut bei diesem Anblick.
    Dieses verdammte Siegel der Sieben Monde!
    Als wolle es sich über ihn lustig machen, leuchtete es heller denn je zuvor.
    Es war höchste Zeit, etwas dagegen zu unternehmen!
    Nur mühsam zügelte der Schwarzmagier seinen Zorn und öffnete den Schrank, in dessen Fächern Dutzende von Behältern aufgereiht standen: Tiegel, Flaschen, Becher, Schalen, Töpfe, Phiolen und Glaskolben. Der Fhurhur reckte sich, um das oberste Fach besser einsehen zu können, griff nach einer unscheinbaren Phiole in der hintersten
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