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Lauf des Lebens

Lauf des Lebens

Titel: Lauf des Lebens
Autoren: LINDA HOWARD
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Mr. Remingtons Zustand verschlimmert sich zusehends. Ich bin überzeugt davon, dass Sie …“
    „Ich bin keine Wunderheilerin“, unterbrach sie ihn freundlich. „Und ich bin ausgebucht. Warum sollte ich Mr. Remington all jenen Patienten auf meiner Warteliste vorziehen, die meine Hilfe ebenso dringend brauchen?“
    „Sind das auch Leute, die nicht mehr lange leben werden?“, fragte er unverblümt.
    „Ist das bei Mr. Remington der Fall? Den Angaben Ihres Briefes zufolge ist die letzte Operation erfolgreich verlaufen. Es gibt andere, ebenso qualifizierte Therapeuten, wenn es darum geht, Mr. Remington jetzt sofort zu behandeln.“
    Richard Dylan blickte auf das türkisfarbene Wasser des Golfs und die von der untergehenden Sonne vergoldeten Wellenkronen.„Blake Remington wird in einem Jahr tot sein“, sagte er, und sein markantes, herbes Gesicht verdüsterte sich. „Zumindest, wenn es ihm weiterhin so geht wie jetzt: Er glaubt nämlich nicht daran, dass er je wieder wird laufen können. Er hat sich aufgegeben. Er überlässt sich freiwillig dem Tod. Er isst nichts mehr und schläft nur noch selten. Er weigert sich, das Haus zu verlassen.“
    Dione seufzte. Eine Depression gehörte zur schwierigsten Diagnose bei ihrer Art von Patienten, weil sie ihnen die Energie und Entschlossenheit raubte. So oft hatte sie das schon erlebt.
    „Mr. Dylan, trotzdem könnte doch ein anderer Therapeut …“
    „Das glaube ich nicht. Ich habe bereits zwei ausprobiert. Keiner von beiden hat länger als eine Woche durchgehalten. Blake verweigert jede Zusammenarbeit, er betrachtet es als reine Zeitverschwendung, als Beschäftigungstherapie. Die Ärzte haben ihm zwar versichert, dass die Operation ein Erfolg war, aber er kann seine Beine immer noch nicht bewegen, und deshalb glaubt er ihnen nicht. Schließlich hat uns Dr. Norwood Sie empfohlen. Er hat gesagt, dass Sie gerade bei extrem abweisenden Patienten sehr erfolgreich sind – und dass Sie über außergewöhnliche Behandlungsmethoden verfügen.“
    Sie lächelte ironisch. „Es wundert mich nicht, dass er das von mir sagt, schließlich hat er mich ausgebildet.“
    Richard Dylan erwiderte ihr Lächeln. „Ich verstehe. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass Sie Blake Remingtons letzte Chance sind. Bevor Sie sich weiter auf Ihre Verpflichtungen anderen Patienten gegenüber berufen, begleiten Sie mich doch bitte zu ihm nach Phoenix und machen sich selbst ein Bild. Dann werden Sie meine Sorge sofort verstehen.“
    Dione zögerte und überdachte den Vorschlag. Sie war hin- und hergerissen. Sie hatte andere Patienten, die auf sie zählten und sie brauchten. Warum sollte sie Blake Remington diesen Patienten vorziehen? Auf der anderen Seite klang sein Fall nach einer beruflichen Herausforderung, und sie war nun einmal ein ehrgeiziger Typ, der immer wieder neue Aufgaben brauchte, um die eigenen Grenzen zu testen. Sie war sich ihres beruflichen Könnens bewusst und jedes Mal zutiefst befriedigt, wenn ihre Patienten sich nach der Behandlung deutlich besser bewegen konnten als vorher. Nach all den Jahren, die sie nun schon als selbstständige Physiotherapeutin arbeitete und quer durchs Land zu den weit verstreut liegenden Wohnorten ihrer Patienten reiste, konnte sie auf eine bemerkenswerte Reihe von Erfolgen zurückblicken.
    „Mr. Remington ist ein außergewöhnlicher Mann“, sagte Mr. Dylan mit weicher Stimme. „Er hat diverse aeronautische Anlagen entwickelt, die mittlerweile breite Anwendung in der Luftfahrttechnik finden. Er hat seine eigenen Flugzeuge entworfen, war im Auftrag der Regierung Testpilot bei hoch geheimen Flugprojekten, war Bergsteiger, Rennsegler und Taucher. Egal ob an Land, auf See oder in der Luft – er hat sich überall zu Hause gefühlt. Jetzt ist er an den Rollstuhl gefesselt, und das bringt ihn um.“
    „Bei welchem seiner Hobbys ist er verunglückt?“, fragte Dione.
    „Beim Bergsteigen. Das Seil über ihm hatte sich an einem Felsen verhakt und ist gerissen, als er mit Pendelbewegungen versuchte, es zu lösen. Er fiel auf einen Felsvorsprung gut zehn Meter unter ihm, konnte sich darauf jedoch nicht halten und stürzte weitere sechzig Meter in die Tiefe. Normalerweise sind schon die ersten zehn tödlich, aber der Schnee muss seinen Aufprall so weit abgefedert haben, dass er überlebt hat. Mehr als einmal hat er gesagt, dass er besser umgekommen wäre, als sein Leben jetzt als Krüppel zu verbringen.“
    „Erzählen Sie mir etwas über die Art seiner
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